Ein Anruf bei ...:Memoli Cakar, Besitzer eines Stuhls, auf dem Justin Bieber saß

Lesezeit: 2 min

Justin Bieber isst in Chur eine Pizza - eine Sensation! Jedenfalls lässt sich damit tatsächlich Geld verdienen.

Interview von Charlotte Theile

Ein Überwachungsvideo zeigt drei Männer beim Aufräumen. Zwei Gäste verabschieden sich, dann ist der Laden leer. Plötzlich erscheint in der Tür ein junger Mann, ganz in Gelb gewandet, hinter ihm zwei Männer in Schwarz. Der Mann in Gelb sagt "Food" und löffelt sich Luft in den Mund, der Kellner führt die drei an einen Tisch am Fenster. Eine Minute lang ist Justin Bieber einfach nur ein großer Junge, der Pizza essen will. Dann bleiben die ersten Leute an der Scheibe stehen. "Fanatiker", wie sie Memoli Cakar, Betreiber der Pizzeria "Dieci" im schweizerischen Städtchen Chur, nennt. Es ist nicht böse gemeint, im Gegenteil. Cakar hat die Fanatiker als das erkannt, was sie sind: sehr, sehr treue Kunden.

SZ: Herr Cakar, was war da im Sommer bei Ihnen in der Pizzeria los?

Memoli Cakar: Erst einmal gar nichts. Es war schon ziemlich spät, nach zehn, da haben bei uns auf dem Land die meisten Restaurants längst zu. Justin Bieber war an diesem Tag in dem kleinen Ort Bad Ragaz untergebracht, also ganz in der Nähe. Er hatte Hunger, und da haben sie ihm eben empfohlen, noch bei uns in Chur vorbeizufahren. Unsere Pizza ist hier in der Gegend bekannt.

"13.6.2017, 22:39 Uhr": der Bieber-Stuhl in der Pizzeria in Chur. (Foto: OH)

Haben Sie ihn erkannt?

Ja, an dem großen, gelben Pullover, damit war er ja den ganzen Tag schon in den Nachrichten zu sehen. Nach ein paar Minuten haben ihn die Fanatiker entdeckt. Dann war natürlich viel los.

Und Sie?

Ich habe Videos online gestellt und war überrascht: Innerhalb von 24 Stunden wurden sie viele Tausend Mal angeschaut. Dann habe ich den Stuhl, auf dem Justin Bieber saß, gravieren lassen, mit Namen, Datum und Uhrzeit. Außerdem haben wir seither eine Justin-Pizza im Angebot, mit Lachs, Kapern und roten Zwiebeln. Kostet 25 Franken.

Das ist die Pizza, die er gegessen hat?

Nein. Das ist eine, die ich gerne esse. Mit Lachs, weil Justin aus Kanada kommt. Und ich dachte, es sollte eine ungewöhnliche Pizza sein. Er hatte eine mit Schinken und Mascarpone. Leider wird die Justin-Pizza nicht so oft bestellt. Sie ist aber sehr gut!

Es gab doch sicher ein gutes Trinkgeld für Sie.

Ja, das war nett, die Rechnung war 77 Franken, und er gab mehr als 20 Franken Trinkgeld. Aber es waren dann auch schon so viele Menschen im Laden, die er in den Arm nehmen musste für Fotos und so. Dann wollte er wohl auch bald gehen. Insgesamt war er 45 Minuten bei uns.

Nur drei Tage nach dem Besuch beschrieb die Lokalzeitung Ihr Restaurant als "Wallfahrtsort für Belieber", wie sich die Fans des Sängers offiziell nennen. Pizza und Stuhl hatten Sie da schon im Angebot.

Na klar. Ich wusste, ich muss schnell sein.

Wie ist es heute? Kommen noch viele "Fanatiker" zu Ihnen in die Pizzeria?

Ja, es kommen einige, und alle wollen auf dem Stuhl sitzen. Wir haben aber auch eine gute Lage in Chur, direkt in der Innenstadt. Das mit Justin war tolle Werbung - nicht nur für uns, sondern auch für die ganze Stadt.

Und der Stuhl, auf dem er saß, ist ein stadtbekanntes Original geworden.

Das stimmt. Wir mussten schon mehrmals Leute aufhalten, die den Stuhl einfach unbemerkt hinaustragen wollten. Beim Stadtfest im August ist er uns sogar geklaut worden. Eine halbe Stunde lang war er weg. Aber dann kam jemand und sagte, für zwei Stück Pizza bringt er uns den Stuhl wieder zurück. Das hat er zum Glück auch eingehalten.

© SZ vom 19.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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