Bombenanschlag in Köln:Polizei sucht Mann mit silbernem Fahrrad

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Nach dem Nagelbombenanschlag in Köln verfolgt die Polizei eine erste konkrete Spur: Sie sucht einen etwa 30-jährigen Mann, der wenige Minuten vor der Explosion ein silberfarbenes Fahrrad an der Scheibe eines Friseursalons in der Keupstraße abgestellt haben soll.

An diesem Fahrrad habe sich möglicherweise der Sprengkörper befunden, erklärte die Polizei am Freitag. Die Staatsanwaltschaft Köln hat eine Belohnung von bis zu 20.000 Euro für Hinweise ausgesetzt, die zur Ergreifung des oder der Täter führen.

Polizeisprecherin Gudrun Haustetter sagte, die Polizei wisse nicht, ob der Mann das Fahrrad tatsächlich vor dem Friseursalon abgestellt habe oder nur daran vorbeigegangen sei. Sie wolle aber auf jeden Fall mit ihm sprechen.

Lokale Zeitungen berichteten, ein bei dem Anschlag verletzter Friseur habe etwa zehn Minuten vor der Explosion durch die Scheibe des Geschäfts diesen Mann gesehen, der ein Fahrrad abgestellt habe.

Nach dem Fahndungsaufruf der Polizei ist der Mann etwa 1,80 Meter groß. Er habe eine dunkle Baseballkappe getragen, unter der blonde Haare zu erkennen gewesen seien. Auf dem Rücken habe der Mann einen Rucksack getragen. Bei dem Fahrrad handele es sich um ein so genanntes Citybike der Marke Cyco, die von Aldi vertrieben worden sei.

Die Spurensuche am Tatort im rechtsrheinischen Stadtteil Mülheim sei am späten Donnerstagabend abgeschlossen worden, die Auswertung werde allerdings noch einige Zeit dauern, berichtete Haustetter.

Bei dem Anschlag am Mittwochnachmittag waren 22 Menschen verletzt worden. Vier Schwerverletzte mussten auch am Freitag noch im Krankenhaus behandelt werden.

Die Polizei ermittle nach wie vor in alle Richtungen, sagte Haustetter. Sie könne einen terroristischen oder fremdenfeindlichen Hintergrund der Tat bisher nicht ausschließen, es gebe aber kein Bekennerschreiben und bislang auch keine anderen Hinweise auf diese Motive. Somit kommt auch ein Racheakt oder ein anderer "normalkrimineller" Beweggrund in Frage.

Beim Landeskriminalamt in Düsseldorf, dessen Sprengstoffexperten die Spuren der Bombe gesichert haben, sind nun die Experten im Labor an der Reihe. Sie sollen herausfinden, welcher Sprengstoff verwendet wurde und wie die Bombe gezündet wurde.

Nach Angaben der Polizeisprecherin dürften die Untersuchungen allerdings einige Zeit in Anspruch nehmen. Auch die Vernehmungen von Zeugen und Anwohnern in der hauptsächlich von Türken und Türkischstämmigen bewohnten Keupstraße dauerten noch an.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen mehrfachen versuchten Mordes. Der Leiter der Staatsschutzabteilung der Kölner Staatsanwaltschaft, Rainer Wolf, hatte am Donnerstag erklärt, dass es weder auf einen Zusammenhang mit dem Fall Kaplan noch zu türkischen Extremisten oder gar zur Terrororganisation al-Qaida irgendeinen Hinweis gebe.

Der Generalbundesanwalt werde nach bisherigem Erkenntnisstand den Fall nicht übernehmen, weil kein Hinweis auf einen terroristischen Hintergrund vorliege.

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