Brand in Ludwigshafen:Ermittler schließen Brandanschlag aus

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Die Feuerkatastrophe in Ludwigshafen, dem neun Menschen zum Opfer gefallen sind, ist nach Angaben der Ermittler nicht auf einen Anschlag zurückzuführen.

Die Feuerkatastrophe von Ludwigshafen mit neun Toten ist nach Angaben der Ermittler mit hoher Sicherheit nicht auf einen Brandanschlag zurückzuführen.

Der Wohnhausbrand in Ludwigshafen sei wahrscheinlich durch ein "wie auch immer geartetes fahrlässiges Verhalten" entstanden. (Foto: Foto: AP)

"Wir haben keinerlei Ansatzpunkt für eine fremdenfeindliche Attacke oder eine vorsätzliche Brandlegung", sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Lothar Liebig bei einer Pressekonferenz in Ludwigshafen. Wahrscheinlich sei der Brand durch ein "wie auch immer geartetes fahrlässiges Verhalten entstanden".

Die Ermittler hätten allerdings nicht herausfinden können, was am Ausbruchsort des Feuers im Keller gelagert worden sei. Anzeichen für Funkenflug seien nicht gefunden worden. Zudem scheide ein technischer Defekt etwa an einer Stromleitung als Brandursache vollständig aus."Wir haben ein offenes Feld an Möglichkeiten, wie sich ein Feuer entwickelt haben könnte, wir wissen es aber nicht." Durch die Flammen seien eventuell vorhandene Spuren verwischt worden. Liebig betonte, man sei noch nicht am Ende der Ermittlungen.

Technischer Defekt scheidet aus

Weder die Untersuchungen der Sachverständigen noch die Ermittlungen der Polizei hätten einen Hinweis auf einen fremdenfeindlichen Anschlag ergeben, sagte Liebig. So seien keine Spuren eines Brandbeschleunigers gefunden worden. Ein technischer Defekt an einer Leitung oder einem Endgerät scheide aus, weil es an der Entstehungsstelle des Brandes keine Leitungen gebe.

Das Feuer habe im Kellergeschoss als zunächst eng begrenzter Schwelbrand unter der Treppe begonnen. Es habe mindestens 15 Minuten bis drei Stunden gedauert, bevor offene Flammen durchgeschlagen seien. Das Feuer habe sich dann sehr schnell im Treppenhaus ausgebreitet, nachdem die Kellertür entweder geöffnet worden oder durchgebrannt sei.

Gegen einen Anschlag spreche auch, dass sich am Karnevalssonntag rund 60 Personen im Haus befunden hätten: "Es hätte ein sehr hohes Entdeckungsrisiko bestanden für einen Täter, der in dieses Haus eindringt."

"Wir appellieren an alle"

Zu der Aussage von zwei acht und neun Jahre alten Mädchen, die zunächst behauptet hatten, einen Mann beim Zündeln beobachtet zu haben, dies aber später widerrufen hatten, sagte Liebig: "Die zweite Aussage der Mädchen ist glaubhaft und gut nachzuvollziehen." Die Mädchen, die ja selbst Teil der Katastrophe gewesen seien, hätten für sich eine Erklärung gebraucht und deshalb von einem vermeintlichen Täter berichtet.

Der Oberstaatsanwalt appellierte an die Ludwigshafener Bevölkerung, den Ermittlern unter die Arme zu greifen: "Wenn es noch irgendwo Informationen gibt, die zur Brandaufklärung geeignet sein könnten, ist meine dringende Bitte, diese zur Verfügung zu stellen. Wir appellieren an alle, die vielleicht doch etwas wissen, aber ihr Wissen bisher für sich behalten haben."

Bei dem Feuer waren am 3. Februar neun Menschen ums Leben gekommen, 60 weitere wurden verletzt. Die Katastrophe hatte großen politischen Wirbel ausgelöst. Führende türkische Politiker brachten das Feuer mit dem Brandanschlag von Solingen in Verbindung. Türkische Zeitungen empörten sich darüber, dass die Feuerwehr zu spät zur Stelle gewesen sei. Dies konnten die Behörden in Ludwigshafen aber widerlegen. Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan machte bei seinem Deutschlandbesuch in Ludwigshafen Station und rief seine Landsleute zur Mäßigung auf.

© AP/Reuters/gba/cag - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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