Anordnung des Bürgermeisters:New Orleans wird zwangsgeräumt

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Stadtoberhaupt Ray Nagin hat angesichts der chaotischen Lage die Polizeikräfte ermächtigt, alle in der Stadt verbliebenen Bewohner zu evakuieren.

Weite Teile der Stadt stehen weiter unter Wasser, das nur langsam abgepumpt wird.

Eine Phalanx von Schulbusse im öligen Wasser von New Orleans. (Foto: Foto: dpa)

Nagin begründete die erforderliche komplette Evakuierung von New Orleans mit den katastrophalen Bedingungen und der Seuchgefahr in der Stadt, die nach seinen Angaben immer noch zu 60 Prozent überflutet ist.

Das Wasser sei wegen der darin schwimmenden Leichen und Fäkalien vergiftet, wegen zahlreicher Lecks in Gasleitungen drohten Explosionen. Es gebe in der Stadt kein fließendes Wasser. "Es ist hier nicht sicher", sagte Nagin.

Erste Lichtblicke

Polizeipatrouillen zogen durch die Stadt und suchten nach Bewohnern, die sich in ihren Häusern versteckt hatten. Zahlreiche Menschen weigerten sich zu gehen und beschimpften die Polizisten.

Nagin appellierte an die Menschen, New Orleans wenigstens vorübergehend zu verlassen. "Lassen Sie uns zuerst aufräumen. Danach können sie in eine Stadt zurückkehren, die sicher und besser ist."

Bei den Hilfsarbeiten zeigten sich laut Nagin erste Lichtblicke. Drei von den insgesamt 148 Pumpen der Stadt waren wieder einsatzfähig und pumpten das in den Straßen stehende Wasser ab.

Armeeingenieure sollten starke Pumpen aus Deutschland und den Niederlanden mit dem Flugzeug in die Stadt bringen. Nach Schätzungen der Behörden könnte es jedoch bis zu 80 Tagen dauern, bis die Stadt vollständig trockengelegt ist. Weil das Abwassersystem in großen Teilen zerstört ist, könnte es in manchen Vierteln Jahre dauern, bis die Versorgung mit Trinkwasser wieder hergestellt ist.

Die Behörden nahmen nach eigenen Angaben in New Orleans einen Mann fest, der vor einigen Tagen auf einen Rettungshubschrauber der Armee geschossen hatte. Dem verurteilten Drogenhändler drohen wegen unerlaubten Waffenbesitzes und mutwilliger Sachbeschädigung bis zu 30 Jahren Haft.

US-Präsident George W. Bush plant nach Angaben des Sprechers der Demokraten im US-Senat, Harry Reid, eine erhebliche Aufstockung der Finanzhilfen für die betroffenen Menschen und Regionen. Er gehe davon aus, dass der Präsident in Kürze weitere Finanzhilfen in Höhe von 40 bis 50 Milliarden US-Dollar beim Senat beantragen werde, sagte Reid nach einem Treffen mit Bush.

Der Senat hatte bereits am Freitag ein erstes Hilfspaket in Höhe von 10,5 Milliarden Dollar für die vom Sturm betroffenen Regionen genehmigt. Schätzungen zufolge haben durch den Sturm rund eine Million Menschen ihr Obdach verloren.

Wie die Katastrophenschutzbehörde (FEMA) mitteilte, wurden bislang Steuergelder in Höhe von 2,87 Milliarden Dollar für die Hilfsmaßnahmen in der betroffenen Region eingesetzt. Nach Angaben der Behörden des US-Bundesstaats Louisiana wurden bislang rund 32.000 Menschen aus dem Katastrophengebiet gerettet.

Die US-Armee mobilisierte mehr als 58.000 Soldaten für den Einsatz in der Katastrophenregion, wie US-Generalstabschef Richard Myers mitteilte. Rund 350 Hubschrauber und 75 Flugzeuge seien für Rettungseinsätze abgestellt worden.

Nach der anhaltenden Kritik an den Fehlern Washingtons beim Katastrophenmanagement kündigten führende Vertreter des US-Senats eine "zeitnahe und eingehende" Untersuchung an. Erste Anhörungen könnten nach Angaben von Parlamentariern bereits in der kommenden Woche beginnen. Auch Bush hatte zuvor eine Untersuchung angekündigt, sein Sprecher Scott McClellan wollte jedoch keinen genauen Termin nennen.

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