Holzbildhauer Hans Panschar:Unterwegs sein und heimkehren

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In der ruhigen Atmosphäre seiner Waldateliers setzt sich Hans Panschar mit den Phasen seines Lebens auseinander. Seine Skulpturen sind über die Region hinaus bekannt.

Vanessa von Proff

Eine kleine Lichtung. Frisch geschnittene oder geschälte Baumstämme sieht man hier, die sich farblich gegen die mit dunkler Rinde umzogenen und grünblättrigen Stämme abheben. Das Licht fällt über die Bäume herein und bricht sich. So idyllisch beschreibt Holzbildhauer Hans Panschar seine Arbeit in seinen beiden "Waldateliers". Dort gibt es weder eine Hütte noch sonst irgendeine Unterkunft. Da ist nur Panschar und der Wald. "Es ist toll, in dieser Atmosphäre zu arbeiten", sagt Panschar, "im Wald habe ich meine Ruhe."

Häuser stehen bei Hans Panschar für das Heimkommen, Boote für die Sehnsucht nach dem Fernen. In den "Stadtarchen"-Skulpturen sind beide Bedeutungselemente miteinander verbunden. (Foto: Hartmut Pöstges)

Der gelernte Bootsbauer und Schreinermeister lebt in Berg, wo er auch seine Werkstatt hat. Seine Waldateliers befinden sich in nahe gelegenen Wäldern in Richtung Münsing und Höhenrain und werden ihm von den Besitzern zur Verfügung gestellt. Panschar ist Künstler, und seine Skulpturen sind mittlerweile nicht mehr nur in der Region bekannt. Von April bis Juni findet die Ausstellung "Landgang - Maritime und Urbane Skulpturen" in Hamburg statt. Darin werden die beiden Hauptmotive Panschars aufgegriffen: Häuser und Boote.

Seine künstlerische Arbeit ist stark biographisch geprägt. Die Boote stehen für "das Unterwegssein". Denn nach dem Besuch der Fachoberschule für Gestaltung in München hatte er sich zwei Jahre lang auf Weltreise begeben, er erkundete Nord- und Südamerika, aber auch Australien und Asien. Das zweite Hauptmotiv, die Häuser, stehen für "das Nachhausekommen", das auch in seinem Leben eine Rolle spielt - Panschar ist seit 17 Jahren sesshaft. Die beiden Motive Haus und Boot verbindet er gerne, wie in seinen "Stadtarchen" - Schiffe, auf denen Häuser stehen.

Das Meer ist für Panschar das Pendant zum Wald. Beiden fühlt er sich verbunden. Dabei sei das Meer ein Sehnsuchtsort, der Wald ein Rückzugsort. Er liefert ihm aber auch die Ressourcen: Aus ihm nimmt er das Material für seine Skulpturen. Panschars Kunstwerke sind fast ausschließlich aus Holz. "Das ist nicht nur ein schönes, sondern auch ein spannendes Material", sagt Panschar. "Man braucht viel Erfahrung."

Jeder Stamm sei anders und jedes Holz reagiere anders. Die Stämme bekommt er geschenkt. Von Bauern, Waldbesitzern und Nachbarn. Viele Bäume sind Opfer von Windbruch. Für seine Arbeit verwendet er größtenteils heimische Hölzer. Es komme aber auch vor, dass Leute ihm exotische Hölzer wie etwa Olive aus Italien mitbringen.

Am häufigsten findet die Eiche bei ihm Verwendung, aber auch Linde, Pappel, Buche, Kirsche, Zwetschge und Robinie. Obwohl die Eiche ein hartes Holz hat, bearbeitet Panschar sie gerne. Das liege an der Reaktionsfreudigkeit des Holzes. "Eiche enthält Gerbsäure", erläutert er, und die reagiere in Verbindung mit verschiedenen Stoffen. Zum Beispiel mit Beton, wie es bei den "Betonschiffen" gesehen werden kann. Das Holz wird dabei dunkler.

Ein von Panschar häufig eingesetztes Gestaltungsmoment ist die Reaktion mit Eisen. Trägt man eine Schicht Eisenstaub auf das Eichenholz auf, bildet sich Rost. Das kann man nun entweder so lassen oder den Rost wieder abbürsten. Das Holz darunter ist dann schwarz. Diese Technik verwendete er beispielsweise für die "Bücher ohne Worte". Panschar experimentiert aber auch gern mit Materialmixen. "Ich probiere viel aus", sagt er.

Auch die Linde - "ein typisches Schnitzerholz" - ist für ihn ein geeignetes Material. Sie sei in ihren Eigenschaften ganz anders als Eiche. Lindenholz sei weich und insgesamt leichter zu handhaben. Beim Trocknen des Holzes könne weniger passieren als bei Eichenholz, das Spannungsrisse bekomme, wenn es zu schnell trocknet. Panschar sind Hölzer "mit wenig Eigenleben" lieber. Das würde sonst vom Wesentlichen ablenken: "Ich bin schließlich der Künstler", lacht er. Aus diesem Grund macht Panschar sich zunächst Skizzen von seinen Ideen und sucht sich dann ein Stück Holz, das dafür geeignet ist. Äste und Verwachsungen können ihm da schon mal einen Strich durch die Rechnung machen.

Holz, das frisch aus dem Wald kommt, ist Panschar am liebsten. Es sei weich und lasse sich gut bearbeiten. Die Rohschnitte fertigt er meist in einem seiner Waldateliers an. Dafür verwendet er eine Kettensäge, sein liebstes Werkzeug. Die Feinarbeit ist Handarbeit. Eine Lackierung erhalten seine Skulpturen nicht. Die mache es zu künstlich und es gehe viel verloren. Am liebsten lässt er das Holz "natur" oder experimentiert mit Veränderungen des Holzes, wie sie zum Beispiel durch Verwitterung entsteht.

In seinen Skulpturen bildet Panschar alles ab, was dem Menschen nahe ist. In seiner Werkstatt finden sich viele Stühle und Tische, Bücher, überdimensionierte Streichhölzer, die an den Köpfen wie echte Streichhölzer gebrannt sind, oder ein "Galöffel", ein Werkzeug zum Essen, auf der einen Seite Löffel und auf der anderen Gabel. Auch ein Stiftstummel mit der Aufschrift "Made in Germany" ist darunter. Woher er seine Ideen nimmt? Er lasse sich vom Alltag inspirieren. "Ich habe eher das Problem, dass ich zu viele Ideen habe", sagt er.

Panschar ist selbst Waldbesitzer. In Peißenberg hat er ein kleines Stück Wald geerbt. Dort gibt es auch einen Bach. Allerdings stehen dort nur dünne Erlen. "Die interessieren mich nicht", sagt er, die seien noch nicht stark genug.

© SZ vom 17.03.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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