Anthrax-Anschläge:Milzbrand-Attentäter von FBI identifiziert

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Die tödlichen Milzbrandanschläge in den USA sind offenbar aufgeklärt: Ein Forscher, der kürzlich Selbstmord begangen hat, soll die giftigen Briefe verschickt haben.

Eine der mysteriösesten Anschlagserien in den USA ist aufgeklärt - sieben Jahre nach dem Tod von fünf Menschen durch Milzbranderreger. Der bereits unter Verdacht stehende Wissenschaftler Bruce Ivins sei auf Grundlage aller Beweise der "einzig Verantwortliche", sagte Staatsanwalt Jeffrey Taylor in Washington.

Wissenschaftler Bruce E. Ivins hat sich vergangene Woche das Leben genommen. (Foto: Foto: AFP)

Damit sei einer der "größten und komplexesten" Kriminalfälle in der Geschichte des Landes geklärt, teilte die Bundespolizei FBI mit. Der 62-jährige Ivins, der jahrelang als Biowaffen-Experte im Dienste der US-Regierung stand, hatte in der vergangenen Woche Selbstmord begangen.

"Eine akribische Untersuchung hat uns zu dem Schluss geführt, dass Dr. Bruce Ivins für den Tod, das Leiden und die Angst verantwortlich war, die durch die Versendung der Anthrax-Briefe 2001 über unser Land kam", sagte der leitende FBI-Ermittler Joseph Persichini. Damals waren fünf Menschen durch Briefe mit Milzbranderregern, die an Medien und Politiker geschickt worden waren, getötet worden. 13 weitere Menschen waren an Milzbrand erkrankt.

Sieben Jahre nach den tödlichen Anschlägen veröffentlichten die Behörden zahlreiche Dokumente aus der Ermittlungsakte des Falls, die bisher unter Verschluss gehalten worden waren.

Darunter waren Dutzende Durchsuchungsbefehle, Polizeiberichte und anonyme Briefe. Insgesamt umfassten die Ermittlungen laut FBI mehr als 9000 polizeiliche Befragungen. Mehr als 6000 Vorladungen seien verschickt worden.

Laut US-Medien beging Ivins kurz vor einer drohenden Prozesseröffnung vermutlich Selbstmord begangen. Der 62-jährige, der fast zwei Jahrzehnte als Experte für die Abwehr von Biowaffen für die Regierung arbeitete, sei an einer Überdosis Schmerzmitteln gestorben, berichtete die Los Angeles Times. Die Justizbehörden hätten ihn kurz zuvor über die Anklageerhebung unterrichtet.

Ivins habe die Polizei im Herbst 2001 auch bei den Ermittlungen wegen der Anthrax-Anschläge unterstützt, bei denen fünf Menschen ums Leben kamen und knapp 20 verletzt wurden, berichtete die Zeitung weiter. Ivins, den die Bundespolizei FBI bereits seit längerem in Verdacht hatte, habe seinerzeit bei der Identifizierung der Anthrax-Erreger geholfen.

In jüngster Zeit war der Wissenschaftler, der seit 18 Jahren in einem Forschungslabor in Fort Detrick im US-Bundesstaat Maryland arbeitete, einem Bericht der Los Angeles Timeszufolge depressiv gewesen.

Bei der Anschlagsserie kurz nach den Terrorangriffen vom 11. September 2001 waren Briefe mit Pulver der Milzbrand-Erreger an US-Medien und Politiker verschickt worden.

Erst kürzlich hatte die US-Justiz einem anderen ehemaligen Wissenschaftler wegen nie bewiesener Beschuldigungen im Zusammenhang mit den Anthrax-Anschlägen 2,8 Millionen Dollar, umgerechnet 1,7 Millionen Euro, bezahlt.

Sein Anwalt Paul Kemp wies auch nach dem Tod seines Mandanten die Anschuldigungen gegen diesen scharf zurück. "Der unerbittliche Druck und die Anspielungen haben bei mehreren Menschen auf unterschiedliche Art und Weise ihren Tribut gefordert. Im Fall von Dr. Ivins führten sie zu seinem vorzeitigen Tod", sagte er Medienberichten zufolge in der vergangenen Woche.

© AP/dpa/segi/gdo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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