Abfall-Krise Neapel:30.000 Tonnen Müll für Hamburg

Weil in Neapel Deponien fehlen, werden insgesamt 160.000 Tonnen Müll in Deutschland entsorgt. Die erste Fuhre aus dem "Abfallkrisengebiet" ist nun in Hamburg eingetroffen.

Der erste Mülltransport aus dem seit Monaten vom Abfallchaos geplagten Neapel ist in Hamburg eingetroffen. Etwa 500 Tonnen per Bahn angelieferter Hausmüll seien am Freitag in einer Verbrennungsanlage im Stadtteil Billbrook entsorgt worden, teilte Stadtreinigungssprecher Reinhard Fiedler mit. In den kommenden zehn Wochen sollen etwa 30.000 Tonnen Abfall aus der süditalienischen Metropole in die Hansestadt gebracht und verbrannt werden.

30.000 con 160.000 Tonnen Müll für Hamburg. (Foto: Foto: AP)

Deutsche Unternehmen wollen im Rahmen eines mit dem italienischen Staat vereinbarten Nothilfeplans insgesamt rund 160.000 Tonnen Müll entsorgen. Nach Hamburg fahren von nun an wöchentlich bis zu vier Züge mit insgesamt maximal 3000 Tonnen Müll aus Neapel, sagte Fiedler. Weitere Transporte gehen an Verbrennungsanlagen in anderen Bundesländern.

Für die Stadtreinigung verursacht das Geschäft mit dem Abfall aus Italien nach Angaben des Sprechers kaum zusätzlichen Aufwand. Die Liefermenge von 30.000 Tonnen entspreche einem Müllaufkommen, wie es Hamburg in zehn Tagen produziere. Auch auf den regulären Abholbetrieb hat die Aktion keinen Einfluss. "Die Entsorgungssicherheit für Hamburger Hausmüll ist durch die zusätzlichen Abfälle aus Italien nicht gefährdet", sagte Stadtreinigungs-Geschäftsführer Rüdiger Siechau.

Bei den gelieferten Abfällen handelt es sich nach Angaben der Stadtreinigung ausschließlich um Hausmüll. Bedenkliche Stoffe seien nicht darunter. Vor der Verbrennung würden die Transporte wie andere Lieferungen auch routinemäßig von der Umweltbehörde überprüft.

In Neapel gibt es seit Weihnachten 2007 immer wieder Probleme mit der Müllabfuhr, weil Deponien fehlen. Viele Bürger sperren sich gegen den Bau neuer Anlagen zur Abfallbeseitigung und blockieren bestehende Betriebe. Die Regierung von Ministerpräsident Silvio Berlusconi hatte deshalb sogar angekündigt, Soldaten zur Bewachung von Deponien einzusetzen.

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