Leonhardifahrt in Bad Tölz:Nüchterne Analyse

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Alkoholleichen in der Altstadt, die Polizei im Dauereinsatz und ein verärgerter Weihbischof in München: Janker lädt zum Krisengespräch über die Leonhardifahrt.

Alkoholleichen in der Altstadt, die Polizei im Dauereinsatz und ein verärgerter Weihbischof in München: Bei einem Krisengespräch am Mittwoch will der Bad Tölzer Bürgermeister Josef Janker mit Polizei, Feuerwehr, Rotem Kreuz und Jugendamt über die Alkoholexzesse und mögliche Sicherheitsmängel bei der diesjährigen Leonhardi-Fahrt sprechen: "Ich will dann Fakten hören, nicht Vermutungen, nicht Hörensagen, keine Märchen", sagt Janker. Zur Debatte stehen ein absolutes Alkoholverbot auf dem Kalvarienberg, weniger Ausschankflächen, strengere Kontrollen und ein neuer Streckenverlauf.

Festlich gekleidete Trachtler bei der vergangenen Tölzer Leonhardifahrt: Die Alkoholexzesse am Rande der Feierlichkeiten beschäftigen die Stadt weiter. (Foto: Hartmut Pöstges)

Bereits im Vorfeld des Treffens hatte der Tölzer Stadtpfarrer Rupert Frania vorgeschlagen, künftig nur noch Besucher mit Leonhardi-Zeichen zu der traditionellen Pferdewallfahrt zu lassen. Die Kosten für das Zeichen würden diejenigen abschrecken, die nur wegen des Alkohols zur Leonhardi-Fahrt kommen, sagte er Medienberichten zufolge.

Claudia Koch vom Tölzer Jugendamt wehrt sich indes gegen den Eindruck, vor allem Minderjährige hätten sich bei der 155. Leonhardi-Fahrt betrunken. "Es waren nicht die Jugendlichen, die die stärksten Ausfälle hatten", sagt sie. Bei ihren Kontrollen hätten die vier Mitarbeiter des Jugendamts einen anderen Eindruck gewonnen: Am besoffensten waren "Erwachsene ab 18 plus", sagt Koch.

Neben dem Alkohol sieht der Tölzer Polizeichef Markus Deindl bei der Leonhardi-Fahrt auch ein Sicherheitsproblem durch die Menschenmassen. "Das ist augenfällig", sagt er. Deindl unterstützt daher den Vorschlag einer veränderten Streckenführung: Statt durch die Jägergasse sollten die Gespanne nach ihrer Abfahrt den Maierbräugasteig hinunter über die Säggasse Richtung Isar fahren und dann erst in die Marktstraße einbiegen. "Dann hätte man für die Zuschauer die doppelte Aufstellfläche."

Zum Entsetzen der Verantwortlichen war die Tölzer Traditionswallfahrt heuer ausgeartet. Betrunkene und schlägernde Besucher hielten die Polizei die gesamte Nacht auf Trab.

© SZ vom 16.11.2010/fo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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