China nach dem Beben:"Man tut hier das, was notwendig ist "

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Seit Januar 2003 befindet sich der Münchner Klaus Därr auf Weltreise und hat dabei mehr als 50 Länder bereist. Derzeit befindet er sich in der zentralchinesischen Stadt Chengdu und erlebte das Erdbeben und seine Auswirkungen.

Jürgen Schmieder

Der Münchner Klaus Därr hat bereits mehr als 50 Länder bereist - er hat also einiges gesehen. Derzeit befindet er sich in der zentralchinesischen Stadt Chengdu und wurde wie viele Menschen dort vom schweren Erdbeben in der Provinz Sichuan überrascht. Im Interview spricht er über Nachbeben und die gegenseitige Hilfe.

Ein Mann schützt sich mit einem Regenschirm und beobachtet die Aufräumarbeiten in Dujiangyan. (Foto: Foto: dpa)

sueddeutsche.de: Wie haben Sie das Erdbeben erlebt?

Klaus Därr: Meine Frau und ich waren im Zentrum von Chengdu. Wir saßen auf einer Bank in einer Behörde, als plötzlich alles zu wackeln begann. Alle sind aufgesprungen und nach draußen gerannt. Uns ist aufgefallen, dass sich alle instinktiv in die Mitte des großen Platzes begeben haben. So hatten wir den maximalen Abstand zu den Hochhäusern.

sueddeutsche.de: Wie haben die Bürger reagiert?

Därr: Es gab keine Panik, die Menschen haben fast schon routiniert reagiert. Obwohl ein Erdbeben in dieser Region so selten vorkommt wie in München.

sueddeutsche.de: Zahlreiche Menschen sind noch verschüttet. Wie können Sie den Fortschritt der Bergungsarbeiten beschreiben?

Därr: In Chengdu sehen wir derzeit keine kollabierten Gebäude. Man kann Häuser beobachten, bei denen sich die Dachpfannen gelöst haben und lawinenartig heruntergerutscht sind. Wir sehen, dass Menschen sich gegenseitig helfen und unterstützen, so weit es eben geht.

sueddeutsche.de: Die chinesische Regierung hat angekündigt, im Gegensatz zu Birma Hilfe aus dem Ausland zu akzeptieren. Wie nötig ist diese Hilfe?

Därr: Die Chinesen haben auf jeden Fall die nötigen Maschinen, sie haben auch qualifizierte Fahrer und Treibstoff. Ich glaube schon, dass China in der Lage ist, ausreichend Maschinen zu mobilisieren, um verschüttete Bürger zu bergen. Ich kann mir aber schon vorstellen, dass andere Dinge wie Desinfektionsanlagen, Decken und Wasser sehr wichtig werden können. Es regnet stark, die Temperatur beträgt auf dem Berg gerade einmal fünf Grad.

sueddeutsche.de: Haben Sie den Eindruck, dass China die Lage im Griff hat?

Därr: Unmittelbar nach dem Erdbeben gab es eine Radiomeldung, die sagte: "Bleibt ruhig, wir haben das im Griff!" Das war die typische Beschwichtigung, damit keine Panik aufkommt. Ich habe jedoch schon den Eindruck, dass man hier das tut, was notwendig ist - und dass man dazu auch in der Lage ist.

sueddeutsche.de: Es gab bisher schon mehr als 2000 Nachbeben. Wie werden Sie die Nacht verbringen?

Därr: Uns wird wohl nichts anderes übrigbleiben, als unter freiem Himmel zu übernachten. Die Menschen haben zu Recht Angst vor starken Nachbeben, wir haben einige gespürt. Wir befinden uns mit vielen Zivilisten auf dem Parkplatz eines Restaurants. Es wurden Zelte aufgestellt, eine Hilfsorganisation hat eine Suppenküche eingerichtet. Es läuft geregelt ab.

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