China:Babyboom im Jahr des Schweins

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Im Februar beginnt ein chinesisches neues Jahr, das Glück und Reichtum bringen soll - und bis zu zehn Prozent mehr Geburten. Auf den Entbindungsstationen herrscht bereits Hochbetrieb.

Henrik Bork

China rüstet sich für einen neuen Baby-Boom. Millionen junger Frauen wollen unbedingt in diesem Jahr ein Kind gebären. Denn am 18. Februar beginnt das ,,Jahr des Schweins'', das als besonders glücksbringend gilt. ,,Viele meiner Freundinnen, Arbeitskolleginnen und Bekannten wollen in diesem Jahr ein Kind bekommen'', zitiert die Shanghai Daily eine junge Chinesin namens Jiang Yan.

Glückssache: zwei chinesische Kinder in Vorfreude auf das "Jahr des Schweins", das dem bevölkerungsreichsten Land der Welt in diesen Wochen überfüllte Entbindungsstationen beschert. (Foto: Foto: AFP)

Jedes zwölfte Jahr ist dem Zyklus der chinesischen Tierkreiszeichen zufolge ein ,,Schweinejahr''. Kinder, die in einem Schweinejahr geboren werden, haben einem populären Aberglauben zufolge ,,Schwein gehabt'' - sie haben angeblich ihr Leben lang Glück und werden eher reich als andere Menschen.

Und dann soll dieses Jahr auch noch ein ,,goldenes Schweinejahr'' sein, unter dem Einfluss des Zeichens Gold, was nur alle 60 Jahre passiert. Manche Wahrsager widersprechen dem zwar. Sie halten das für eine Erfindung raffinierter Produzenten von Einwegwindeln. Das kommende Schweinejahr stehe gar nicht unter dem Zeichen des Goldes, sondern sei ein ,,Feuer-Schweinejahr'' behaupten sie.

Egal, wer da recht hat, das ,,goldene Schweinejahr'' hat sich inzwischen so weit herumgesprochen, dass der Babyboom nicht mehr aufzuhalten sein wird. Auf den Entbindungsstationen in Peking und Schanghai herrscht bereits Hochbetrieb. Das Krankenhaus ,,Gesundheit für Mutter und Kind'' im Schanghaier Bezirk Changning hat mit der Verteilung von Nummern begonnen, weil die Warteschlangen zu lang geworden sind.

Massen im Schwangerschaftsurlaub

Sie habe von ihrer Mutter gehört, dass dieses Jahr ein ,,goldenes Schweinejahr'' sei, sagt etwa die hochschwangere Yueyue, die auf eine Untersuchung wartet. ,,Ich weiß nicht, ob das stimmt oder nicht. Aber ich habe mich entschlossen, es zu glauben, bevor ich eine gute Gelegenheit verpasse.''

China ist mit mehr als 1,3 Milliarden Menschen das bevölkerungsreichste Land der Erde. Die Bevölkerung ist in den vergangenen Jahren im Schnitt um 0,63 Prozent oder 8,08 Millionen Menschen jährlich gewachsen. Erst kürzlich hat die Regierung verkündet, dass die verhasste ,,Ein-Kind-Politik'' mindestens bis zum Jahr 2010 in Kraft bleiben wird, um das Wachstum zu bremsen.

Doch vor allem in den reichen Städten und Küstenprovinzen kümmern sich viele junge Paare nicht mehr um diese Politik. Sie haben genug Geld, um die Strafen und höheren Schulgelder für Zweitkinder zu bezahlen. Das kommende ,,Schweinejahr'' soll manchen Schätzungen zufolge die Geburtsrate von Erst- und Zweitgeborenen um bis zu zehn Prozent in die Höhe schnellen lassen.

Der einsetzende Babyboom hat bereits begonnen, Probleme zu verursachen. In vielen Schulen fehlen junge Lehrerinnen, weil sie sich in den Schwangerschaftsurlaub verabschiedet haben. Vier Lehrerinnen seien an seiner Schule derzeit nur bedingt einsatzfähig, sagte der Direktor der Jingan-Mittelschule in Shanghai gegenüber der Nachrichtenagentur Xinhua. ,,Weil sie gerade schwanger geworden sind, nehmen sie oft frei, und wir müssen ihre Unterrichtszeit reduzieren'', klagte der Schuldirektor. Manche Schulen hätten schon Lehrer aus dem Ruhestand zurückgerufen, um den Lehrbetrieb fortsetzen zu können, berichtet Xinhua.

Auch in Hongkong haben die Gesundheitsbehörden inzwischen begonnen, sich für das Jahr des Schweins zu wappnen. Schwangere Frauen aus China sind in den vergangenen Jahren immer häufiger kurz vor der Geburt nach Hongkong gereist, um in einem dortigen Krankenhaus niederkommen zu können. 19538 von 57100 Babys, die im vergangenen Jahr in Hongkong zur Welt gekommen sind, stammen von den sogenannten ,,Festlandchinesinnen''.

Dies hat bereits zu Engpässen in Hongkongs Krankenhäusern geführt. ,,Nun wird die Zahl solcher Geburten wegen des Jahr des Schweins noch weiter steigen'', warnte die Hongkonger South China Morning Post kürzlich.

Als erste Gegenmaßnahme hat Hongkongs Einwanderungsbehörde nun eine Einreisegebühr von 5000 Hongkong-Dollar (rund 500 Euro) verhängt - für deutlich sichtbar schwangere Chinesinnen.

© SZ vom 29.1.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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