Coca Cola ohne Coca:Schutz der heiligen Pflanze

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Bolivien möchte die Markenrechte für die Kokapflanze erhalten - und fordert vom Getränkehersteller Coca Cola den Verzicht auf den Zusatz "Coca".

Peter Burghardt

Wie viel Koka heutzutage noch in Coca Cola steckt, ist ein streng gehütetes Geheimnis. Die ursprüngliche Dosis Kokain, eines von 14 Alkaloiden der Pflanze, verschwand bereits Anfang des 20. Jahrhunderts aus dem mythenumwobenen Rezept, es werden aber dem Vernehmen nach noch alkaloidfreie Extrakte als Aromastoffe hinzugeben.

Der peruanische Monopolist Enaco liefert der US-Firma Stephan Company mit Sonderlizenz Koka, wobei Coca Cola deren Verwendung hartnäckig bestreitet. Ein ungewöhnlicher Beitrag zu dem Fall kommt nun aus Bolivien, nach Kolumbien und Peru drittwichtigstes Anbaugebiet.

Ein eigener Koka-Ausschuss zur Verfassungsreform forderte in La Paz den Weltkonzern und andere Unternehmen dazu auf, "die Verwendung des Namens des heiligen Blattes in ihren Produkten" zu unterlassen.

Gegen Hungergefühle und Höhenkrankheit

Kommissionspräsidentin Margarita Terán findet es skandalös, dass die Heilpflanze der Ureinwohner einerseits international als Rauschmittel geächtet sei und andererseits hemmungslos von dem Brausehersteller vermarktet werden dürfe.

Koka (Spanisch und Englisch Coca) sollte statt dessen markenrechtlich an Bolivien gebunden werden wie Champagner an Frankreich oder Tequila an Mexiko. Zwar sind die bolivianischen Antragsteller da insofern eigensinnig, als das Gewächs in der gesamten Andenregion vorkommt und wesentlich älter ist als der Staat.

Koka verwenden die Einwohner des Hochlandes seit Jahrhunderten gegen Hungergefühle und Höhenkrankheit sowie für religiöse Zeremonien, die Blätter werden gekaut oder als Tee gekocht. Selbst eine UN-Studie bestätigte den medizinischen Nutzen, obwohl die Vereinten Nationen Koka andererseits als verbotene Substanz wie Opium und Cannabis führen.

Vor allem Boliviens Präsident Evo Morales will das ändern. Sein Aufstieg begann in der Region Chapare, wo Coca Cola laut Margarita Terán ebenfalls Koka einkauft. Morales und andere Kritiker halten es für widersinnig, dass die USA mit Milliarden Dollar dazu beitragen, Plantagen mit Gift zu zerstören und andererseits größter Verbraucher von Kokain sind.

"Ja zu Koka, Nein zu Kokain"

Vor der UN-Versammlung präsentierte Morales 2006 ein Kokablatt und erläuterte: "Das ist nicht weiß wie Kokain", es sei grün und repräsentiere die Kultur der Anden. Er will das Blatt sogar statt Lorbeer und Oliven ins bolivianische Wappen aufnehmen. Außerdem lässt seine Regierung zum Ärger Washingtons mehr Koka-Anbaufläche zu.

"Ja zu Koka, Nein zu Kokain", lautet ihr Motto. Sprecher Alex Contreras gab in der Zeitung La Razón bekannt, Koka sei "ein Naturprodukt, Nahrungsmittel, Medikament und Ritual. Wir sind nicht sehr interessiert daran, dass einige Firmen den Namen Koka nützen. Wir glauben, dass sich der Industrialisierungsprozess erweitern sollte."

Coca Cola reagierte erwartungsgemäß kühl. Das Unternehmen, so hieß es, sei Hunderte Male mehr wert als ganz Bolivien. Das sind genau die Antworten, die solche Länder nicht hören wollen.

© SZ vom 21.03.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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