China:Zahlreiche Tote bei schwerem Zugunglück

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Beim Zusammenstoß zweier Passagierzüge in Ostchina sind mehr als 70 Menschen ums Leben gekommen. Hunderte wurden verletzt. Als Unglücksursache nennen die Behörden menschliches Versagen.

Bei einem der schwersten Zugunglücke seit Jahren sind in China mindestens 70 Menschen ums Leben gekommen und Hunderte verletzt worden. Ein Schnellzug von Peking in die Hafenstadt Qingdao sei aus ungeklärter Ursache entgleist und mit einem anderen Zug kollidiert, berichtete die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua.

Rettungskräfte bergen Tote und Verletzte aus den Trümmern der ineinander gefahrenen Züge in der Provinz Shandong. (Foto: Foto: Reuters)

Der Unglück ereignete sich auf einer alten Trasse zwischen Qingdao und der Provinzhauptstadt Jinan, die älteren Plänen zufolge vor den Olympischen Spielen im Sommer in Peking für den Passagierverkehr gesperrt werden sollte.

Eine neue Hochgeschwindigkeitsstrecke von Peking in die Hafenstadt soll vor Ende Mai fertig werden. In Qingdao finden die olympischen Segelwettbewerbe statt. Das Unglück ereignete sich am Morgen um 4:41 Uhr (Ortszeit) im Dorf Hejiacun in der Nähe der Stadt Zibo in der Provinz Shandong, etwa 70 Kilometer von Jinan entfernt.

Mindestens 51 Passagiere befanden sich nach dem Unglück noch in kritischem Zustand. Unter den Verletzten seien vier Franzosen, die mit Knochenbrüchen ins Krankenhaus gebracht wurden. Es seien keine Ausländer ums Leben gekommen.

Terroranschlag ausgeschlossen

Die Bilder vom Unglücksort zeigten Waggons, die von der erhöhten Trasse herabgestürzt waren. Insgesamt seien acht Wagen des Schnellzuges T195 aus Peking sowie vier Waggons des zweiten Zugs mit der Nummer 5034 entgleist, der auf dem Weg von Yantai in Shandong in die Stadt Xuzhou der Provinz Jiangsu gewesen war.

Durch das Unglück war der Verkehr zunächst unterbrochen, sollte am Dienstag aber wieder aufgenommen werden. Für den Unfall machten die Behörden menschliches Versagen verantwortlich, ohne Details zu nennen. Einen Terroranschlag schlossen sie aus.

Augenzeugen berichteten laut Xinhua von Passagieren, die aus den Fenstern der entgleisten Waggons krochen und sich mit Bettwäsche aus den Schlafwagen gegen die Morgenkälte schützten. Auf dem Boden um die schwer beschädigten Waggons herum hätten zerbrochene Thermosflaschen und blutige Laken gelegen.

Eine 38-jährige Frau und ihre 13 Jahre alte Tochter berichteten, sie hätten zum Zeitpunkt des Unglücks wie die meisten Passagiere geschlafen. "Ich wachte plötzlich auf, als ich merkte, dass der Zug mit einem Ruck zum Stehen kam. Nach ein oder zwei Minuten ging es weiter, aber kurz darauf stürzte der Zug um", erzählte die Frau.

Die Behörden hätten umgehend mit Rettungsarbeiten und der Suche nach der Unglücksursache begonnen. 700 Ärzte und Krankenschwestern seien in den 19 Krankenhäusern der Umgebung mit der medizinischen Versorgung der Opfer beschäftigt. Zwei Eisenbahnfunktionäre aus der Provinzhauptstadt wurden bereits entlassen.

Es sei schon das zweite schwere Zugunglück im ostchinesischen Shandong in diesem Jahr. Im Januar hatte ein Schnellzug eine Gruppe Gleisarbeiter überfahren. Dabei kamen 18 Menschen ums Leben, neun wurden verletzt.

© dpa/AFP/gal - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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