Bergsteiger:Toter Bruder von Reinhold Messner am Nanga Parbat gefunden

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Vor 35 Jahren war Günther Messner mit seinem Bruder Reinhold zur Besteigung des Berges aufgebrochen - und nicht zurückgekehrt. Vor Wochen war die gefrorene Leiche entdeckt worden - jetzt hat Messner sie als seinen Bruder identifiziert.

Er habe die Schuhe und das Jackett seines damals 23 Jahre alten Bruders wiedererkannt, sagte Messner nach Angaben seines Sprechers in Islamabad vom Mittwoch.

Der Südtiroler hält sich gegenwärtig in der Region auf und will zum Fundort der Leiche seines Bruders aufsteigen. Günther Messner war 1970 von der Besteigung des 8125 Meter hohen Nanga Parbats nicht zurückgekehrt. Der gefrorene Körper des Toten war bereits vor Wochen entdeckt worden. Ein Wadenbein, das wahrscheinlich dem Bruder gehörte, war schon früher gefunden worden.

Messners Sprecher Naeem Khan sagte, einer seiner Bergführer habe den Körper von Günther Messner nahe des Diamar-Basislagers in 4600 Meter Höhe gefunden. Offenbar sei der Körper des toten Bergsteigers vor etwa zwei Jahren mit den schmelzenden Schneemassen zum Basiscamp hinuntergetragen worden. Davor hätte die Leiche 33 Jahre in etwa 7000 Meter Höhe gelegen. Der Schnee war nach diesen Angaben durch eine Hitzwelle bis in große Höhen geschmolzen.

Khan berichtete, der Bergführer habe den Toten beim Abstieg über die Diamir-Wand entdeckt, ihn aber nicht identifizieren können. Er wusste jedoch, dass Günther Messner in dieser Region verschollen war. Er informierte Rheinhold Messner, der nach Pakistan flog und den Toten als seinen Bruder identifizierte.

Reinhold Messner wird Plakette anbringen

Von dem Verunglückten wurden einige Knochen sowie Kleidungsstücke entdeckt, darunter die Jacke und seine Schuhe. Der Schädel des Toten wurde jedoch nicht gefunden. Nach den Angaben von Khan will Reinhold Messer bis zum Diamar-Lager aufsteigen, er werde dort in etwa 13 Tagen erwartet. Der Bergsteiger wolle eine Plakette mit dem Namen seines Bruders an einer Holzkiste anbringen, in denen die sterblichen Überreste des Bergsteigers ruhen.

Um den Tod von Günther Messner war vor gut zwei Jahren ein heftiger Streit zwischen Reinhold Messner und ehemaligen Bergkameraden entbrannt, der in mehreren Gerichtsverfahren mündete. Messner hatte den Kameraden vorgeworfen, sie hätten ihn und seinen Bruder nicht gesucht, als beide nicht vom Gipfel zurückkamen.

Andere Expeditionsteilnehmer stellten ihrerseits die These auf, Messner habe seinen Bruder möglicherweise allein über den normalen Weg ins Lager zurückgeschickt, um selbst die Überschreitung des 8125 Meter hohen Nanga Parbat zu wagen und damit Weltruhm zu erlangen.

Messner, der am 17. September 61 Jahre alt wird, hatte dagegen stets erklärt, er sei zusammen mit dem Bruder auf der so genannten Diamir-Seite über eine bis dahin völlig unbekannte Route abgestiegen. Über den Aufstiegsweg durch die so genannte Rupalwand abzusteigen, habe den bereits geschwächten Bruder zu sehr geschreckt. Günther sei dann beim gemeinsamen Abstieg vermutlich von einer Eislawine erfasst worden, als er selbst den Weg ins Tal erkundete.

Die ehemaligen Kameraden sehen auch nach den neuen Informationen noch keinen Beweis für Messners Version. Es sei nicht bewiesen, dass beide zusammen abgestiegen seien. Außerdem müsse die Identität des Leichnams eindeutig und objektiv festgestellt werden, sagt ehemalige Bergkamerad Max von Kienlin. Ähnlich äußerte sich auch Albert Völkmann, Münchner Verleger von Messner Ex-Kameraden Hans Saler.

"Ganz abgesehen davon, dass die Informationen zu dem Fund des Leichnams noch sehr vage sind, wäre damit lediglich bewiesen, dass Günther Messner irgendwo auf der Diamirseite umkam. Es ist nach wie vor unklar, wo und vor allem wie er verunglückte. Er könnte theoretisch auch nach einer Trennung der Brüder auf dem Rückweg zur Rupalseite im oberen Wandbereich noch auf der Diamirseite abgestürzt sein."

Gentest vorgelegt

Bereits im Januar 2004 legte Messner das Wadenbein der Gletscherleiche als Beweis dafür vor, dass er Günther damals nicht im Stich gelassen hatte. Der auf seiner Abstiegsroute in etwa 4300 Metern Höhe gefundene Knochen sei nach Gen-Tests der Universität Innsbruck mit hoher Wahrscheinlichkeit dem Bruder zuzuordnen.

Dies beweise, dass Günther mit ihm zusammen abgestiegen sei und er ihn nicht über einen anderen Weg ins Lager zurückgeschickt habe.

(dpa)

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