6. Dezember:Abtauchen mit dem Depplaus

Neben Weihnachtsmann und Nikolaus stellt vor allem diese Rolle eine echte Herausforderung für Kleindarsteller dar.

Von Martin Zips

Auf den Unterschied zwischen Nikolaus und Weihnachtsmann muss man an dieser Stelle nicht erneut eingehen. Darüber ist schon genug geschrieben worden. Wichtig wäre, aus aktuellem Anlass, die Einführung eines weiteren Begriffs: den des Depplauses nämlich. Der Depplaus ist dieser Tage recht häufig in Supermärkten, Fernsehshows und Freizeitparks anzutreffen. Er soll - religiös neutral und politisch einwandfrei - ein weihnachtliches Wohlgefühl vermitteln (vorgeschoben) und für Umsatz, Absatz und Einschaltquoten sorgen (hauptsächlich). Der Depplaus ist damit eine eher seelenlose Erfindung der Konsumgesellschaft, noch depperter als der Weihnachtsmann. Deshalb macht er sich fliegend über dem Saarbrücker Christkindlmarkt ebenso zum Affen, wie stehend neben der Skisprungschanze in Kuusamo oder - wie auf unserem Foto hier - schwimmend im Sunshine Aquarium von Tokio (). Natürlich befindet sich hinter jedem Depplaus-Bart ein wunderbarer Mensch, der den Depplaus vermutlich nur aus einem Grund verkörpert: Er möchte mit dem bisschen Geld, das er für seine erbärmliche Rolle zugesteckt bekommt, seinen Lieben etwas Schönes zu Weihnachten schenken. Die Erwartungen sind groß, die eigenen Ansprüche auch. Allerdings sind allzu üppige Weihnachtsgeschenke letztlich auch nur eine Erfindung der Konsumgesellschaft. Am Ende beißt sich der Depplaus damit selber in den Sack.

© SZ vom 06.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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