Bartmoden:Die Rückkehr des Schnauzers

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Die letzten 20 Jahre herrschte Konsens in Sachen Oberlippen-Behaarung: Der Schnurrbart ist nur bei Tom "Magnum" Selleck cool. Jetzt entdecken New Yorker Yuppies den Schnauzer wieder und tragen ihn voller stolz als "männliches Accessoire".

Die neue Oberlippen-Mode ist in der New Yorker-Szene offenbar ein Totalphänomen: "Man geht ganz anders damit, man ist cooler, man zieht sich anders an", sagt Jay Della Valle, ein junger Filmemacher aus New York. "Aber okay, vor allem will man Spaß haben damit." So ein Schnurrbart sei eine Lebenshaltung, findet der 26-Jährige - "zumindest wenn man noch keine 30 ist".

The one and only Schnauzer - Tom "Magnum" Selleck. (Foto: Foto: dpa)

Damit das möglichst viele Leute verstehen, hat er gerade einen Dokumentarfilm gedreht: "Die glorreiche Schnurrbart-Herausforderung" heißt das Werk, in dem etwa dreißig Unter-30-Jährige über ihre Erfahrungen mit dem Schnauzer reden.

"Wie ein Pornostar aus den 70ern"

Die ersten Wochen mit dem Bart seien anstrengend, sagt Della Valle: Alle Welt sei dagegen, vor allem die Frauen. "Du siehst wie mein Vater aus", habe er von seinen Freundinnen zu hören bekommen, "oder wie ein Pornostar aus den 70ern". Irgendwann stehe man aber darüber - und dann werde einem vielleicht klar, dass man seinen Schnurrbart liebe.

Jüngst kamen in New York hunderte junge Männer zu einem Schnauz- und Bartwettbewerb zusammen, ihre Helden sind Clark Gable, Sean Connery und Inspektor Clouzeau. Die Bilder der Stars waren auf einer Leinwand zu sehen, und dann kam Beifall auf: Tom Selleck, der Serienstar aus "Magnum", cooler als er geht es gar nicht. So ein Schnurrbart mache einfach Spaß, findet Donald Bradford, ein großer Blonder mit silberfarbenem Blouson.

"Ohne ihn würde ich mich nackt fühlen"

Graham Veysey findet es weniger lustig, er trägt den Schnauzer bloß, weil er eine Wette verloren hat. "Mit Schnurrbart fühle ich mich unsicher", sagt der 24-Jährige. Er warte auf den Tag, an dem er das Ding endlich abrasieren könne. "Das bin nicht ich. Außerdem werde ich 25-mal am Tag darauf angesprochen."

Das stimmt allerdings, sagt Thomas Vasseur, ein französischer Modemacher, der samt Schnauzer und Koteletten in New York lebt: "Jeder hat einen Kommentar dazu." Manche Freunde hätten ihm vorgeworfen, er habe keine eigene Identität, seine Mutter sage ihm: "Du siehst wie dein Vater aus, von dem ich mich vor 25 Jahren habe scheiden lassen."

Und sein kleiner Neffe beschwere sich: "Onkel, du piekst." Zum Glück gebe es auch ein paar Leute, die den Bart gut fänden, berichtet Vasseur. Er wolle ohne den Schnurrbart nicht mehr leben: "Er ist ein männliches Accessoire, wie Strähnchen oder Schminke bei den Mädchen. Ohne ihn würde ich mich mittlerweile nackt fühlen."

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