Bad Tölz:Stufenplan zu Barrierefreiheit

Lesezeit: 2 min

Bad Tölz ebnet Touristen mit Rollstuhl den Weg. Handwerker und Planer denken darüber nach, wie sie Hindernisse beseitigen können. Und auch die Stadträte wollen noch in sich gehen.

Suse Bucher-Pinell

Barrierefreier Tourismus könnte für Bad Tölz und die Region bald Realität werden. Einen entsprechenden Stufenplan für den Weg dorthin gibt es bereits, die Kooperation Barrierefreie Gestaltung von Lebensräumen (BGvL) hat ihn dem Stadtrat vorgestellt.

Bürgermeister Josef Janker (CSU) blickte danach allerdings in "fragende Gesichter" unter den Stadträten und verschob die Diskussion auf später. Eventuell soll das Thema in einer Klausur vertieft werden. "Da muss man sicher sein, dass man den Weg gehen will", sagte er.

Die Kooperation BGvL, ein von der Wirtschaftsförderung der Stadt unterstützter Zusammenschluss von Handwerkern und Planern aus der Region, bietet ein Mal im Monat im Rathaus Wohnberatung an. So sollen Privatleute und Gewerbetreibende dabei unterstützt werden, Barrierefreiheit umzusetzen.

Anfangs schleppend angelaufen, spricht sich das Angebot langsam herum. Derzeit würden vier Projekte von Familien und Einzelpersonen beraten und begleitet, berichtete Rüdiger Klemens im Stadtrat. Die Erstberatung ist jeweils kostenlos.

Auch die Stadt hat beim Umbau der Alten Schießstätte am Schützenweg auf die Erfahrung der BGvL zurückgegriffen und daraus gelernt, dass die Experten von Anfang an einbezogen werden sollten und nicht erst kurz vor Fertigstellung.

Beim geplanten Umbau des Rathauses läuft das jetzt anders, die BGvL ist bereits in die Eingabeplanung involviert. Je früher in der Planung auf Barrierefreiheit geachtet werde, desto geringer seien die Kosten, sagt die BGvL.

Eine enge Zusammenarbeit bestehe auch mit der Sportjugendherberge, die einige Zimmer entsprechend umbauen will. Für Hotels und Gaststätten bietet die BGvL ebenfalls Lösungen, die wenig kosten. "Es gibt Hotels in Bad Tölz, die sich dafür interessieren", sagte Rüder Klemens.

In der "barrierefreien-touristischen-Servicekette" kommt auch die Stadt ins Spiel. Wirtschaft und Kommune sollen an einem Strang ziehen und unter dem Motto "Besser leben für alle" Urlaub ohne Barrieren ermöglichen. Dafür werden öffentliche Gebäude wie Rathaus und Tourist Information, Veranstaltungsorte von Kurhaus bis Kirche, Sport- und Freizeitmöglichkeiten, Kinderspielplätze, Bushaltestellen, Parkplätze, Stadtrundgänge und Wanderwege geprüft.

Jede einzelne Route wird abgegangen mit dem Ziel, Hindernisse für Menschen mit Behinderung zu erkennen. Was funktioniert gut, was funktioniert nicht, alles wird "schonungslos" dokumentiert. Die Ergebnisse fließen in einen Maßnahmekatalog ein, der das weitere Vorgehen beschreibt.

In der Umsetzung beschreitet die BGvL ein innovatives Konzept. Weg von Piktogrammen, hin zu detaillierten Beschreibungen. Wie sind die Bodenoberflächen beschaffen? Wie viele, wie hohe Stufen sind zu überwinden? Gibt es einen Handlauf? Muss eine Begleitperson mit? Jeder soll selbst entscheiden können, ob das Ziel für ihn passe. "Ein Weg mit sechs Prozent Steigung ist für einen 20-jährigen Sportler im Rollstuhl geeignet, nicht aber für einen 80-jährigen schwachen Patienten", erklärt Klemens.

Die Erstellung des Dokumentationsplans veranschlagt die BGvL mit knapp 30 000 Euro, die einzelnen Positionen bewegen sich zwischen 560 Euro und 1120 Euro. Geld, das für Franz Mayer-Schwendner gut angelegt ist. "Überzeugendes Ergebnis, tolles Vorhaben, das sollten wir machen", sagte er. Der Stadtrat nahm das Konzept zur Kenntnis. Diskussion folgt.

© SZ vom 06.12.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: