Ehepaar Schröder:"Rücken freihalten war nie ihr Ding"

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Die Nacht, als er Kanzler wurde: Gerhard Schröder im September 1998 in der niedersächsischen Landesvertretung in Bonn, Arm in Arm mit seiner Doris. (Foto: Regina Schmeken)

Gerhard Schröder und seine Frau Doris Schröder-Köpf sind offenbar getrennt. Über das Ende einer Ehe, die immer auch eine öffentliche Angelegenheit war.

Von Christian Mayer

Die Feier zum 70. Geburtstag von Gerhard Schröder fand im Rathaus von Hannover statt, es war ein heiteres Fest mit Honoratioren und persönlichen Freunden. Dem Anlass entsprechend erfuhr der Jubilar reichlich Lob für seine politische Lebensleistung, unter dem Applaus der Gäste trat der gut gelaunte Altkanzler selbst ans Rednerpult, für ein kurzes Schlusswort. Erst ging es um seine Lieblingsfußballer von Hannover 96, dann kam er auf seine Frau zu sprechen, auf Doris Schröder-Köpf, die in der ersten Reihe saß. Er verdanke ihr viel, sagte Schröder im April 2014, allerdings sei sie nie die Frau gewesen, die aus Rücksicht auf seine Karriere gerne zurückgesteckt hätte: "Rücken freihalten war nie ihr Ding." Stattdessen habe sie ihn mit ihrer Kritik ständig herausgefordert.

Die engeren Freunde Gerhard Schröders werden sich wohl nicht so sehr gewundert haben über den Satz, den man als hingefrotzeltes Kompliment oder auch als versteckten Abschiedsgruß verstehen konnte. Ein typischer Schröder-Satz eben, ein Satz, der zu Interpretationen einlädt.

Es sieht ganz danach aus, als würden die beiden Eheleute, die zwei gemeinsame Adoptivkinder haben, künftig getrennte Wege gehen. Die Hannoversche Allgemein e meldete das unter Berufung auf eine "zuverlässige Quelle", auch die Bild-Zeitung ist offenbar gut unterrichtet. Die Trennung sei definitiv. Angeblich will Gerhard Schröder nach Ostern das gemeinsame Haus im Hannoveraner Stadtviertel Waldhausen verlassen und sich eine eigene Bleibe suchen. Ein Dementi aus dem Büro des Altkanzlers blieb aus, Doris Schröder-Köpf sei, so heißt es, derzeit verreist.

Endlich durfte er wieder ungehemmt sein Leibgericht verspeisen: Currywurst

Für Gerhard Schröder wäre es die vierte Ehe, die scheitert, eine Beziehung, die immer Gegenstand öffentlicher Berichterstattung war. Der damalige Ministerpräsident von Niedersachsen und die Politik-Journalistin aus München hatten sich 1996 kennengelernt, der Altersunterschied von 19 Jahren war kein Hinderungsgrund für die Liaison. Fotos von einem Besuch des Ministerpräsidenten auf einer Bohrinsel zeigten, wie ihm die junge Reporterin nicht mehr von der Seite wich; im Oktober 1997 heiratete das Paar. Schröder-Köpf gab ihren Job bei Focus auf, um ihren Mann beim Versuch zu unterstützen, Helmut Kohl als Bundeskanzler abzulösen. Und so sah man am 27. September 1998 nicht nur den Wahlsieger Gerhard Schröder mit hochgereckten Daumen auf der Bühne, sondern auch seine strahlende Frau Doris. Das Publikum sollte es sehen: Diese Wahl hatten beide gewonnen, im Triumph waren sie unzertrennlich, zumal der vor Selbstbewusstsein strotzende Regierungschef endlich wieder sein Leibgericht verspeisen durfte, das ihm seine Ex-Frau Hiltrud abgewöhnen wollte: Currywurst.

Doris Schröder-Köpf, die eine kleine Tochter mit in die Ehe brachte, interpretierte ihre Rolle als Kanzlergattin völlig anders als ihre Vorgängerinnen. Loki Schmidt und Hannelore Kohl waren in Bonn mit größter Zurückhaltung aufgetreten, wenn es um ehrenamtliche Aufgaben und Schirmherrschaften ging. Die Frau des "Medienkanzlers" bezog ein eigenes Büro im neuen Berliner Kanzleramt, sie äußerte sich zu gesellschaftspolitischen Fragen - zu Kampfhunden, BSE, Kindesmissbrauch, sogar zu Schröders Intimfeind Oskar Lafontaine, dem sie den Parteiaustritt empfahl. 2001 veröffentlichte sie das Buch "Der Kanzler wohnt im Swimmingpool", eine Handreichung für junge Leser.

Auf seine Doris konnte er sich verlassen, in Wahlkampfzeiten stand sie fest an seiner Seite

"Ich habe gar keine Zeit, mich auch noch um Gerds politische Angelegenheiten zu kümmern." Mit Aussagen wie dieser wollte sie wohl ihre Eigenständigkeit dokumentieren. Tatsächlich aber registrierten politische Beobachter in Berlin, dass der Kanzler sehr wohl auf die Eingebungen seiner Frau hörte. Angeblich, so schrieb es Schröder jedenfalls in seinen Erinnerungen, sei seine Frau auch auf die Idee gekommen, das Reformwerk der Hartz-Gesetze "Agenda 2010" zu nennen.

In kritischen Zeiten konnte sich der Kanzler auf seine Doris verlassen: Sowohl im Wahlkampf 2002 als auch vor der vorgezogenen Bundestagswahl drei Jahre später stand Doris Schröder-Köpf für große Interviews in der Bunten zur Verfügung. Sie verteidigte die Politik ihres Mannes mit Charme und Angriffslust. 2005 griff sie die Herausfordererin Angela Merkel sogar direkt an, indem sie ihre Versäumnisse in der Familienpolitik anprangerte.

Die Schröders waren ein Erfolgspaar, das sich nach der verlorenen Bundestagswahl 2005 umstellen musste. Der Altkanzler verdiente nun mit Berater-Tätigkeiten Geld, seine Frau machte Karriere. 2013 zog sie als SPD-Abgeordnete in den niedersächsischen Landtag ein, seit zwei Jahren ist sie Migrationsbeauftragte. "Doris arbeitet zu viel", soll Schröder öfter im halbprivaten Kreis gesagt haben, er selbst kümmerte sich verstärkt um den Haushalt.

"Als Anwalt und Norddeutscher" habe ihr Mann "so eine beruhigende Art. Deshalb versöhnen wir uns immer ganz schnell", hat Doris Schröder-Köpf einmal Reportern beim Hausbesuch in Hannover erzählt. Auch das ist jetzt wohl Geschichte.

© SZ vom 28.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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