Angebliches Mordkomplott gegen Diana:Die üblichen Verdächtigen

Mehr als sechs Jahre ist sie nun schon tot, Diana, Princess of Wales, und noch immer für eine Schlagzeile gut. Und die üblichen Verdächtigen sind auch nicht weit.

Von Stefan Klein

An Verschwörungstheorien hat es nie gemangelt. Zwar ist der Tod der Lady Di nun schon Geschichte, aber die Umstände, die an jenem 31. August 1997 in einer Pariser Unterführung zu ihrem plötzlichen Ableben und zu dem ihres Geliebten Dodi al-Fayed geführt haben, sind noch immer Gegenstand wildester Spekulationen.

Angebliches Mordkomplott gegen Diana: Das Wrack des Wagens, in dem Lady Diana, ihr Freund Dodi al Fayed und der Fahrer Henri Paul starben.

Das Wrack des Wagens, in dem Lady Diana, ihr Freund Dodi al Fayed und der Fahrer Henri Paul starben.

(Foto: Foto: AP)

Dass es tatsächlich nur ein Unfall gewesen sein soll, verursacht durch den alkoholbenebelten Chauffeur Henri Paul, wie es ein französischer Richter 1999 festgestellt hat, mag die gläubige Diana-Gemeinde nicht einfach so hinnehmen.

Für die war das ganze ein Komplott, und wenn dahinter nicht der israelische Mossad gesteckt hat, dann doch mindestens der britische Geheimdienst, der im Verein mit dem Prinzen Philip die Heirat Dianas mit einem Muslimen und - Gott bewahre - die Produktion muslimischer Kindern verhindern wollte.

Beweise dafür gibt es freilich keine - oder doch? Im Zweifel ist es immer der Butler, der die geheimsten Geheimnisse kennt, und so ist es auch in diesem Fall. Paul Burrell, den Diana ihren "Felsen" zu nennen pflegte, hatte das Vertrauen der exzentrischen jungen Dame, und so kam es, dass sie ihm im Oktober 1996, zwei Monate nach ihrer Scheidung vom Prinzen Charles, einen Brief anvertraute.

Dazu sagte sie: "Ich möchte, dass Du den behältst, für alle Fälle." Das hat der treue Diener auch getan, und dass er den Brief gerade jetzt herausrückt, da er sein Buch über das Leben mit Diana auf den Markt bringt, ist natürlich kein Zufall. Ein kleines PR-Manöver, an der Brisanz des Schreibens ändert es freilich nichts.

Ein weißes, rot umrandetes Blatt mit ihren Insignien, einem D mit der Krone - darauf hat Diana an jenem Herbsttag ein paar trübsinnige Gedanken notiert. "Ich sitze hier an meinem Schreitisch heute im Oktober," schreibt sie, "und sehne mich nach jemandem, der mich in den Arm nimmt und mir Mut gibt, stark zu sein und den Kopf hoch zu halten." Dann, nach dem Selbstmitleid, kommt es: "Diese spezielle Phase in meinem Leben ist die gefährlichste."

Es folgt ein Name, der im Daily Mirror, wo der Brief zuerst veröffentlicht wurde, geschwärzt ist, und dieser Jemand, heißt es weiter, "plant 'einen Unfall' in meinem Auto, Bremsversagen und schwere Kopfverletzungen, um den Weg frei zu machen für die Wiederheirat von Charles." Zehn Monate später ereignete sich der tödliche Unfall, gerade so als habe die Prinzessin die Zukunft lesen können.

Oder hatte sie besondere Erkenntnisse? Was immer sie wusste - den naheliegendsten Schluss, schreibt im Independent die Kolumnistin Deborah Orr, hat Diana nicht daraus gezogen. Wer mit einem Autounfall rechnet, tut vermutlich gut daran, sich mit dem Sicherheitsgurt anzufreunden, doch das hat die Prinzessin nicht getan.

Der einzige im Auto, der den Gurt angeschnallt hatte, war ihr Leibwächter Trevor Rees-Jones. Er überlebte. Doch es geht jetzt nicht um diese sicherheitstechnischen Fragen, sondern um die neue Nahrung, die die Verschwörungstheoretiker bekommen haben.

Deren führender Vertreter ist der Harrods-Besitzer und Vater von Dianas Lover, Mohammed al-Fayed, der denn auch sogleich seine alte Forderung nach einer Untersuchung der Todesfahrt erneuert hat. Ein Sprecher von Premierminister Tony Blair wies dies am Dienstag zurück. Al-Fayed sieht die Royals mit Prinz Philip an der Spitze als die Drahtzieher eines Mordkomplotts.

In der Sun lässt er sich mit den Worten zitieren, Diana habe ihm wörtlich gesagt: "Wenn mir etwas passiert, stell' sicher, dass diese Leute entlarvt werden. Die Person, die an der Spitze dieser Drohungen steht, ist Prinz Philip." Der Ägypter hat dies früher schon behauptet, ohne ernst genommen zu werden. Nun aber gibt es diesen Brief, der den Unfall in einem etwas anderen Licht erscheinen lässt. Man müsste nur noch wissen, welcher Name sich unter der geschwärzten Stelle verbirgt.

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