Diebesgut:Yokos Chauffeur

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John Lennon mit seiner Frau Yoko Ono im Jahr 1971. (Foto: dpa)

In Berlin sind Gegenstände aus dem Nachlass von John Lennon aufgetaucht: seine Tagebücher und seine Brille etwa. Der mutmaßliche Hehler wurde verhaftet.

Von Renate Meinhof, Berlin

Damals, vor gut zehn Jahren in New York, da war es das, was man eine Schlammschlacht nennt, oder ein Melodram - wie man es eben sehen will. Es war die Auseinandersetzung zwischen John Lennons Witwe Yoko Ono und dem Mann, der ihr zehn Jahre lang als Chauffeur zu Diensten gewesen war. Koral Karsan heißt er, ein türkischer Staatsbürger. Es ging um Diebstahl und Erpressung. Karsan hatte Yoko Ono sogar mit dem Tod gedroht. Intimes wollte er veröffentlichen, Fotos, Videos, Yoko Ono im Nachthemd, zum Beispiel, und das war wohl noch das Harmloseste.

Er kam in Untersuchungshaft, saß ganze 60 Tage. Zum Beispiel in der New York Times konnte man damals lesen, wie Koral Karsan seine Rolle sah: Er sei viel mehr gewesen als nur ein Fahrer. Karsan der Vertraute, der Handwerker, der Krankenpfleger. Karsan der Bodyguard. Er sei durch seine Dienstherrin immer wieder erniedrigt und sein Selbstwertgefühl zerstört worden. Seine Ehe sei in die Brüche gegangen und so weiter und so fort. Aufgrund eines Deals, dem Ono zustimmte, kam Karsan auf Kaution frei und verließ das Land.

Doch verschwunden blieb, was aus Onos Wohnung in Manhattan gestohlen worden war, nämlich Gegenstände aus dem Nachlass John Lennons, seine Brille zum Beispiel, seine Tagebücher.

Dass das Geschehen von einst am Montag ausgerechnet in Berlin seine Fortsetzung finden würde, hat wohl niemand geahnt. Dass das Diebesgut in der Bundeshauptstadt auftauchen würde, auch nicht.

Am frühen Morgen nahmen Beamte des LKA, Abteilung Kunstkriminalität, einen 58-jährigen mutmaßlichen Hehler in seiner Wohnung fest. In dessen Pkw seien noch andere Dinge aus dem Nachlass des Beatles-Sängers gefunden worden. Ein weiterer Beschuldigter, so teilte die Polizei mit, "lebt in der Türkei und ist für Strafverfolgungsmaßnahmen nicht greifbar".

Ist dieser Mann Koral Karsan? Der einstige Chauffeur? Martin Steltner, Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft, sagte der SZ: "Ich würde das nicht dementieren."

Dann hat Karsan also doch noch versucht, über einen Mittelsmann ein bisschen Geld aus seinen Dienstjahren bei Yoko Ono herauszuschlagen? Jedenfalls war das Diebesgut schon vor drei Jahren "in der Szene" aufgetaucht, wie Staatsanwalt Steltner es formuliert. Aber erst in diesem Jahr habe man wegen des Verdachts des Betruges und der Hehlerei ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Insgesamt hat das LKA 80 Gegenstände sichergestellt.

Und war John Lennons Witwe in die Ermittlungen mit einbezogen? "Es hat eine Zusammenarbeit gegeben", sagt Martin Steltner knapp. John Lennon, der 1980 in New York Opfer eines Attentates wurde, hatte seinen Besitz seiner Frau Yoko Ono hinterlassen.

© SZ vom 21.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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