Es war ein Tag im Dezember, wenige Tage vor Weihnachten, als ich Knut erstmals gewahr wurde. Medial vermittelt natürlich, durch die Kollegen der Tagesthemen.
Ich lernte vom Berliner Eisbären-Baby, fand ihn auch gleich ziemlich putzig. Dann dachte ich mir noch: Das wäre doch auch für uns bei sueddeutsche.de ein schönes Thema. Mir schwebte eine Bildergalerie vor. Eine. Nicht fünf.
Und schon gar nicht ein monatelanger, internationaler Boom mit immer sinnloser werdenden neuen Meldungen wie "Knut-Boom an der Börse", "Ein Eisbär mit eigener Zeitschrift", "Knut bekommt Manager" oder "Es ist aus" (Trennung von seinem Pfleger Dörflein).
Aber die Leute wollten das lesen. Ernst nahm das bald keiner mehr, wir schon gar nicht. Ja, wir machten uns einen Spaß aus Knut - und hatten selbigen auch mit unserem April Scherz "Um Knut ist Wut".
Wir suggerierten der - reichlich vorhandenen - geneigten Leserschaft, Berlins Bürgermeister Klaus Wowereit wolle Knut im Internet versteigern und mit dem Erlös die Schulden der Hauptstadt abbauen. Damit traten wir - unsere ganz exklusive - Knut-Welle los. Deutlich mehr Leute, als wir erwartet hatten, nahmen uns die Story ab und wir waren den nächsten Tag damit beschäftigt, wieder alles geradezurücken.
All diese Beispiele beweisen das Bedürfnis der Menschen zur Zerstreuung, zur Zerstreuung mit Meldungen, die für sich genommen lächerlich sind. Mit der Bereitschaft, sich wie wild auf diese Meldungen zu stürzen, zeigen wir, dass wir uns auch selbst nicht so ernst nehmen. Das ist eine sehr schöne Erkenntnis. Danke, Knut!