Bielefeld:Eltern holen misshandeltes Baby heimlich aus Klinik

Mit Blutergüssen und einer Hirnschwellung war der Säugling in die Bielefelder Kinderklinik eingeliefert worden. Unter Verdacht: die Eltern des Jungen. Diese sind nun mit dem Baby untergetaucht.

Die Eltern eines mutmaßlich misshandelten Babys aus Bad Oeynhausen haben ihr Kind heimlich aus einem Krankenhaus abgeholt und sind untergetaucht. Der knapp fünf Monate alte Junge hatte wegen verdächtiger Verletzungen in der Bielefelder Kinderklinik gelegen. Er hätte in dieser Woche entlassen werden und vorläufig in eine Pflege- Familie kommen sollen. "Die Eltern sind dem zuvorgekommen", bestätigte ein Sprecher der Stadt Medienberichte. Es handele sich aber um keine Entführung.

Die Familie hatte das Kind am 11. August mit Blutergüssen und einer Hirnschwellung eingeliefert. Die Verletzungen seien nur durch ein Schütteltrauma zu erklären, sagte der Sprecher. Daher habe man Vater und Mutter mit dem dringenden Verdacht einer Misshandlung konfrontiert. Die Eltern hätten den Vorwurf jedoch geleugnet und seien gegen den Vorschlag gewesen, das Kind vorerst zu einer Pflegefamilie zu geben. Ein Gericht habe daher die Einweisung in ein Krankenhaus angeordnet. Der Zustand des Kindes sei stabil gewesen, so der Sprecher.

Am vergangenen Sonntag sei der Vater in die Klinik gekommen und habe das Kind geholt, sagte ein Polizeisprecher in Minden. Die Spur der libanesischen Familie verliere sich in den Niederlanden. "Wir haben einen Hinweis von einem Zeugen bekommen, der den Vater nach Amsterdam gefahren hat." Der Bekannte habe dazu eine Lügengeschichte aufgetischt bekommen. Wo das Baby, der 33 Jahre alte Vater, die 21 Jahre alte Mutter und der drei Jahre alte Bruder des Säuglings jetzt seien, sei völlig ungewiss. "Es läuft eine internationale Fahndung", bestätigte die Polizei.

© sueddeutsche.de/dpa/dhuf - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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