Algerien:Bangen um Sahara-Geiseln geht weiter

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Berichte über die Befreiung der noch vermissten 15 Sahara-Geiseln sind offiziell dementiert worden. Die 15 Europäer sind noch immer in der Gewalt ihrer Entführer.

Die Bemühungen um eine Freilassung würden fortgesetzt, betonte der Generalstab in seiner Mitteilung. Zuvor hatten Journalisten und Reiseführer über eine Militäraktion im Morgengrauen berichtet. Auch ein französischer Rundfunksender hatte unter Berufung auf algerische Sicherheitskräfte gemeldet, die Geiseln seien frei.

Der algerische Generalstab sprach von "Behauptungen" der Medien. Die Schweiz wurde eigenen Angaben zufolge von den algerischen Behörden schon am Montagmittag darüber informiert, dass es keine Befreiung der 15 Sahara-Touristen gegeben hat. Das teilte das Außenministerium in Bern am Abend mit. Zum Schicksal der 15 Entführten gab das Ministerium keinen weiteren Kommentar.

"Festungsartige Bergregion"

Nach der Befreiung von 17 Geiseln am vergangenen Dienstag werden noch 10 Deutsche, 4 Schweizer und 1 Niederländer vermisst. Das Geiseldrama hatte vor rund drei Monaten begonnen.

Bundeskanzler Gerhard Schröder hatte die Berichte über eine Geiselbefreiung nicht bestätigen wollen. Es gebe weiter eine sehr enge Zusammenarbeit mit den algerischen Behörden. Er bat die Medien darum, erst dann zu berichten, "wenn es Positives zu berichten gibt".

Anfänglichen Berichten zufolge sollte die Armee bereits am Sonntag die Erlaubnis für den Angriff erhalten haben. Die Bergregion wird von der algerischen Presse als "festungsartig" und äußerst unzugänglich beschrieben.

Die vergangenen Dienstag befreiten Geiseln waren nach Angaben des algerischen Armee-Generalstabs in den Händen der islamistischen Terrorgruppe GSPC. Als Motiv waren Lösegeldforderungen im Gespräch, aber auch politische Motive wurden nicht ausgeschlossen.

"Menschliche Behandlung"

Die Mehrheit der österreichischen Sahara-Geiseln hat unterdessen Berichten widersprochen, sie seien schlecht behandelt worden. "Unsere Behandlung durch die Entführer war sehr menschlich", sagte Harald Galler (40) am Montag bei einer Pressekonferenz von acht der zehn Entführten aus Österreich. Demgegenüber hatte der entführte Reiseleiter Gerhard Wintersteller gesagt: "Die einzige Sprache unserer Entführer war jene der Gewehrkolben."

Geiselsprecher Ingo Bleckmann (60) berichtete: "Die Entführer haben sich von uns abgesetzt, als der erste Schuss gefallen ist." Sie hätten darauf verzichtet, die Geiseln als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen.

(sueddeutsche.de/dpa)

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