Eklat um Zollkontrolle:"Wir geben nicht klein bei"

Lesezeit: 1 min

Nach dem Zwischenfall in den deutsch-polnischen Grenzgewässern vor Usedom, bei dem auch Schüsse gefallen sein sollen, bemühen sich Reederei und Politiker, eine weitere Eskalation zu vermeiden.

Am Dienstag hatten drei polnische Zöllner in Zivil kurz vor der Ankunft des Schiffes in dem polnischen Hafen Swinemünde (Swinoujscie) angekündigt, sie wollten Ware konfiszieren. Diese sei nicht versteuert gewesen. Daraufhin drehte das Schiff ab und fuhr mit den Beamten nach Deutschland zurück.

Nach Reederei-Angaben fielen auf polnischer Seite mehrere Schüsse. Das Auswärtige Amt und die Innenbehörden seien um die rasche Klärung des Sachverhaltes "im Geist der gut nachbarschaftlichen deutsch-polnischen Beziehungen bemüht", sagte ein Sprecher des Außenministeriums in Berlin am Donnerstag.

"Beziehungen auf keinen Fall belastet"

Die polnische Botschaft betonte, die bilateralen Beziehungen seien durch den Vorfall "auf keinen Fall" belastet. Der Vorsitzende des Auswärtigen Bundestagsausschusses, Ruprecht Polenz, warnte davor, den Zwischenfall zu einem politischen Thema zu machen. Er habe bereits mit seinem polnischen Amtskollegen über den Zwischenfall gesprochen.

Beide seien sich einig, dass dies eine polizeiliche Angelegenheit sei. Der Konsul für Rechtsfragen bei der polnischen Botschaft in Berlin, Marek Wieruszewski sagte, die Zöllner und ein Teil der Passagiere hätten in Swinoujscie aussteigen wollen.

Deshalb könne man eventuell von einem "Mini-Kidnapping" sprechen. An Bord der "Adler Dania" der Insel- und Halligreederei Sven Paulsen waren 45 Passagiere.

"Kapitän hat richtig gehandelt"

Nach Aussage von Kapitän Heinz Arendt fielen drei bis vier Warnschüsse aus einer Handfeuerwaffe auf einem polnischen Grenzschutzboot, das etwa zehn Meter neben dem Schiff gefahren sei. Konsul Wieruszewski bestätigte nur einen Leuchtkugel-Warnschuss.

Die Reederei verteidigte das Vorgehen des Kapitäns. Betriebsleiter Alwin Müller sagte in Heringsdorf: "Der Kapitän hat vollkommen richtig gehandelt. Er hat abgedreht, weil er Ladung, Passagiere und Besatzung schützen musste."

Die Zöllner hätten sich nicht ausreichend ausweisen und keinen Durchsuchungsbescheid vorweisen können. Der Kapitän habe zudem eine Auslaufgenehmigung vom polnischen Hafenamt erhalten. Müller betonte jedoch: "Ich will nicht, dass die Geschichte weiter eskaliert".

Für Freitag kündigte die Reederei eine Wiederaufnahme des Schiffsverkehrs nach Polen an, den sie am Mittwoch eingestellt hatte. "Wir geben nicht klein bei. Wir sind ja nicht im Kriegszustand", sagte Müller.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: