Energieversorgung:Deutsche schuld am Stromausfall

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Nach einer Panne im deutschen Stromnetz saßen Millionen Menschen in Westeuropa am Samstagabend plötzlich im Dunkeln. Am kompletten Blackout sei Europa nur knapp vorbeigekommen, sagt ein Stromlieferant.

Allein in Frankreich hatten etwa fünf Millionen Menschen kurzzeitig keinen Strom, hieß es in französischen Medienberichten.

Ohne Elektrizität blieben auch Hunderttausende Haushalte in Deutschland, im belgischen Flandern sowie in mehreren Regionen Italiens und Spaniens. Nach etwa einer halben Stunde hatten die Stromversorger die Lage schließlich im Griff und stellten die Versorgung wieder her. Über Schäden oder mögliche Verletzte wurde zunächst nichts bekannt.

Nach den Worten eines Vorstandsmitglieds des französischen Zulieferers RTE ist Europa nur knapp einem völligen Blackout entgangen. Ausgelöst worden sei die Kettenreaktion durch eine Panne bei zwei Hochspannungsleitungen mit jeweils 400.000 Volt in Deutschland, sagte RTE-Vorstandsmitglied Pierre Bornard in der Nacht zum Sonntag. Dieses riesige Energiedefizit in Deutschland habe die Stromerzeugung in Europa aus dem Gleichgewicht geworfen.

Um einen völligen Blackout zu vermeiden, schalten Computer "brutal" den Strom für einen Teil der Konsumenten ab, sagte Bornard. Damit werde ein völliger Zusammenbruch abgewendet. Bornard sprach in diesem Zusammenhang vom "Kartenhaus-Phänomen". Die Elektrizität sei gegen 22 Uhr ausgefallen. Zwischen 22.30 und 23.00 Uhr sei die Panne wieder behoben gewesen, hieß es bei RTE.

In Nordrhein-Westfalens gingen für mehrere hunderttausend Menschen kurz nach 22 Uhr die Lichter aus. Betroffen waren nach Angaben eines Sprechers der Kölner Bezirksregierung Gebiete im Erftkreis, in den Kreisen Düren und Euskirchen sowie in der Stadt Köln. Ursache sei zu wenig Kraftwerksleistung im Netz gewesen, sagte ein Sprecher des Netzbetreibers RWE Rhein-Ruhr. Auch am Flughafen Köln-Bonn fiel der Strom aus. "Unsere Notstromaggregate sind aber gleich angesprungen, so dass es keinerlei Beeinträchtigungen im Flugverkehr gab", sagte ein Sprecher.

In Bayern war nach Angaben des Landeskriminalamtes in München die Elektrizität in den Landkreisen Coburg, Kronach und Lichtenfels ausgefallen. Ebenfalls seien Teile Baden-Württembergs, Hessens, Thüringens, Brandenburgs, des nördlichen Saarlandes sowie Gebieten von Rheinland-Pfalz ohne Strom gewesen.

In Frankreich waren mehrere Arrondissements von Paris sowie die Region Lyon aber auch Teile Nordfrankreichs, darunter Caen in der Normandie und Rennes in der Bretagne betroffen. In Frankreich hatten wegen der Stromausfälle etwa zehn Hochgeschwindigkeitszüge Verspätungen, teilte die Eisenbahngesellschaft SNCF mit. Bei der Pariser Feuerwehr glühten die Telefonleitungen.

Auch im belgischen Flandern habe es Probleme mit der Elektrizitätsversorgung gegeben, berichtete der dortige Energieversorger. Gleichmaßer saßen auch die Menschen in vielen Regionen Italiens im Dunkeln. Bei Polizei und Feuerwehr seien unzählige Anrufe besorgter Menschen eingangen. Die Feuerwehr habe einige Menschen aus stehen gebliebenen Aufzügen befreien müssen, hieß es in italienischen Medienberichten weiter.

In Spanien wurden die Region Madrid, Katalonien, das Gebiet von Valencia, Andalusien und Gebiete südlich von Madrid in Mitleidenschaft gezogen. Selbst in Marokko in Nordafrika habe die Panne Auswirkungen gezeigt, berichteten spanische Medien am Sonntagmorgen.

Der Sprecher der RWE Rhein-Ruhr, Theo Horstmann, sagte, die genaue Ursache und der Ort der Störung seien noch unklar. "Wir haben ein europäisches Verbundnetz. Insofern kann eine Störung tatsächlich weit reichende Auswirkungen in mehreren Ländern haben", erläuterte der Sprecher. Um 22.10 Uhr fiel plötzlich weiträumig der Strom aus. In Nordrhein-Westfalen seien vor allem das westliche Ruhrgebiet und der Niederrhein betroffen gewesen, sagte Horstmann. Nach spätestens einer halben Stunde sei der Strom aber überall wieder da gewesen.

Unter anderem saßen die Bewohner von Essen, Mühlheim, Oberhausen, Gelsenkirchen und Köln sowie der Kreise Wesel, Düren und Euskirchen im Dunkeln.

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