Ein Anruf bei...:Byung Chul Kim, in dessen Restaurant man mit Humor bezahlt

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Byung Chul Kim in seinem Humor-Restaurant in Zürich 2011. (Foto: Verena Mayer)

In Berlin eröffnet jetzt ein Lokal, in dem man nicht mehr mit Geld bezahlen muss.

Interview von Verena Mayer

Teilen und Tauschen sind das neue große Ding. Man stellt einander Autos oder Wohnungen zur Verfügung, tauscht Kleider und bezahlt für Dinge nur so viel, wie sie einem wert sind. Da wundert es einen nicht, dass man essen gehen kann und die Rechnung damit begleicht, dass man etwas Lustiges macht. "Humor-Restaurant" nennt sich die Idee, ein Pop-up-Lokal, das es schon in Stuttgart und Zürich gab und am Mittwoch nun in die Berliner Kitchen Gallery kommt. Erfunden hat es der in Seoul geborene und derzeit in Essen lebende Künstler Byung Chul Kim.

SZ: Herr Kim, bei Ihnen bekommt man Essen gegen Humor gratis. Soll das so etwas wie ein Restaurant-Sketch sein?

Byung Chul Kim: Nein, das ist Kunst, die etwas über Tauschmittel erzählen soll und die Monopolstellung des Geldes.

Alles klar, und wie hat man sich das genau vorzustellen?

Erst koche ich. Koreanisch, denn das kann ich gut: Bibimbap etwa, gebratenen Reis mit Gemüse und Ei. Und wenn der Gast zahlen will, komme ich an den Tisch und er muss mir etwas Amüsantes erzählen.

Ein Witz wie "Herr Ober, in meiner Suppe schwimmt ein Hörgerät. - Wie bitte?" würde sich anbieten.

Man muss sich schon Mühe geben. Ich gucke genau auf Konzept und Umsetzung. Wenn ich Kimbab serviere, also koreanisches Sushi, das zehn Euro kostet, dann muss auch der Witz zehn Euro wert sein.

Wie beurteilen Sie das?

Der Humor muss zur Atmosphäre und zum Essen passen. Das kann eine lustige Geschichte sein, ein verfremdetes Gedicht oder aber etwas Körperliches. So wie zuletzt in Harare in Simbabwe, wo die Leute gesungen und getanzt haben, Humor ist immer spannend. Manchmal kann auch ein platter Witz passend sein. Wie in Zürich, als eine Frau vom kleinen Tim erzählte, der krank im Bett liegt und zum Arzt sagt: "Herr Doktor, sagen Sie mir die Wahrheit. Werde ich eines Tages wieder zur Schule gehen können?"

Sie haben Malerei studiert, bekannt wurden Sie mit Ihrem Performance-Hotel, in dem man gegen eine Darbietung gratis übernachten konnte. Wie kamen Sie auf Essen und Humor?

Humor bedeutet, Freude geschenkt zu bekommen, das passt zu meiner Mentalität. Meine Mutter hatte in Seoul ein Restaurant, ich war oft bei ihr in der Küche und habe in die Töpfe geguckt. Wenn ich etwas von ihr wollte, konnte ich das natürlich nicht bezahlen, aber immer, wenn ich etwas gesungen oder vorgeführt habe oder eine gute Note bekam, hat sie etwas besonders Leckeres für mich gekocht.

Wie muss man sich den typischen Gast eines Humor-Restaurants vorstellen?

Das Publikum ist gut gemischt, Kinder, ältere Menschen, und in Berlin hat sich viel internationales Publikum angekündigt.

Wenn man sich Ihre früheren Videos ansieht, merkt man, dass Sie niemals lachen.

Das ist Strategie, damit die Leute nicht merken, ob ihr Humor gut oder schlecht ist.

© SZ vom 22.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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