Astronomie:Sonne und Mond verfinstern sich

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Die Himmelsspektakel sind von Deutschland aus allerdings nur zum Teil oder gar nicht zu sehen.

Helmut Hornung

Der Himmel über Madrid wird hoffentlich wolkenlos sein, wenn sich am Morgen des 3. Oktober die Sonne zu verfinstern beginnt. Zunächst unmerklich, schiebt sich von oben ein pechschwarzer Halbkreis über das gleißende Tagesgestirn. Gegen 10.30 Uhr Mitteleuropäischer Sommerzeit wird das Licht allmählich fahl.

Totale Sonnenfinsternis 1999 in Deutschland. (Foto: Foto: AP)

Dann schrumpft die Sonne zur schmalen Sichel. Um 10.58 Uhr steht ein Feuerring am Firmament: ein hauchdünner, hell leuchtender Reif um eine schwarze Scheibe. Vier Minuten lang dauert das Spektakel, dann weicht die lichtlose Schablone zurück wie von einem unsichtbaren Räderwerk angetrieben. Um 12.24 Uhr strahlt die Sonne so, als wäre nichts geschehen.

Ob das Schattenspiel über Madrid wirklich zu beobachten ist, hängt vom Wetter ab. Über die Bühne geht es in jedem Fall - auch hinter einem Wolkenvorhang. Denn die sekundengenaue Vorhersage einer Sonnenfinsternis gehört zu den leichtesten Übungen der Astronomen.

Und so wissen die Experten auch, dass die ringförmige Finsternis am Montag in einem Streifen von 164 Kilometer Breite über die Erde zieht, dabei im Nordatlantik beginnt, über die iberische Halbinsel sowie über Nord- und Ostafrika wandert und im Indischen Ozean endet.

Leider inszeniert die kosmische Choreografie am Nationalfeiertag in Deutschland keine große Lichtshow: Uns erscheint die Finsternis partiell, die Sonne wird nur zum Teil bedeckt. In Berlin sind es 39, in Hamburg 40 und in München 51 Prozent der Scheibenfläche, was die Tageshelligkeit kaum dimmt. Die maximale Verdunkelung tritt einige Minuten nach 11 Uhr ein; die gesamte Vorstellung läuft etwa von 10 bis 12.30 Uhr.

Das Drehbuch für eine Sonnenfinsternis ist kompliziert. Drei Akteure müssen am rechten Ort zur rechten Zeit auftreten: Der Neumond muss - von der Erde aus gesehen - vor der Sonne vorbeiwandern. Das tut er zwar jeden Monat. Da jedoch die Laufstrecke des Trabanten um fünf Grad gegen die Ebene der Erdbahn um die Sonne geneigt ist, zieht er meist folgenlos oberhalb oder unterhalb des Zentralgestirns vorbei.

Nur wenn er die Sonne zentral trifft, führt das zu einer totalen Finsternis, wie in Deutschland zuletzt am 11. August 1999. Zur ringförmigen Finsternis kommt es, wenn der Mond so weit von uns entfernt kurvt, dass die Spitze seines Kernschattens nicht bis zur Erdoberfläche reicht; außerhalb des schmalen Kernschattens erscheint eine solche Finsternis partiell. Während sich totale und ringförmige Finsternisse an einem bestimmten geografischen Ort nur sehr selten verfolgen lassen, treten partielle Finsternisse wegen des bis zu 7000 Kilometer breiten Halbschattens viel häufiger auf.

Wieder mit Spezial-Brille zuschauen

Wer dem himmlischen Spektakel am Montag zuschauen will, sollte dazu eine Spezial-Brille nutzen. Ferngläser und Teleskope müssen mit zugelassenen Filtern ausgerüstet sein. Aber auch mit den besten Instrumenten werden wir die Korona der Sonne nicht sehen: Die zart schimmernde äußere Gashülle des Sterns zeigt sich nur während einer totalen Finsternis, in Deutschland erst wieder am 3. September 2081.

Das nächtliche Firmament trägt herbstliche Züge. Andromeda und Pegasus dominieren im Süden, Perseus und Fuhrmann mit der hellen Kapella klettern im Osten höher. In der Richtung tummeln sich über dem Horizont Fische und Walfisch, tief im Süden glänzt einsam Fomalhaut. Höher am Himmel schimmern Wassermann und Steinbock sowie das Sommerdreieck aus den Sternen Atair (Adler), Deneb (Schwan) und Wega (Leier).

Die westliche Bühne schmücken Herkules, Krone, Bootes und der unscheinbare Schlangenträger. Der Große Wagen rollt tief im Norden.

Merkur bleibt im Oktober unsichtbar, während Venus an Glanz gewinnt und am westlichen Firmament als Abendstern auftritt. Mars im Stier ist der Star unter den Planeten. In den Morgenstunden des 30. Oktober erreicht er mit 69,4 Millionen Kilometern seinen geringsten Erdabstand; Anfang nächsten Monats steht der Rote Planet dann in Opposition zur Sonne.

Jupiter hat sich verabschiedet, der beringte Saturn geht um Mitternacht auf und glänzt in der zweiten Nachthälfte. Mit dem Fernglas spüren erfahrene Planetenjäger Uranus im Wassermann und Neptun im Steinbock problemlos auf. Der Fahrplan des Erdtrabanten: Neumond am 3., Erstes Viertel am 10., Vollmond am 17. und Letztes Viertel am 25. Oktober.

Die partielle Mondfinsternis am 17. Oktober ist von Mitteleuropa aus unsichtbar. Am 30. Oktober endet die Sommerzeit, die Uhren werden um eine Stunde zurückgestellt.

© SZ vom 1.10.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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