Chatroom-Mörder vor Gericht:"Riddick300", der Killer

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Im Chatroom traf er auf "Sonnenscheinregi": Als "Riddick300" war ein 27-Jähriger im Internet ein Frauenschwarm. Zwei seiner Chat-Partnerinnen soll er erstochen haben - nun steht er vor Gericht.

Mit einem Geständnis hat der Prozess gegen den sogenannten Chatroom-Mörder Christian G. vor dem Landgericht Essen begonnen. In einer von Verteidiger Burkhard Benecken verlesenen Erklärung gab er an, die erste Tat sei ein Unglücksfall gewesen. Bei der zweiten Tötung seien ihm die Sicherungen durchgebrannt.

Legte gleich zu Beginn des Prozesses ein Geständnis ab: der als Chatroom-Mörder bekanntgewordene Christian G. (Foto: Foto: AP)

Der 27-jährige Hamburger hatte bisher nur einen der Morde zugegeben. Laut Anklage tötete er zwei Frauen, die er zuvor im Internet kennengelernt hatte, mit zahlreichen Messerstichen.

In den Chats nannte sich G. "Riddick300" - wie eine Figur aus der Welt der Science-Fiction-Filme, gespielt von Actionstar Vin Diesel ("Riddick - Chroniken eines Kriegers"). Oder er mimte als "Rosenboy0207" den Gigolo. In der Internetwelt verwandelt sich der pummelige 27-Jährige in die eigenen Idole.

Auf Knuddels.de traf "Riddick300" auf "Sonnenscheinregi", die im richtigen Leben Regina B. heißt. Man tauschte virtuelle Küsse aus, Umarmungen, Zärtlichkeiten.

Mitte Juni besuchte Christian G. Regina B. in ihrer Wohnung in Marl. Es kam zum Geschlechtsverkehr. Später erzählt er, sein Opfer habe Geld von ihm gewollt und ihm gedroht, ihn der Vergewaltigung zu bezichtigen. Dies habe ihn besonders aufgebracht, da er als Kind mit ansehen musste, wie sein Vater seine Mutter vergewaltigte.

Die Augen von Jesus gesehen

Am selben Tag sei er nachts der Frau auf einen Spaziergang gefolgt, um sie zur Rede zu stellen. Als er vor ihr stand, habe er plötzlich "die Augen von Jesus" vor sich gesehen: "Sie haben das Messer geführt."

Insgesamt versetzte der Täter der 39-Jährigen zwölf Messerstiche in den Rücken und 14 in die Brust. Die Frau verblutete noch am Tatort. Der 27-Jährige soll daraufhin laut Anklage in ihre Wohnung zurückgekehrt und unter anderem ihren Computer gestohlen haben.

Sein erstes Opfer, eine 26-jährige Frau aus Stade bei Hamburg, traf Christian G. laut Anklage am 5. Juni. Den Ermittlungen zufolge führte er sie auf eine einsame Wiese und stach ihr dort plötzlich ein Messer in den Hals. In seiner Erklärung betonte der Angeklagte nun aber, es habe einen Streit gegeben, und er habe die Frau damals lediglich beruhigen und wegschieben wollen.

Dabei habe er ihr an den Hals gefasst. Als er gemerkt habe, dass die Frau tot war, habe er Panik bekommen - und sie einfach liegenlassen. Die Todesursache ist nicht eindeutig geklärt, weil die Leiche schon stark verwest war, als sie gefunden wurde.

Besondere Schwere der Schuld

Die Staatsanwaltschaft will beantragen, dass die Strafkammer die besonderen Schwere der Schuld feststellt. Demnach wäre bei einer Verurteilung zu lebenslanger Haft eine vorzeitige Freilassung nach 15 Jahren ausgeschlossen.

Für den Prozess sind 14 Verhandlungstage angesetzt. Die Staatsanwaltschaft hat nach eigenen Angaben knapp 100 Zeugen benannt, darunter zahlreiche der weiblichen Chat-Bekanntschaften des Angeklagten.

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