EM 2008:Randale in Klagenfurt

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Im Stadion wurde gefeiert, auf der Fanmeile randalierten Hooligans. Dennoch sind die österreichischen Behörden zufrieden mit dem Verlauf der deutsch-polnischen EM-Begegnung.

Jürgen Schmieder, Klagenfurt

Es war ein schönes Bild, das sich den Zuschauern im Wörtherseestadion bot: Polnische und deutsche Fans saßen nebeneinander in den Fanblocks, sie feierten gemeinsam und posierten für Erinnerungsfotos. Die Stimmung war überaus friedlich, was auch an den freundlichen, aber strengen Sicherheitsbeamten im Stadion lag. Die zum Fanjargon gehörenden Schmährufe wurden ruhig zur Kenntnis genommen.

Festnahmen nach Schlägereien in Klagenfurt (Foto: Foto: Reuters)

Die Krawalle indes spielten sich in der Innenstadt von Klagenfurt ab, auf den sogenannten Fanmeilen, die man mittlerweile umbenennen könnte in Pöbelmeilen. Deutsche und polnische Fans waren bereits am Tag vor dem Spiel auf dem Neuen Platz aneinandergeraten. "Das war aber nichts Großes", versicherte ein deutscher Polizist am Samstag. "Wir sind nur eingeschritten, um eine Eskalation zu verhindern."

Ungefähr 100 polnische Fans hätten mit ebenso vielen deutschen Anhängern gestritten. Durch die Architektur des Platzes müsse man schnell dazwischengehen, sagte der Polizist, weil aus den verwinkelten Gassen rund um den Platz Tausende Menschen heranströmen und sich an einer Schlägerei beteiligen könnten.

"Wehrt euch gegen die Polen"

Solch eine Schlägerei fand am Spieltag statt: Wie ein Sprecher der Polizei berichtet, haben Randalierer in einer Gasse neben der Fanzone polnische Fußballfans "mit rechtsradikalen Parolen provoziert". Sprüche wie "Deutsche, wehrt euch gegen die Polen" und "Kauft bloß nicht bei Polen" wären zu hören gewesen. Die pöbelnden Fans seien daraufhin von der österreichischen Bereitschaftspolizei "eingekesselt und festgenommen worden". Einige wurden bereits des Landes verwiesen.

Die Festnahmen seien "vorbeugend" kurz vor Anpfiff erfolgt, um eine größere Schlägerei zu verhindern. "Wir sind angewiesen, zu beobachten, schnell einzugreifen und heikle Situationen so bald wie möglich aufzulösen", sagt ein deutscher Polizist. Die Beamten hätten 140 Fans bereits seit dem Nachmittag intensiv beobachtet und wären deshalb in der Lage gewesen, die Situation schnell unter Kontrolle zu bringen.

"Von Nazi-Parolen habe ich nichts gehört", sagte ein polnischer Fan am Montag, der mit seinen Freunden auf dem Neuen Platz gefeiert hatte. "Beide Fangruppen haben sich angebrüllt, aber nationalistische Parolen waren nicht dabei."

Allerdings gab es einen Vorfall, der die Behörden noch stärker beschäftigt als die Pöbeleien. Ein TV-Kamerateam soll die Hooligans aufgehetzt haben und damit für die Krawalle zwischen deutschen und polnischen Anhängern mitverantwortlich gewesen sein.

"Das ist nicht das, was man sich von einem Fernsehteam erwartet", sagte Kärntens Landeshauptmann Jörg Haider. Die Verantwortlichen sind trotz der Vorfälle mit der Bilanz der ersten Tage dennoch zufrieden.

"Wenn man die Zahl der Polizei-Einsätze betrachtet, müsste man sich wünschen, dass jeden Tag EM wäre", sagte Österreichs EM-Chefkoordinator Heinz Palme. Vielleicht sollten sich die Österreicher überlegen, die Stadionkapazitäten kurzerhand zu erweitern - dort geht es nämlich friedlich zu.

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