Wiesn-Bilanz:Ein Prosit auf die Glühwein-Wiesn

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Nass statt Maß: Dieses Jahr kamen "nur" 5,9 Millionen Besucher (Vorjahr 6,3), die mit 5,5 Millionen Maß rund zehn Prozent weniger tranken als 2003. Einen Rekord gab es trotzdem: Am Samstag gab es so viele Polizeieinsätze wie nie zuvor.

Von Claudia Wessel und Dominik Hutter

Vermutlich der Regen war schuld daran, dass die Besucher-Marke von sechs Millionen auf der Wiesn heuer nicht geknackt wurde. Auf Grund der kühlen Witterung wurden rund 3700 Liter Glühwein getrunken, 89 Ochsen wurden verspeist.

Während am Eröffnungs- und am letzten Wiesnwochenende das Wetter sonnig und warm war, sah es in der Zeit dazwischen relativ düster aus. "Die Wiesn hat unter dem Wetter gelitten", sagte Oberbürgermeister Christian Ude bei der Abschluss-Pressekonferenz. "Deswegen haben wir dieses Jahr auch keine Rekordzahlen - denen wir aber auch gar nicht nachhecheln."

Im bundesdeutschen Volksfestvergleich zeige sich das Oktoberfest immer noch als Stabilitätsfaktor. "Andere, etwa den Cannstatter Wasen in Stuttgart, hat es wegen des schlechten Sommerwetters, aber auch wegen der Konsumzurückhaltung der Bürger weit schlimmer getroffen." Von panikartiger Zurückhaltung bei der Wiesn könne jedoch keine Rede sein.

Die geschickte Reservierungsregel

Dazu beigetragen habe sicherlich die Reservierungsregelung. "Es ist geschickt, dass die Leute auch bei Regen zu ihren reservierten Plätzen eilen müssen." Die Forderungen nach einem "15., möglicherweise auch 16., 17., 18. Zelt" auf der Theresienwiese erklärte Ude für absurd. "Wer das fordert, soll uns auch bitte sagen, wo dieses Zelt stehen soll."

"Das Oktoberfest ist ein Barometer für die Stimmung beim Verbraucher", sagte auch Fremdenverkehrschefin Gabriele Weishäupl. "Und die Stimmung war gut - trotz herbstlicher Sturmtiefs." Erfolgreich zeigten sich heuer die Ordner: Sie sammelten rund 210.000 gestohlene Bierkrüge wieder ein (im Vorjahr 195.000).

Ein Wiesnhit konnte erstmals nicht ausgemacht werden. Der "Holzmichel" schaffte es eindeutig nicht, ansonsten gab es "viele Favoriten", so Weishäupl.

Immerhin einen Rekord gibt es dann doch zu vermelden: Am letzten Wiesn-Samstag mussten die 300 Wiesn-Beamten fast 250 Einsätze absolvieren - so viele wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen. "Die Frustration unter den Besuchern ist groß, wenn man von weither anreist und die Zelte schon am Vormittag dicht sind", erklärt Polizeisprecher Peter Reichl.

Muskelprotz bog Gitterstäbe auseinander

Dementsprechend gereizt sei die Stimmung gewesen. Mit Folgen: Rund 100 Wiesn-Besucher wurden festgenommen. Darunter offensichtlich auch ein Mann mit Kräften wie Arnold Schwarzenegger: Ein 23-jähriger Münchner, der wegen einer Maßkrugschlägerei in der Sammelzelle der Wiesn-Wache einsaß, bog einfach mal eben die Gitterstäbe auseinander. Zwei seiner Zellengenossen konnten hindurchschlüpfen. Wiederfestnahme: sofort. Zum Zurechtbiegen der Gitterstäbe musste die Polizei die Feuerwehr und deren elektrischen Rettungsspreizer zu Hilfe rufen.

Insgesamt lautet das polizeiliche Resümee: mehr Einsätze als im vergangenen Jahr (1708 statt 1581), mehr Festnahmen (695 statt 613), aber weniger Anzeigen (1412 statt 1714). Es gab vier Vergewaltigungen (drei Täter wurden festgenommen) und neun sexuelle Belästigungen (sechs Festnahmen). 517 Führerscheine wurden bei 24.119 Kontrollen eingezogen. Deutlich beruhigt hat sich das Phänomen betrunkener Jugendlicher: Das Rote Kreuz musste "nur" 14 Jugendliche unter 16 (Vorjahr 26) ärztlich behandeln.

© SZ vom 4.10.1004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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