Die Pooths und die Sparkasse:Gern gesehene Gäste

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Düsseldorfs Sparkassenchef Humme hat stets die Nähe zu Verona und Franjo Pooth gesucht - jetzt muss er gehen. Der Staatsanwalt ermittelt gegen ihn wegen des Verdachts der Untreue.

Dirk Graalmann

Die Aussicht ist beeindruckend, die Adresse exklusiv: Kaistraße 2, Medienhafen, Düsseldorf. Wer Luxus darstellen will, ist hier genau richtig. Unter dieser feinen Adresse residiert die Firma Maxfield, das Elektronik-Unternehmen von Franjo Pooth. Am Donnerstag sah sich dort nur Michael Bremen um. Er ist der bestellte Insolvenzverwalter.

Ein Bild aus ruhigeren Zeiten: Verona Pooth und Ehemann Franjo posieren im November 2007 bei der Bambi-Verleihung in Düsseldorf (Foto: Foto: dpa (Archiv))

Inzwischen interessiert sich auch die Staatsanwaltschaft Düsseldorf für den Fall und hat ein Ermittlungsverfahren gegen den Ehemann von Verona Pooth, geborene Feldbusch, eingeleitet. Man prüfe den Verdacht auf Insolvenzverschleppung und Bestechung, sagt Staatsanwalt Johannes Mocken.

Pooth ist aber nicht allein im Visier der Ermittler. Auch gegen mehrere Vorstände der Sparkasse Düsseldorf wurde ein Verfahren eingeleitet. Im Zentrum der Vorwürfe: der bisherige Vorstandschef Heinz-Martin Humme. Gegen den 55-Jährigen wird wegen des Verdachts der Untreue ermittelt.

Das Geldinstitut hatte einen 9,2-Millionen-Euro-Kredit an Pooth vergeben - ohne entsprechende Sicherheiten zu fordern, so der Vorwurf. Man werde die Verfahren "sehr zügig bearbeiten", sagt Mocken: "Wir steigen da intensiv ein."

Das tut nicht nur die Staatsanwaltschaft. Am Freitag wurde Humme nach einer Sitzung des Hauptausschusses der Sparkasse "bis auf weiteres von seinen Aufgaben entbunden". Oberbürgermeister Joachim Erwin (CDU), zugleich Verwaltungsratsvorsitzender der Sparkasse, hatte Humme mehrfach aufgefordert, den Vorwürfen mit einer eidesstattlichen Versicherung entgegenzutreten. Humme ließ die Fristen verstreichen. Nun wurde der Chef der siebtgrößten Sparkasse Deutschlands suspendiert. "Das Vertrauensverhältnis ist zerstört", sagt Erwin.

Das Verhältnis zwischen Humme und dem Ehepaar Pooth dagegen scheint intakt zu sein. Der Banken-Chef war nicht nur geschäftlich mit der Prominenz verbandelt. Humme gehörte zu den Gästen der glamourösen Pooth-Hochzeit im Wiener Stephansdom, Humme lud im Gegenzug das Ehepaar zu seinem Geburtstag ein. Man kennt sich, man schätzt sich. Franjo Pooth war offenbar ein gern gesehener Gast in der Zentrale des Düsseldorfer Instituts. Vor allem, wenn er in Begleitung seiner bekannten Frau kam.

"Man schmückte sich gerne mit ihr", sagen Leute, die in der feinen Gesellschaft gut verdrahtet sind. Ob Preisverleihung, Hochzeiten oder Golfturnier: Verona Pooth war immer ein Hingucker. Zumeist im Schlepptau: Franjo Pooth, Selfmade-Geschäftsmann und früherer Architekturstudent.

Der Sohn eines in Düsseldorf hoch angesehenen Diplom-Ingenieurs und Architekten aber war in den Augen vieler Beobachter dabei eher schmückendes Beiwerk seiner Gattin. "Aussehen wie Siegfried, Beruf: Sohn", titelte die Rheinische Post. Zumindest perfektionierte Franjo Pooth - etwa mit seinem Hang zu protzigen Autos - die Pose des erfolgreichen Geschäftsmannes in der Welt der Reichen und Schönen. In der exklusiven "Wohlfühlstadt Düsseldorf", wie Erwin immer sagt, ist das sicher nicht von Nachteil.

Der 38-Jährige drehte jedoch nicht nur bei privaten Anlässen, sondern auch beruflich das große Rad. Bei der Funkausstellung 2007 in Berlin etwa präsentierte sich der Musikspieler-Hersteller Maxfield in einer eigenen, 800 Quadratmeter großen Halle: Eine "edle schwarze Club-Lounge", schwärmte die beauftragte PR-Agentur über die Halle, der "extravagantes Dekor mit meterhohen weißen Calla-Pflanzen den letzten Schliff" verleihen.

Hinter die Hochglanz-Fassade schaute offenbar niemand. Verona Pooth hatte die Vorzüge ihres Mannes vor längerer Zeit bereits gewohnt offenherzig kommentiert: "Er hat ein Wahnsinnstalent, irgendwelche Banken um den Finger zu wickeln." Es sollte lustig sein. Wie ernst es ist, prüft jetzt die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft.

© SZ vom 23.02.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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