Deutscher Sprachrat:"Habseligkeiten" zum schönsten deutschen Wort gekürt

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Die Einsenderin hatte sich für "Habseligkeiten" entschieden, weil es den Gegensatz des menschlichen Strebens nach Besitz und mit dem "unerreichbaren Ziel" der Seligkeit vereine.

"Habseligkeiten" ist das schönste deutsche Wort. Das ist das am Sonntag vorgestellte Ergebnis eines internationalen Wettbewerbs. Zum zweitschönsten Wort wählte die Jury um die Präsidentin des Goethe-Instituts, Jutta Limbach, "Geborgenheit", und auf den dritten Platz kam das Wort "lieben".

Insgesamt 22.838 Einsendungen aus 111 Ländern gingen beim Deutschen Sprachrat in der Zeit vom 4. Mai bis zum 1. August dieses Jahres ein, wie der WDR am Sonntag in seiner TV-Sendung "west.Art" berichtete. Am häufigsten wurde "Liebe" vorgeschlagen.

Die Einsenderin des schönsten Wortes "Habseligkeiten", Doris Kalka, die eine Reise nach Mauritius gewonnen hat, hatte zu ihrem Vorschlag erklärt: "Das Wort bezeichnet nicht den Besitz, nicht das Vermögen eines Menschen, wohl aber seine Besitztümer, und es tut dies mit einem freundlich-mitleidigen Unterton, der uns den Eigentümer dieser Dinge sympathisch und liebenswert erscheinen lässt.

Typischer Vertreter dieser Klasse von Eigentümern ist etwa ein sechsjähriges Kind, das den Inhalt seiner Hosentaschen ausbreitet, um sich am Reichtum, an der Vielfalt der geliebten Sammlung zu erfreuen. Oder das Wort bezeichnet - die mehr vom Mitleid geprägte Variante - den spärlichen Besitz dessen, der sein Zuhause verliert und sein karges Hab und Gut für alle sichtbar transportieren muss, zu welchem Unterschlupf auch immer."

Das Wort "Geborgenheit" hatte Annamaria Musakova aus der Slowakei vorgeschlagen. "In meiner Sprache kann man die Gefühle der Geborgenheit nicht in Worte fassen. Das macht aus diesem Wort mein Lieblingswort der deutschen Sprache", erklärte sie.

Nur ein 'i' vom Leben entfernt

Das Wort "lieben" kam von Gloria Bosch aus Palma de Mallorca. "Dieses Wort ist für mich das schönste deutsche Wort, weil es nur ein 'i' vom Leben entfernt ist."

Sabine Brenner aus der Schweiz überzeugte die Juroren mit ihrem Votum für den "Augenblick" und erreichte Platz 4. "Mein schönstes deutsches Wort lautet: 'Augenblick', weil es um eine subversive Idee zu lang ist für das, was es besagt, und so viel sinnlicher klingt als ein 'Moment'."

Das von Frank Niedermeyer vorgeschlagene Wort "Rhabarbermarmelade" wurde auf Platz 5 gewählt. Er schwärmte: "Was für ein Klang! Und welches Wohlgefühl umfällt mich, wenn ich Sonntagmorgens zu meinem Schatz sagen kann: 'Barbara, reich mir doch bitte die Rhabarbermarmelade' - Der Tag ist gerettet!"

Im Wettbewerb um "Das schönste Wort der Kinder" machte die "Libelle" das Rennen. Für den zehnjährigen Sylwan Wiese ist es das schönste Wort, "weil ich Wörter mit dem Buchstaben 'l' liebe und dieses Wort sogar drei davon hat. Das Wort lässt sich irgendwie so leicht sprechen. Das flutscht so auf der Zunge. Aber ich finde auch, dass Libellen so schön flattern, und genau das erkennt man auch in dem Wort.

Das Wort macht, dass man diese Tiere von Anfang an mag und keine Angst vor ihnen hat. Würde das Tier 'Wutzelkrump' oder so heißen, dann wäre das nicht so."

Das weltweite Durchschnittsalter aller Einsender - Beiträge für das schönste Wort der Kinder ausgenommen - lag bei 39 Jahren, 65 Prozent aller Vorschläge kamen von Frauen. Etwa ein Viertel der Vorschläge wurden aus dem Ausland eingereicht. Dabei lagen die USA noch vor der Schweiz und Österreich.

Die "Liebe" war weltweit der unangefochtene Spitzenreiter unter den eingesandten Wörtern. In Deutschland kam ebenfalls die "Liebe" auf Platz eins, dicht gefolgt von "Gemütlichkeit" und "Sehnsucht".

Die Plätze vier bis zehn belegen die Wörter "Heimat", "Kindergarten", "Freiheit", "gemütlich", "Frieden", "Sonnenschein" und "Schmetterling".

Der Jury gehörten unter anderen der Sänger Herbert Grönemeyer, der Schriftsteller Uwe Timm und der Regisseur Joseph Vilsmaier an.

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