Das SZ-Magazin kämpft::Für das Beheste im Mann!

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Das SZ-Magazin wünscht dem deutschen Mann "Gute Besserung!" Damit das klappt, hat man Prominente befragt, wie "er" es denn künftig anstellen soll. Den ersten Rat erteilt Dieter Hildebrandt - den letzten Marlene Streeruwitz. Dazwischen betätigen sich weitere 19 VIPs als Ersthelfer.

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(Foto: N/A)

So erzählen Sie einen Witz

Mich dürfen Sie das nicht fragen. Vom Witzeerzählen weiß ich nur, dass es ganz schwer ist. Es gibt Gesichter, die man nicht haben darf, wenn man es versucht. Man muss auch das richtige machen, wenn man es tut. Das richtige Gesicht. Man darf nicht lachen, aber auch nicht ankündigen, dass man ernst bleiben will, weil man ihn erzählt, den Witz. Höllisch konzentriert sein sollte man. Wegen der Dramaturgie. Die Einleitung muss man geschmiedet haben. Nicht mit einer Unsicherheit beginnen, etwa so:"Treffen sich Bush und Blair im Himmel. Bush hat sich über Blair beschwert...oder auch umgekehrt..." Geht nicht. Witz kaputt. "Kommt eine Frau zum Arzt..."Geht nicht mehr. "Trifft der Grün den Blau..." Out. Gute Laune muss man haben, aber tiefe Trauer im Gesicht. Und um Gottes willen keinen Witz in einem Lokal erzählen! Kurz vor der Pointe kommt immer der Kellner. Und nicht andeuten, dass gleich die Schlusspointe kommt. Wenn man sie doch herauslässt, nicht dabei ans Ohrläppchen fassen! Man kann es aber auch ganz anders machen. Wenn ein Witz erzählt werden muss, ist es am sichersten, das einem anderen zu überlassen. Kommt derjenige damit überhaupt nicht an, weiß man ganz genau, was man alles falsch machen kann. Und vielleicht auch, wie man es richtig macht.

Dieter Hildebrandt, 76, ist seit fast fünfzig Jahren Kabarettist("Scheibenwischer") und laut Franz Josef Strauß Experte für "echte politische Giftmischerei".

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So bleiben Sie auf dem Teppich

SZ-Magazin: Sie reden nicht gern über sich selbst, oder? Rudi Völler: Ja.

Warum? Ach, was soll man über sich selbst reden? Da gibt's ja immer diese klassische Frage: Herr Völler, warum sind Sie so beliebt? Was soll ich dazu sagen?

Vielleicht ist es diese Bescheidenheit, die den Leuten gefällt? Gut, es wäre einfach zu sagen, ich bin bescheiden, ich bin dies oder das. Ich habe auch meine Ecken und Kanten, und wenn mir etwas nicht passt, sage ich es demjenigen ins Gesicht. Aber ob das der Grund für die Beliebtheit ist - ich weiß es nicht.

Jürgen Kohler hatte folgende Erklärung: "Er ist einfach, wie er ist. Er spielt keine Rolle. Das merken die Menschen und deshalb lieben sie ihn so." Das möchte ich nicht kommentieren, aber ich will Ihnen ein Beispiel geben: die Geschichte mit dem Sebastian Kehl. Der hat etwas gemacht, das nicht in Ordnung war...

...nämlich im Finale des Ligapokals den Schiedsrichter geschubst... ...genau, und deshalb musste er vom Platz. Er ist dafür sehr kritisiert worden ? völlig zu Recht. Aber ich habe ihn trotzdem wieder in die Nationalmannschaft berufen. Obwohl viele da nicht gerade Beifall geklatscht haben. Verstehen Sie, was ich meine? Ich hätte es mir leicht machen und den Kehl meinerseits bestrafen können. Aber das wollte ich nicht. Da hätte ich Bauchschmerzen bekommen. Ich denke, man muss auch mal gegen den Strom schwimmen. Klar, hin und wieder muss man Kompromisse eingehen, aber es gibt viele Situationen, wo klar ist: Da geht kein Kompromiss, das muss so und nicht anders gemacht werden. Sonst ginge das gegen meine Vorstellungen und Ideale. Und dann könnte ich den Job hier nicht mehr machen.

Genau das hat Jürgen Kohler ja gesagt: Sie spielen eben keine Rolle. Aber da bin ich doch nicht der Einzige. Es gibt viele Fußballer, die normal geblieben sind - die sind eben nur nicht so im Fokus der Öffentlichkeit wie ich.

Für viele Leute sind Sie ein Vorbild. Hat das Folgen für Ihr Privatleben? Am besten geht man damit um, indem man sich gar keine großen Gedanken darüber macht. Und so zu leben versucht, wie man meint, das wäre okay. Trotzdem wird man hin und wieder Fehler machen, auch wenn man schon vierzig ist und eine gewisse Lebenserfahrung hat. Aber man kann ja nicht sagen, oh, ich bin ein Vorbild, ich muss so sein, wie mich die Fans haben wollen ? das wäre ja kein Leben mehr. Da würde man ja bescheuert.

Ein wenig scheint es, als könnten Sie einfach nichts falsch machen. Das sehe ich anders. Im Sport ist es doch so: Wenn's Misserfolge gibt, zumal bei der Fußball-Nationalmannschaft, gefällt das den Leuten nicht. Und dann kann es mit der Beliebtheit ganz schnell vorbei sein. In der Hinsicht bin ich Realist.

Wäre das vielleicht sogar eine Erleichterung für Sie? Nein. Natürlich ist es mir lieber, sie rufen "Rudi, Rudi" als "Rudi ratlos" oder "Rudi raus". Das ist doch menschlich.

Rudi Völler, 43, ist Teamchef der Fußball-Nationalmannschaft und gehört seit vielen Jahren zu den größten deutschen Sportidolen.

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So wählen Sie den richtigen Strauss

Unentschlossen steht der Mann im Laden, blickt hilflos von Vase zu Vase, und wenn dann eine Floristin freundlich fragt, was er denn gern hätte, kommt das immer gleiche "Einen schönen Strauß für zwanzig Euro bitte". Erkennen Sie sich wieder, liebe Blumenkavaliere? Dann, bitte, gehen Sie in sich! Bei allem Vertrauen zum Fachpersonal in Blumenläden ? woher soll denn eine Verkäuferin wissen, was die von Ihnen Beschenkte für "einen schönen Strauß" hält? Dieses Geheimnis müssen Sie schon selbst lüften. Sind es Margeriten oder Orchideen, die das Herz der Frau höher schlagen lassen? Sie wissen - natürlich -, dass es bei der Wahl der Rosen auf die Farbe ankommt. Wer aber die Blumensprache beherrscht, kann auch darüber hinaus eine Menge durch die Blume sagen. Nur seien Sie vorsichtig! Verplappern Sie sich nicht! Überlegen Sie, ob der Gang in das Blumengeschäft immer notwendig ist! Ein Strauß mit Bedacht gepflückter Wiesenblumen verzaubert uns Frauen mindestens eben so wie ein kunstfertig zusammengestelltes Bukett. Geben Sie uns in jedem Fall das Gefühl, dass Sie Ihr Blumengeschenk individuell ausgewählt haben und dass sich Ihre persönliche Sympathie darin ausdrückt. Sie müssen nicht immer gleich die Wunderblume finden; da haben sich - siehe Literatur - schon ganz andere vergeblich abgemüht. Aber ich warne Sie sowohl vor der Folienpackung aus dem Supermarkt als auch vor dem Glauben, dass es immer so geht wie in Dornröschen: Zuerst der Kuss und dann erblühen die Rosen ? in der Regel ist es umgekehrt!

Monika Hohlmeier, 41, ist bayrische Staatsministerin für Unterricht und Kultus, mindestens noch bis zum 21. September.

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So trennen Sie sich von den Altlasten Ihres Junggesellenlebens

Es ist verpönt, Dünnsäure in der Nordsee zu verklappen oder seine alten Autoreifen in den Wald zu schmeißen. Für Sondermüll gilt: schön vorsichtig entsorgen. Unter diese Kategorie fallen nach Ansicht der meisten Frauen auch jene Rückstände des Junggesellentums, die von Männern mit in die gemeinsame Wohnung gebracht werden. Hier ist nun der Moment, endlich die Wahrheit zu sagen: Frauen, ihr habt Recht. Wer möchte schon vor einem Couchtisch sitzen, der in der Form eines Blitzes zusammengeschweißt wurde? Wer stellt Flippergeräte und Musikboxen und Billardtische in die Wohnung? Wer zieht noch Krokolederstiefel an? Wer bewahrt Unterwäsche von Frauen auf, die die Wohnung nur einmal und betrunken betreten haben? Eben. Junggesellen machen solche Dinge. Und sonst niemand. Wenn man nun also kein Junggeselle mehr ist, dann braucht man derlei Tand auch nicht mehr. Oder wollen Sie die Wäsche Ihrer Frau schenken? Bei der Entsorgung dieser Souvenirs gilt es allerdings, Prioritäten zu setzen. Nicht alles auf einmal, sondern nach und nach, schön vorsichtig. Die Terence-Hill-und-Bud-Spencer-Videosammlung? Behalten, vielleicht kommen noch Kinder und dann kann man sie in 14 Jahren wieder ansehen. Alle Ringe und Dinge, die man jemals auf Reisen von langhaarigen Bongospielern gekauft hat? Weg! Doppelte Toaster auch. Und auch Versace-Hemden, die man 1989 günstig geschossen hat. Doch: Verschenken Sie nichts! Wer Dinge verschenkt, verlagert die alte Bedeutung nur in eine neue Wohnung. Aber die Sachen müssen aus dem Leben, aus aller Leben. Also auf die Müllkippe. Bis hierhin ist das einfach. Aber was ist mit den vielen Kartons, die im Keller rumstehen? Öffnen Sie einen dieser Kartons und sehen Sie hinein. Werfen Sie ihn dann in den Müll. Überprüfen Sie einen Monat lang, ob Ihnen irgendetwas fehlt. Wenn dies nicht der Fall ist (es ist nicht der Fall), gehen Sie abermals in den Keller. Nehmen Sie nun einen zweiten Karton und werfen Sie ihn weg, ohne hineinzusehen. Machen Sie so weiter. Belohnen Sie sich aber jedes Mal mit einer Neuanschaffung. Kaufen Sie Kaminbesteck, Fondueset und Moonboots. Wenn Sie sich scheiden lassen, haben Sie auf diese Weise Material für einen Neuanfang. Das klingt hart und pragmatisch, aber so funktioniert nun einmal der Warenkreislauf. Und nichts anderes ist das Leben. Mit oder ohne Frau.

Philipp Bestier, 28, ist Autor des "SZ-Magazins".

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