Friedhof Kirchbichl:Ruhiger Dreh für "Sturm der Liebe"

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Es geht um Liebe, Intrigen, Trennungen, Heirat - und Tod. Auf dem Friedhof Kirchbichl werden Szenen für "Sturm der Liebe" gedreht.

Barbara Szymanski

Stürmisch geht es auf dem Friedhof Kreuzbichl in Dietramszell keineswegs zu. Eher herrscht eine dem Ort angemessene Beschaulichkeit. Besucher, die zu den Gräber wollen, werden ab und zu gebeten, einen anderen Weg zu nehmen. Gerade werden die "Bilder" mit den Nummern 1142 bis 1146 für die Telenovela Sturm der Liebe gedreht - eine TV-Serie, die in der ARD von Montag bis Freitag jeweils von 15.10 Uhr an ausgestrahlt wird.

Auf dem Friedhof Kirchbichl wurden einige Szenen für die ARD-Serie "Sturm der Liebe" aufgenommen. (Foto: Hartmut Pöstges)

Darin geht es um Liebespaare, Verwicklungen, Intrigen, Trennungen, Geburt, Heirat, Tod. Das Übliche eben. Die Pressesprecherin Julia Schöppner spricht von einer "sehr erfolgreichen Serie", die nun schon ins sechst Jahr geht, und "hervorragenden Quoten".

Das Drehteam der Bavaria Film- und Fernsehproduktion hat es nicht eilig. Erst die Probe, zwischendurch ein paar Standbilder für die Vorschau im Internet, dann endlich eine Einstellung. Da kommt keine Hektik auf, auch wenn Aufnahmeleiter Daniel Rieder fast ununterbrochen Anweisungen in sein Headset murmelt. Kaum zu glauben, dass die Szenen hernach mit schnell geschnittenen Bildern und dramatischen bis anrührenden Szenen über den Fernsehbildschirm flimmern.

Die guten Quoten der Telenovela, die vor allem ganz junge Leute, Frauen in der Familienpause und ältere Damen sehen, erklärt Julia Schöppner mit einem guten Schauspielerensemble, Plots mit viel Liebe und Dramatik und nicht zuletzt mit dem schönen Oberbayern. Immer wieder gebe es Kameraschwenks über den Tegernsee, den Starnberger See, über Täler, Berge und Wälder. "Die Zuschauer lieben Bayern", sagt Schöppner. Die Geschichten spielen rund um das Fünf-Sterne-Hotel Fürstenhof, das in Wirklichkeit ein Privatschloss ist. Die Adresse verrät die Pressesprecherin nicht. "Sonst kommen Busladungen von Leuten und stören die Besitzer."

Der vergangene Donnerstag, meint der Aufnahmeleiter, sei ein Glücksfall gewesen. Glasklare Luft, fast unwirklich blaue Berge, leuchtend grüne Wiesen und Weiden: Oberbayern wie im Hochglanzprospekt. "Wir drehen von Montag bis Freitag gnadenlos bei jedem Wetter", sagt die Maskenbildnerin Uli Madej, holt aus einem Tiegelchen ein durchsichtiges Gelee und streicht es dem Schauspieler Lorenzo Patané auf den Zeigefinger.

Kurz vor der Szene soll er es auf die Wange tupfen. "Sieht aus wie echt. Ehrlich", beruhigt Madej. Patané mimt den Sternekoch des Fürstenhofs, der um seine bei der Geburt des Sohnes gestorbene Frau Miriam trauert. Gleich mehrere Friedhofsszenen werden mit ihm gedreht, die dann in verschiedene Folgen hineingeschnitten werden. Über den Kinderwagen mit einem neugeborenen Baby, der in der prallen Sonne steht, lacht der Aufnahmeleiter lacht fröhlich: "Keine Sorge, das ist aus Plastik. Toll gemacht, gell?" Das Plastikbaby spielt eine wichtige Rolle. Patané will es als "Vater" nicht annehmen, weil das Kind schuld sei am Tod seiner über alles geliebten Frau. Immer wieder muss der Schauspieler ans Grab treten, hinknien, die Hände falten und Geleetränen weinen.

Das Drehteam und der Mime stöhnen mittlerweile über die stechende Sonne, die Regisseurin Daniela Griesser hat sich in ein Zelt zurückgezogen, beobachtet die gedrehten Szenen am Monitor und gibt Anweisungen über Funk. Blumen welken trotz dunkler Sonnenschirme, irgendwo steht kistenweise Mineralwasser im Schatten, Kostümwechsel und Maske im Freien. Alles wirkt ziemlich improvisiert, läuft aber routiniert wie ein Uhrwerk ab. Jeden Tag wird eine komplette Folge abgedreht - der Sturm der Liebe wird wohl noch eine ganze Weile nicht verebben.

© SZ vom 12.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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