Der Fall Flick:Die Hunderttausend-Euro-Frage

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Ein umstrittener Nürnberger Anwalt behauptet, sein Mandant wisse, wo sich der gestohlene Leichnam Friedrich Karl Flicks befindet.

Michael Frank

Die tragische Groteske um den entführten Leichnam des Großindustriellen Friedrich Karl Flick geht in eine neue Runde. Über einen Nürnberger Anwalt ist ein obskures anonymes Angebot eingegangen, das Versteck des gestohlenen Sarges mit den sterblichen Überresten des Milliardärs preiszugeben, sofern seine Familie dafür 100.000 Euro zahlen würde.

Friedrich Karl Flick (Foto: Foto: dpa)

Die Witwe des entführten Toten hatte die Summe für Hinweise ausgesetzt, die zur Wiederbeschaffung des Verstorbenen sowie zur Ergreifung der Täter führen. Der Anwalt erhob im Namen ungenannter Auftraggeber nun Anspruch auf die Belohnung.

Die Familie Flick hat auf Anraten der österreichischen Polizei zunächst auf die Forderung reagiert, so stellt es Jörg-Andreas Lohr dar, der Vorstand der Familienstiftung Flick. Davon habe man sich Spuren zu den Tätern erhofft, sagte Lohr. Später sei die Forderung nachgereicht worden, dem Anwalt 11.900 Euro Honorar zu zahlen. Zudem dürften weder die Kanzlei noch ihr Mandant strafrechtlich verfolgt werden, so die Bedingung.

Keine offizielle Ermittlungen

Beide Ansinnen habe man kategorisch abgelehnt. Lohr hegt den Verdacht, der ungenannte Mandant könnte der oder einer der Täter sein oder jemand aus deren Umfeld. Daher müsse der Nürnberger Anwalt damit rechnen, der Begünstigung einer Straftat verdächtigt zu werden. Er habe im Namen der Witwe Ingrid Flick die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Deren Sprecher Johannes Mocken teilte am Sonntag mit, es gebe bisher keine offiziellen Ermittlungen gegen die Nürnberger Kanzlei.

Die Behörde beobachte den Fall aber aufmerksam. Sollte der Rechtsanwalt tatsächlich für die Sargdiebe verhandeln, werde man ein Verfahren einleiten. Dafür gebe es bisher aber keine ausreichenden Hinweise. Sollte der Anwalt indes nur für Hinweisgeber verhandeln, die mit der Tat nichts zu tun hätten, sei sein Tun rein rechtlich nicht zu beanstanden. "Feilschen um die Höhe der Geldzahlung ist vielleicht geschmacklos, aber nicht strafbar", sagte Mocken.

Oberst Christian Martinz vom Landeskriminalamt Kärnten nennt das "die erste wirklich konkrete Spur" in dem mysteriösen Fall. Bislang habe es fast nur Hinweise von Wünschelrutengängern und Wahrsagern gegeben. "Der Ball liegt jetzt aber bei den Kollegen in Deutschland", erklärte der österreichische Ermittler. Die Klagenfurter Behörden sehen in Österreich praktisch keine Spuren mehr. Die Sache habe sich ins Ausland verlagert.

Bislang unbekannte Täter hatten den Sarg Flicks Mitte November aus dessen Mausoleum auf dem Friedhof in Velden am Wörthersee. gestohlen. Der deutsche Milliardär, der im Oktober 2006 in seiner Villa am Wörthersee im Alter von 79 Jahren gestorben war, hatte seinen Alterssitz aus Steuergründen nach Kärnten verlegt und Österreichs Staatsbürgerschaft angenommen.

Anfang Dezember setzte die Familie dann die 100.000 Euro Belohnung aus. Auch eine Großfahndung im südlichen Burgenland blieb ohne Ergebnis. Damals hatte ein nach Australien ausgewanderter Österreicher einer Wiener Boulevardzeitung erzählt, er habe mit drei Mithäftlingen in der steirischen Strafanstalt Karlau den Coup ausgeheckt.

Als er nun Berichte über die Entführung von Sarg und Leichnam gesehen habe, habe er unverkennbar die "Handschrift" seiner Knastbrüder erkannt. Die Sache verlief allerdings ergebnislos, am genannten Ort fand sich keine Spur auf den Leichnam.

© SZ vom 22.12.2008/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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