Eislingen-Prozess:Nicht verliebt, nur befreundet

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Der Sohn der getöteten Familie in Eislingen hat ein umfassendes Geständnis abgelegt. Er hat nicht selbst geschossen. Geliebt hat er den 19-jährigen Schützen auch nicht.

Im Prozess um den Vierfachmord von Eislingen hat der Sohn der getöteten Familie vor dem Landgericht Ulm seine Beteiligung an der Tat in einem umfassenden Geständnis eingeräumt. Jedoch soll Andreas H. nicht die tödlichen Schüsse auf seine Eltern und beiden Schwestern abgegeben haben. So hat es der 19-Jährige laut seinem Verteidiger Hans Steffan zu Protokoll gegeben. Die Aussage seines Mandanten decke sich damit mit der des mitangeklagten Schulfreundes, sagte Steffan in einer Verhandlungspause. Sein Freund Frederik B. soll geschossen haben: allein.

In der evangelischen Lutherkirche in Eislingen stehen vier Särge. Der Sohn der getöteten Familie, soll nicht die tödlichen Schüsse abgefeuert haben, sondern dessen Freund Frederik B. (Foto: Foto: dpa)

Andreas H. habe die familiäre Situation als Grund für die Tat angeführt, sei dazu aber bislang nicht weiter befragt worden, sagte Steffan. Frederik B. hatte bereits in einer früheren Vernehmung gestanden, in der Nacht auf Karfreitag alleine - auf Bitten von Andreas H. hin - dessen Familie mit 30 Schüssen ermordet zu haben.

"Mit dem Motiv tut er sich ganz arg schwer", hatte der Verteidiger von Frederik B., Klaus Schulz, über seinen Mandanten gesagt. Es gebe keinen eindeutigen Grund für die Tat. "Er hat ein neutrales Verhältnis zu den Eltern und Schwestern gehabt und weder die Eltern noch Schwestern gehasst." Der Anwalt erklärt die tödlichen Schüsse damit, dass der 19-Jährige in einem Abhängigkeitsverhältnis zu dem Sohn der Familie gestanden habe. Wie das Gericht mitgeteilt hatte, äußerte sich H. auch über seine Sicht der Beziehung zu Frederik B. Eine "homosexuelle Komponente" besteht dem Gericht zufolge nicht.

Tötungsabsichten seit 2008

Frederik B. hatte bereits in einer früheren Anhörung gesagt, Andreas H. habe sich in seiner Familie nicht mehr wohl gefühlt und schon 2008 Tötungsabsichten entwickelt. Die Ermittler gingen bislang aber davon aus, dass die beiden jungen Männer die Familie gemeinsam aus Habgier ermordet haben. So habe der zur Tatzeit 18-jährige Andreas H. die 256.000 Euro seiner Mutter alleine erben und seinen 19-jährigen Freund daran beteiligen wollen.

Vor Gericht hatte Andreas H. auch schon die ihm und seinem Schulfreund angelasteten Einbrüche und Diebstähle gestanden. So sollen die beiden Angeklagten unter anderem im Oktober 2008 die beiden Tatwaffen und 15 weitere Waffen bei einem Einbruch in das Eislinger Schützenheim gestohlen und zusammen mehrmals im Wald auf Gegenstände geschossen haben.

Der Vierfachmord wird unter Ausschluss der Öffentlichkeit verhandelt. Nur wenige Journalisten sind zugelassen. Diese müssen allerdings bei der Vernehmung der Angeklagten den Saal verlassen. Nur die Eltern von Frederik B. durften erneut im Gerichtssaal dabei sein.

© sueddeutsche.de/dpa/AP/abis/fvk - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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