Geretsried:Ehre für Ära

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Hunderte Gäste huldigen der scheidenden Geretsrieder Bürgermeisterin Cornelia Irmer zur letzten Stadtratssitzung ihrer zehnjährigen Amtszeit

Von Matthias Köpf

Als Cornelia Irmer im Dezember 2004 in ihrer allerersten öffentlichen Stadtratssitzung als neue Geretsrieder Bürgermeisterin ihren Amtseid abgelegt hat, da war der große Ratsstuben-Saal brechend voll. Als die parteifreie Irmer sich am Dienstagabend in ihrer allerletzten Ratssitzung in den Ruhestand verabschiedet hat, da war es ganz genauso: Hunderte von Gästen aus Politik, Kultur, Wirtschaft, Vereinen, Verbänden und Kirchen überhäuften Irmer geradezu mit Huldigungen für eine Dekade, in der sie sachlich viel vorangebracht und zudem das Ansehen Geretsrieds in der Stadt selbst und weit darüber hinaus wesentlich verbessert habe.

Waren die vielen Gäste 2004 vor allem wegen damaliger Neuigkeiten zur S 7-Verlängerung gekommen, so waren sie diesmal wegen Irmer selbst und wegen der ebenfalls ausscheidenden Stadträte André Banse, Gabriele Riegel, Gerhard Vogel, Hans Schmuck, Bernd Emmerich, Evangelos Karassakalidis, Heinz Ocker und Herbert Mieseler da. Die Herren Vogel bis Karassakalidis erhielten auf Beschluss des eigenen Gremiums zum Abschied die Geretsrieder Ehrenmedaille, Mieseler kann sich für seine 30 Jahre im Rat nun den Ehrenring als allerhöchste Auszeichnung der Stadt überhaupt anstecken. Heinz Ocker, der dem Gremium stolze 41 Jahre angehört hat, ist seiner Stadt ohnehin schon längst aller verfügbaren Ehren wert gewesen und bekam daher nur eine neue Plakette für seinen Porzellanlöwen, wie ihn alle ausscheidenden Stadträte erhielten - und wie ihn Ocker im Jahr 2008 auch schon mal bekommen hat, ehe er doch wieder in der Stadtrat nachrückte.

Im Vergleich dazu ist die Ära, die Irmer ihren vielen Lobrednern zufolge in den vergangenen zehn Jahren geprägt hat, eher kurz - und die S 7 stand nicht nur an ihrem Beginn. Sie fährt zwar noch immer nicht über die neun Schienenkilometer ab Wolfratshausen, dafür zog sie sich als Thema durch Irmers gesamte Amtszeit und durch ihren mehr als vierstündigen Abschiedsabend, an dem neben Irmers Stellvertreter Gerhard Meinl und Landrat Josef Niedermaier auch Karl-Peter Naumann vom Fahrgastverband Pro Bahn zur Wort kam und DB-Projektleiter Klemens Kretschmer im Publikum stand. "Die S-Bahn kommt", wiederholte Irmer noch einmal ihr Mantra - auch wenn der heute 40-jährige Wolfgang Anton Schumann als Redner der Industriegemeinschaft Geretsried ähnliche Verheißungen schon im Kindergarten gehört hat.

Vorne saßen neben vielen Ehrengästen aus Stadt und Region auch Louis Giscard d'Estaing, Gerhard Zapfl und Laszlo Merkatz. Der Franzose, der Österreicher und der Ungar sind Bürgermeister der Partnerstädte Chamalières, Nickelsdorf und Pusztavam. Sie dankten Irmer herzlich und standen an dem Abend auch für Frieden, Freundschaft und Vertrauen in Europa als Herzensthema der Bürgermeisterin.

Rathaus-Geschäftsleiterin Ute Raach beschrieb Irmer als neue Fußballtrainerin, der die Methoden des notorischen Schlendrian-Austreibers Felix "Medizinball" Magath demnach nicht ganz fremd zu sein schienen. In der Bundesliga spielte Irmer im Sozialausschuss des Deutschen Städte- und Gemeindebunds. Dorthin hatte sie der Bayerische Gemeindetag entsandt, dessen Geschäftsführer Jürgen Busse ebenfalls Lobendes zu sagen hatte. Am Ende gab Irmer, die als erste Frau in der Runde der Landkreis-Bürgermeister einst noch als "Küken" begrüßt worden war, ihre selbst so formulierte Rolle als "Leitgans " ab, dankte allen und besonders ihrer Familie und überreichte einen symbolischen Schlüsselbund an ihren Nachfolger Michael Müller (CSU).

© SZ vom 02.05.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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