Werbegag oder Schicksal?:Ärger um Vorverkauf für Robbie Williams - Konzerte

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Fans beschweren sich über nächtlichen Sonderverkauf als Werbegag - Kartenbüro: Wir haben unser Bestes getan.

Jochen Temsch

So viel Aufregung um Robbie Williams war noch nie. Der Ansturm auf die Eintrittskarten zu den beiden Konzerten des britischen Pop-Superstars am 1. und 2. August 2006 im Olympiastadion hat so historische wie hysterische Ausmaße erreicht.

Für Robbie stehen die Fans stundenlang in der Kälte. (Foto: Foto: reuters)

Überall, wo es die Karten zu kaufen gab, bildeten sich lange Schlangen, beim städtischen Ticketservie München Ticket brach zeitweise das Bestellsystem zusammen. Innerhalb weniger Stunden waren bis auf wenige Restkontingente 120.000 Karten zum Preis zwischen 55 und 82 Euro weg.

Beim Sonderverkauf für das erste Konzert in der Nacht zum vergangenen Samstag standen laut Veranstalterangaben 8000 bis 10.000 Menschen in Kälte und Schnee an, um die Schalteröffnungen um kurz nach 0 Uhr zu erleben. Die ersten kamen bereits 24 Stunden vorher, manche harrten bis fünf Uhr morgens aus

Nicht einmal in den besten Tagen von Michael Jackson, der es auch auf zwei ausverkaufte Konzerte in Münchens größter Arena brachte, ging es laut Branchenkennern dermaßen zu.

Werbetrick auf Kosten der Fans

Im Eifer des Gefechts hat sich jedoch auch einiger Ärger über die Konzertveranstalter aufgestaut, was die Verteilung der Tickets betrifft. Für Deutschland ist die Berliner Agentur MCT zuständig, für München Propeller Music.

Enttäuschte Robbie-Fans spekulierten bereits, dass der nächtliche Sonderverkauf nur ein unnötiger Werbetrick im Stile der Bewerbung von Harry-Potter-Neuerscheinungen gewesen sei, um mediale Aufmerksamkeit zu schaffen. Ihr Verdacht lautete: Man habe sie mitten in der Nacht antreten lassen, obwohl von vornherein klar gewesen sei, dass es ein Zusatz-Konzert am 2. August geben würde.

Dies dementiert der Geschäftsführer von Propeller Music, Frank Bergmeyer. Er sagt: "Es gab nur die Option auf ein weiteres Konzert, falls der Vorverkauf gut laufen würde. Dass es so erfolgreich werden würde, war nicht vorstellbar."

Die Entscheidung für das zweite Konzert am 2. August sei in Absprache mit der Agentur MCT erst am Samstagnachmittag gefallen. Bis dahin waren die Tickets für den 1. August außer bei der nächtlichen Aktion über eine spezielle Fan-Website und ein weiteres Kontingent über München Ticket verkauft worden.

Nicht genug Tickets im Vorverkauf

Doch auch, was den gewöhnlichen Verkauf anging, gab es Kritik. Fans von außerhalb Münchens beschwerten sich, dass sie nicht an Karten kamen. Auch Münchner Vorverkaufsstellen beklagten, dass sie keine oder nicht genügend Tickets zugeteilt bekommen hätten.

Bergmeyer, dessen Team aus vier Angestellten besteht, entgegnet: "Wir haben unser allebestes, unser allermöglichstes getan." Er habe versucht alle, die bei der ersten Runde keine Karten erhielten, beim Zusatz-Konzert zu berücksichtigen. Die Verteilung sei "sehr, sehr schwierig".

Das liege auch an den Tickets selbst, die nicht, wie sonst meist üblich, direkt am Schalter für die Kunden ausgedruckt werden können, sondern in aufwendig gedruckter Papierform ausgeliefert werden. Dies soll Fälschungen verhindern.

Außerdem verwehrt sich Bergmeyer gegen den Vorwurf der Geldmacherei. Mit fünf Euro pro Karte sei die Vorverkaufsgebühr viel geringer als üblich.

© SZ vom 24.11.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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