FDP-Abgeordneter gefilzt:Fataler SSSS-Stempel

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Auch ein Mitglied im Tourismus-Ausschuss des Bundestages kann auf Reisen noch dazulernen. Stehen auf einer US-Bordkarte vier große "S", bedeutet dies Ärger - wie der FDP-Abgeordnete Burgbacher erfuhr.

Peter Blechschmidt

Flugreisende, die in den USA eine neue Bordkarte ausgestellt bekommen, sollten sich das Stückchen Pappe genauer anschauen. Wenn links oben und rechts unten in der Ecke vier große ,"S" aufgedruckt sind, signalisiert das den Sicherheitskräften, dass dieser Passagier besonders gründlich gefilzt werden muss.

Dem FDP-Abgeordneten Burgbacher wurde möglicherweise sein Schmurrbart zum Verhängnis (Foto: Foto: privat)

Das hat Anfang Februar der FDP-Bundestagsabgeordnete Ernst Burgbacher gelernt. Burgbacher, Parlamentarischer Geschäftsführer der liberalen Fraktion und Mitglied im Tourismus-Ausschuss, war mit Kollegen auf einer Dienstreise nach Costa Rica. Mit der Lufthansa ging es von Frankfurt/Main nach Dallas/Texas, wo man auf American Airlines umsteigen musste. Das Gepäck musste neu eingecheckt werden, und es gab neue Bordkarten.

Burgbacher war, so erzählte er jetzt der Süddeutschen Zeitung, schon durch die Routine-Sicherheitskontrolle, als er in einen gesondert abgesperrten Bereich beiseite gewunken wurde. Dort wurde ihm sein Handgepäck abgenommen und Stück für Stück des Inhalts peinlich genau untersucht. Burgbacher protestierte, verwies auf seinen Abgeordnetenstatus und die damit verbundene Immunität.

Diplomatenpass blieb wirkungslos

Doch sein Diplomatenpass steckte im Handgepäck, und ein amerikanischer Sicherheitsbeamter lässt sich von einem deutschen Parlamentarier sowieso nicht beeindrucken. Immerhin war der Mann so freundlich, Burgbacher nach ergebnisloser Durchsuchung über den Grund der Sonderbehandlung aufzuklären: Es waren die vier großen S.

Daheim fand Burgbacher heraus, was sie bedeuten: Secondary Security Screening Selection. Was so viel heißt wie: ausgewählt für einen zweiten Sicherheitscheck. Wie man zu dieser zweifelhaften Ehre kommt, erklärt das Internet-Lexikon Wikipedia: Der SSSS-Stempel wird vom Schalterpersonal nach unpräzisen Kriterien angewendet, was viele Kritiker von reiner Willkür sprechen lässt.

Burgbacher beschwert sich beim US-Botschafter

Burgbacher findet diese Behandlung, ganz gleich wem sie widerfährt, "entwürdigend" und hat sich beim US-Botschafter in Berlin, William Timken, beschwert. Warum ausgerechnet der 57-jährige hochgewachsene Politiker aus dem Schwarzwald herausgepickt wurde, ist unklar. Burgbacher dachte zeitweilig, es könne die Rache der Amerikaner dafür sein, dass er sich so vehement gegen die Weitergabe von Flugpassagierdaten gewehrt hat. Aber das hieße wohl das politische Gespür eines US-Airline-Angestellten zu überfordern. Vielleicht lag es ja an Burgbachers kräftigem Schnurrbart.

© SZ vom 02.03.07 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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