Falscher Amokalarm:Trittbrettfahrer wollte Freundin "imponieren"

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Die Serie angekündigter Amokläufe reißt nicht ab. Gestern gingen in Baden-Württemberg und bei München Drohungen ein, dann fanden Kölner Lehrer eine Todesliste bei einem 16-Jährigen und in Sachsen erklärte ein junger Mann, seine Schule sprengen zu wollen. Zumindest in einem Fall gab es Entwarnung.

Oliver Das Gupta

Die Anschlags-Drohung gegen eine Schule im baden-württembergischen Achern geht auf das Konto eines Trittbrettfahrers.

Wie die Offenburger Polizei sueddeutsche.de sagte, gestand einer der drei am Morgen festgenommenen jungen Männer die Tat. Als Motiv gab der 19-Jährige an, er habe seiner Freundin einen schulfreien Tag verschaffen wollen. Offenbar sei beim Verhalten des Mannes "Imponiergehabe" im Spiel gewesen, so ein Polizeisprecher.

Den jungen Mann wird sein Verhalten noch größeren Ärger bereiten: Die Staatsanwaltschaft Baden-Baden wertet die Tat als "Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten". Das Vergehen kann mit einer Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder Geldstrafe geahndet werden.

Aufregung gab es auch in einer Kölner Gesamtschule. Dort fanden Lehrer im Fach eines 16-jährigen Schülers einen Zettel, auf dem unter der Überschrift "Amok-Liste" Namen von Lehrern und Mitschülern verzeichnet waren. Nach Polizeiangaben wurden der 16-Jährige und ein 15-jähriger Mitschüler, der die Liste ebenfalls unterzeichnet hatte, verhört. Unklar war zunächst, ob es sich bei der Liste um die ernst zu nehmende Ankündigung eines Amoklaufs handelt.

Strangulier-Spiele "aus Spaß"

Beide Schüler waren laut Polizei in der Schule bereits durch aggressives Verhalten aufgefallen. Zuletzt sollen sie zwei Mitschüler "aus Spaß" die Luft abgeschnürt haben. Auch den Ordnungshütern ist das Duo bekannt: Während der 16-Jährige bei einem Diebstahl erwischt wurde, fiel der der 15-Jährige bereits durch Diebstahl, Raub- und Körperverletzungsdelikte auf.

Zuvor sorgte eine Gewaltankündigung eines 21-Jährigen Trittbrettfahrers in München für einen Polizeieinsatz. Eine ähnliche Drohung gab es in Sachsen, die inzwischen eine Suchaktion nach sich zog. Ein Sprecher der Polizei in Leipzig bestätigte sueddeutsche.de, dass bei der Behörde ein alarmierender Anruf eingegangen ist.

"Es war eine richtige Bombendrohung", sagte der Sprecher. Sinngemäß habe der Mann gesagt, dass er einen Sprengsatz in einer Berufsschule in Döbeln versteckt hätte.

Sind Gesuchter und Anrufer identisch?

Am Tag zuvor war ein 20-Jähriger von dieser Schule verwiesen worden. Seitdem ist er verschwunden. "Wir suchen nach ihm", sagte der Polizeisprecher.

Ob es sich bei dem Gesuchten auch um den Anrufer handelt, ist allerdings noch unklar. Eine Bombe fand sich in der Berufsschule nicht. Das Gebäude sei gründlich durchsucht worden - ohne Erfolg, hieß es von Seiten der Polizei. Der Schulbetrieb gehe normal weiter.

Inzwischen geht die Polizei davon aus, dass zwischen der ersten Amoklauf-Drohung und dem Selbstmord des 18-jährigen Schülers in Offenburg keine Verbindung besteht.

Die Auswertung des Computers des Schülers habe keine Hinweise auf eine mögliche Gewalttat ergeben. So genannte "Killerspiele" seien auch nicht gefunden worden.

In München nahmen Mord-Ermittler einen 21-jährigen Arbeitslosen fest und stellten in seiner Wohnung gewaltverherrlichende Spiele sicher.

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