Diamanten-Thriller in Antwerpen:Der große Coup

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Diebe haben in Belgien Diamanten im Wert von etwa 21 Millionen Euro geraubt - und sind untergetaucht. Das Verbrechen war minutiös geplant.

Am Montag hatten die Fahnder ein Phantombild des Hauptverdächtigen verbreitet. Eine Spur zu dem geheimnisvollen Mann fehlte aber auch noch gut eine Woche nach der Tat.

Phantombild des Hauptverdächtigen (Foto: Foto: dpa)

Unterdessen wurden Details des detailliert vorbereiteten Coups bekannt. An einen Actionthriller fühlte sich die flämische Zeitung Het Laatse Nieuws am Dienstag erinnert: "Ein Mann nimmt eine falsche Identität an, taucht ein Jahr in einer Großstadt unter, schlüpft in einen Maßanzug, gewinnt als Kunde das Vertrauen einer großen Bank, mietet ein Schließfach, kommt dort zwei Mal täglich zu festen Zeiten vorbei - elf Uhr und drei Uhr- und studiert Tag und Nacht alle Details, die er sieht." Um schließlich, als ihm die Zeit reif erschien, zuzuschlagen.

Das war am vorvergangenen Wochenende: Der große Unbekannte hatte den Tresorraum der Bank am Freitag als letzter Kunde besucht, und tauchte auf den Bildern der Überwachungskameras am Montag als erster wieder auf.

Zeichen eines perfekten Verbrechens

Danach entdeckten Angestellte die aufgebrochenen Schließfächer: 24 Kilogramm Diamanten oder 120.000 Karat waren nach Angaben der Zeitung De Standaard verschwunden, darunter etliche seltene Stücke. Die meisten hatte die Bank als Pfand für Darlehen aufbewahrt.

Die Tat trägt alle Zeichen eines perfekten Verbrechens. Außer der Kopie eines falschen argentinischen Reisepasses besitze die Staatsanwaltschaft praktisch keine Anhaltspunkte, um den mutmaßlichen Täter aufzuspüren. Tagelang klapperten die Beamten vergangene Woche das Antwerpener Diamantenviertel mit dem Phantombild in der Hand ab.

"Aber niemand konnte uns etwas über diesen Mann erzählen", sagte Justizsprecher Dominique Reyniers dem Standaard. Der höchstens 60 Jahre alte, etwa 1,90 Meter große Verdächtige sprach mit einem amerikanischen Akzent und gab sich als gebürtiger Argentinier aus. Der Pass mit dem Namen Carlos Flomenbaum, den er bei der ABN AMRO Bank vorlegte, war vor Jahren in Israel gestohlen worden.

"Der echte Carlos Flomenbaum wohnt in Argentinien und erholt sich immer noch von dem Schreck, nachdem ihn Fahnder in der vergangenen Woche zu den gestohlenen Diamanten von Antwerpen befragten", schrieb Het Laatste Nieuws.

Allzu sicher sollte sich der Täter dennoch nicht fühlen: Von den vier größten Diamanten-Diebstählen der vergangenen Jahre klärte die Antwerpener Polizei drei auf. Darunter auch den Einbruch im Diamond Center im Februar 2003, der als erfolgreichster Coup aller Zeiten ins Guiness-Buch der Rekorde einging.

Der Kopf der Bande sitzt inzwischen hinter Schloss und Riegel. Die Beute im Wert von 100 Millionen Euro allerdings ist bisher nicht wieder aufgetaucht.

© Roland Siegloff - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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