Ein Anruf bei...:Wullie Ratter, Inselvater

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Nur 28 Menschen leben auf Foula, der kleinsten Insel der Shetlands. Eine Grundschule gibt es - doch nicht jeder schickt sein Kind dorthin. Zum Beispiel Müllmann Wullie Ratter.

Interview von Lina Paulitsch

Wer Ruhe und Abgeschiedenheit sucht, ist auf der sehr abseits gelegenen schottischen Insel Foula absolut richtig. (Foto: Jeff J. Mitchell/Getty Images)

Die schottische Insel Foula ist mit nur 28 Einwohnern die kleinste der Shetland-Inseln und einer der entlegensten Orte Großbritanniens. Keine Geschäfte, keine Pubs, nur eine Post und eine Grundschule. Dort wurde bisher nur ein einziger Schüler unterrichtet. Jetzt wird eine neue Lehrerin gesucht. Ein Gespräch mit Inselbewohner Wullie Ratter.

SZ: Guten Tag, Mr. Ratter, es gibt da diese Stellenanzeige der Grundschule auf Ihrer Insel ...

Wullie Ratter: Ja, die suchen gerade eine neue Klassenlehrerin, da gab es große Anzeigen in den Zeitungen.

Warum geht die Lehrerin denn?

Nun ja, das Leben auf der Insel ist eben nicht jedermanns Sache. Weihnachten wird hier am 6. Januar gefeiert, Neujahr am 13. Januar. Und im Winter kann es schon ziemlich windig und einsam werden. Die hat gesagt, sie sei sowieso schon länger geblieben als geplant, und jetzt möchte sie halt wieder aufs Festland.

Lohnt es sich überhaupt, eine derart kleine Schule zu betreiben?

Ab September sind es ja dann immerhin zwei Schüler. Aber meine Kinder gehen da nicht mehr hin. Wir unterrichten sie zu Hause. Das haben uns die Behörden erlaubt.

Und warum?

Wir hatten einige Problemchen mit der Lehrerin, es hat uns nicht gefallen, wie da unterrichtet wurde.

Was war denn falsch an dem Unterricht?

Das war eher was Persönliches, um ehrlich zu sein. Das Verhältnis zur Lehrerin war ... schwierig. Außerdem war der tägliche Weg zur Schule für unsere Kinder ziemlich anstrengend.

Aber Ihre Insel ist doch so klein.

Na ja, die Schule liegt halt am anderen Ende. Und meine Frau und ich haben hier gerade ein Haus gebaut.

Und jetzt? Mit der neuen Lehrerin?

Das müssen die Kinder entscheiden. Sie sind neun und zehn Jahre alt und sehr glücklich daheim. Vielleicht gehen sie später zur High School auf eine andere Insel. Mal sehen. Wie sie eben Lust haben.

Ist Ihre Insel ein idealer Ort zum Leben?

Es gibt schon manche hier, die den ganzen Tag nur fernsehen. Aber für mich ist es nie langweilig. Ich mag natürlich die Abgeschiedenheit, die Stille. Aber ich bin hier auch für die Müllabfuhr zuständig.

© SZ vom 26.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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