Ein Anruf bei...:Thilo Schmidt

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Freigetränke auf den Verein? Beim Fußballklub Bremer SV hat das unter Journalisten leider zu alkoholbedingten und becherweisen Missverständnissen geführt.

Interview von Thomas Hahn

Die Fußball-Saison beim Bremer SV ist vorbei, und Pressesprecher Thilo Schmidt hat etwas aufzuarbeiten. Nämlich die Folgen eines Freigetränke-Angebots an Journalisten beim jüngsten Aufstiegsheimspiel, zu denen Schmidt in einer Mitteilung auf der Vereins-Homepage feststellt, "dass dieser Service von mehreren Besuchern mit Presse-Akkreditierung stark missbraucht worden" sei. Diese Besucher seien durch "äußerst starken Alkohol-Konsum und entsprechende ,Ausfallerscheinungen'" aufgefallen. In Klammern fügt Schmidt hinzu: "Um es mal milde auszudrücken."

SZ: War es so schlimm?

Thilo Schmidt: Schon während des Spiels in der Aufstiegsrunde zur Regionalliga gegen den VfV Borussia 06 Hildesheim sind vereinzelt Bedienungen an mich herangetreten und haben - erst noch halbwegs scherzhaft - gesagt, "meine Journalisten" würden es ja ordentlich krachen lassen. Ich wusste erst gar nicht, was die meinten. Bis eine Bedienung relativ erbost auf mich zukam und sagte: "Die wedeln da drinnen mit deinem schönen Presseausweis und bestellen sieben Bier." Drei oder vier Leute jüngeren Alters sollen das gewesen sein.

Sieben Bier sind viel für Sportjournalisten im Dienst. Waren das überhaupt welche?

Alle haben mir einen Presseausweis vorgelegt. Allerdings: Geben Sie mir zwei Minuten Zeit, um auf Google zu suchen, dann habe ich auch einen Presseausweis. So ein Ausweis ist auch nur ein Stück Papier.

Sie haben einen solchen Akkreditierungsprozess zum ersten Mal organisiert.

Normalerweise spielen wir in der Bremen-Liga gegen Teams wie TuS Schwachhausen oder SG Aumund-Vegesack. Da kommen im Höchstfall von der Regionalpresse ein, zwei Leute. Aber das Relegationsspiel gegen Hildesheim war doch eine größere Sache. Wir hatten 912 zahlende Zuschauer, so viele wie selten, da musste man auch den Zugang der Presseleute regulieren.

Aber so wie gegen Hildesheim machen Sie das von nun an nicht mehr, wie Sie auf der Vereinsseite bekannt gegeben haben.

Ich sah es als notwendig an, die Regeln zu verschärfen. Wenn ich bei einer Veranstaltung bin, um darüber zu berichten, dann lasse ich mich nicht volllaufen. Am Tag des Hildesheim-Spiels war ich mit diversen Organisationssachen beschäftigt, da habe ich bis zum Abpfiff keinen Tropfen Alkohol getrunken. Das ist für mich selbstverständlich. Umso enttäuschter war ich von denen, die unser Angebot missbraucht haben.

Und das Angebot war gedacht als . . .

. . . als Service, um zu zeigen, dass die Medienvertreter bei uns willkommen sind. Wenn ein Journalist bei einem Spiel mal ein Bierchen trinkt - völlig in Ordnung. Aber wenn einer gleich sieben Bier für sich und seine Kumpels holt - das ist daneben.

Eine neue Regel lautet: "Alkoholische Getränke werden an Besucher mit Presse-Akkreditierung nicht mehr ausgegeben".

Richtig. Für Leute mit Presseausweis gibt es alkoholfreie Getränke, Cola, Fanta, Sprite, gerne auch mal einen Kaffee. Alkohol, Bier oder was auch immer nicht mehr.

Wie ging das Spiel eigentlich aus?

2:1 für uns. Den Aufstieg haben wir dann aber trotzdem nicht geschafft.

Hatten Sie bei den Presseberichten nach dem Spiel den Eindruck, dass sie unter Alkoholeinfluss zustande gekommen sind?

Ich habe darüber wenige Presseberichte gesehen, eigentlich nur an den üblichen Stellen. Darüber hinaus habe ich die Berichterstattung sogar ein bisschen vermisst.

© SZ vom 10.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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