Elterngeld oft sehr niedrig:Schmaler Geldbeutel in der Auszeit

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Die meisten Empfänger des Elterngeldes erhalten weniger als 500 Euro monatlich, Mütter bekommen im Schnitt weniger als Väter. Auf Besserverdiendende entfällt ein überproportional großer Teil der Zahlungen.

Felix Berth und Nina Bovensiepen

Das Elterngeld für junge Familien fällt oft relativ niedrig aus. Mehr als die Hälfte aller Antragsteller erhält weniger als 500 Euro monatlich. Dagegen bekommen nur etwa 15 Prozent der Empfänger mehr als 1000 Euro pro Monat ausgezahlt. Das geht aus einer Antwort des Bundesfamilienministeriums auf eine Anfrage des FDP-Abgeordneten Volker Wissing hervor.

Das ausgezahlte Elterngeld ist oft überraschend niedrig. Klicken Sie auf die Grafik, um die Empfängerzahlen zu sehen. (Foto: Grafik: SZ)

Das Elterngeld, das seit Jahresbeginn gezahlt wird, soll den Verdienstausfall des Elternteils ersetzen, der nach der Geburt eines Kindes zu Hause bleibt. Es beträgt 67 Prozent des früheren Nettoeinkommens, maximal jedoch 1800 Euro. Arbeitslose und Geringverdiener bekommen mindestens 300 Euro. Das Elterngeld wird höchstens ein Jahr lang gezahlt; falls der Partner eine Zeitlang aus dem Job aussteigt, wird es um zwei Monate verlängert.

Insgesamt nahmen das Elterngeld bis Ende September 386.000 Menschen in Anspruch. Auf jene 15 Prozent der Empfänger, die mehr als 1000 Euro bekamen, entfielen dabei mehr als 30 Prozent des ausgezahlten Geldes. Wissing kritisiert diese Staffelung: "Familienpolitik rechtfertigt keine Umverteilung von unten nach oben. Staatliche Fürsorge sollte sich auf diejenigen konzentrieren, die ihrer bedürfen", sagte Wissing der Süddeutschen Zeitung.

Mehr als 90 Prozent der Elterngeld-Empfänger sind derzeit Frauen. Das niedrige Elterngeld hängt mithin vor allem mit ihren geringen Gehältern zusammen. Eine Berechnung der Bundesagentur für die SZ zeigt, dass Frauen im Alter von 20 bis 30 Jahren mit abgeschlossener Berufsausbildung und Vollzeit-Job im Jahr 2005 monatlich 2000 Euro brutto verdienten. Davon bleibt ein Netto-Einkommen von 1300 Euro und - nach einer Geburt - ein Elterngeld von knapp 900 Euro.

Noch niedriger fällt das Elterngeld aus, wenn Frauen schon Kinder betreuen und aus dem Beruf ausgestiegen sind. Auch Arbeitslosigkeit sowie schlecht bezahlte Jobs für Unqualifizierte lassen die Elterngeld-Summen sinken.

Die jetzt ermittelte Höhe des Elterngeldes entspricht etwa einer Prognose des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) von 2005. Das DIW hatte einen Durchschnittswert von 460 Euro prognostiziert; das frühere Erziehungsgeld, das allerdings bis zu zwei Jahre lang gezahlt wurde, lag im Schnitt bei 170Euro pro Monat.

In der Statistik stecken noch einige Fehlerquellen. So fehlen in der Auswertung 20 Prozent der Geburten, weil ein Teil der Anträge noch nicht gestellt oder bearbeitet ist. Darunter dürften sich komplizierte Fälle befinden, etwa Selbständige mit höheren Einkommen. Außerdem haben viele Männer noch keine Anträge auf Partnermonate gestellt. Deshalb kann das durchschnittliche Elterngeld höher ausfallen als in der aktuellen Statistik.

© SZ vom 29.12.2007/grc - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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