Ein Anruf bei...:Roberto Blanco, dem wunderbaren Sänger

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Bayerns Innenminister Joachim Herrmann sagt im Fernsehen, Roberto Blanco sei ein "wunderbarer Neger". Und das Netz tobt. Was sagt Blanco selbst dazu?

Interview von Lena Jakat

In der Talk-Sendung "Hart aber fair" zum Thema Flüchtlinge sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Montag: "Roberto Blanco war immer ein wunderbarer Neger, der den meisten Deutschen wunderbar gefallen hat." ARD-Moderator Frank Plasberg reagierte darauf mit einem schlichten "Holla". Die sozialen Netzwerke aber kochten, #Neger wurde zum meistverwendeten Hashtag bei Twitter.

Während Herrmann sich am Dienstagmorgen erklärte, reagierten die Politiker anderer Parteien mit Kritik. Aber was sagt eigentlich der wunderbare Roberto Blanco dazu? Blanco, als Sohn zweier Kubaner in Tunesien geboren, hat es in Deutschland schließlich nicht nur zum Schlagerstar ("Ein bisschen Spaß muss sein") gebracht, sondern auch zur Ehrenmitgliedschaft in Herrmanns Partei. Legendär ist sein Satz auf einem CSU-Parteitag Anfang der Achtziger: "Wir Schwarzen müssen zusammenhalten."

SZ: Herr Blanco, haben Sie die Sendung am Montag gesehen?

Roberto Blanco: Nein, aber ich habe davon gehört. Der Herr Minister hat das nicht so bös gemeint. Ich bedanke mich, dass er mich als "wunderbar" bezeichnet hat. Ich würde ihm nur raten, im nächsten Interview das Wort "Farbiger" zu benutzen.

Welche Erfahrungen haben Sie mit dem Wort "Neger" in Deutschland gemacht?

Als ich nach Deutschland kam, in den Fünfzigerjahren, da war die Rede von Negermusik- so haben sie den Jazz genannt -, von Negerkuss und eben Negern. Ich habe mich schon gewundert, dass man das so sagt, aber ich habe mich daran gewöhnt. Schließlich mochten die Leute gerne Negerküsse. Ich war immer stolz auf meine Hautfarbe. Meine Hautfarbe hat mir auch bei meiner Karriere in Deutschland sehr geholfen. Als ich angefangen habe, das war die Zeit der großen Fernsehshows, das waren Straßenfeger. Der einzige Farbige war ich. Was glauben Sie, wie die Leute sich an mich erinnert haben am nächsten Tag! Ich war einmal mit dem berühmten Vico Torriani am Flughafen, alle haben zuerst mich erkannt. Da hat Torriani zu mir gesagt: "Ich glaub', ich hab' die falsche Farbe."

1973 beim Ball des Sports: Blanco (Mitte) zwischen Hans-Dietrich Genscher (FDP, li. sitzend), Helmut Kohl (CDU) und Franz Josef Strauß (CSU). (Foto: privat)

Seitdem hat sich viel geändert.

Die Zeiten sind ganz anders - gerade mit der aktuellen Flüchtlingsdebatte. Mich persönlich macht das Wort "Neger" nicht betroffen, ich steh' über der Sache, schon immer. Es geht aber nicht um mich.

Verfolgen Sie die Flüchtlingsdebatte?

Die Menschen, die nach Deutschland kommen, tun mir leid. Man darf nicht vergessen: Vor 70 Jahren, als der Krieg zu Ende war, war man hier in Deutschland froh, dass die Amerikaner, die Franzosen, die Engländer geholfen haben. Und jetzt sollten wir den Menschen helfen, die herkommen. Das sind Menschen, die Hilfe brauchen, die aus ihrem Land flüchten, weil sie in Frieden leben wollen. Ich habe zwei Flüchtlingslager in München besucht.

Was haben Sie dort erlebt?

Da waren viele Frauen, Männer, Familien, die dort schon ein Jahr sind, ohne zu wissen, was mit ihnen los ist. Es war traurig, das zu sehen. Aber ich meine, Deutschland tut, was es kann.

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