Weihnachten im ...:Fast-Food-Restaurant

Bei McDonald's gibt es statt Andacht und Krippe Hits und Pommes - vor allem aber: Es ist hell. Es ist geöffnet. Es ist jemand da.

Anne Goebel

Apfel, Zimt und Mandelstern: Der Dreiklang deutscher Weihnachtsgemütlichkeit! Warum nicht mal so: Kakaogetränk classico, Karotten-Muffin fettreduziert, Cheese cake American style. Natürlich lässt sich das nicht so schön singen, das muss aber auch keiner, an Heiligabend bei McDonald's. Die Filialen der Burgerkette, zum Beispiel im Euroindustriepark, können in der Christnacht sowenig mit Besinnlichkeit punkten wie sonst im Jahr. Hier gibt's keine Andacht beim imaginären Vor-der-Krippe-knien, hier laufen die Hits und brutzeln die Pommes - vor allem aber: Es ist hell. Es ist geöffnet. Es ist jemand da.

"Am Vierundzwanzigsten kommen die, die keinen haben zum Feiern", sagt Pressesprecherin Sabina Lorenz. Vormittags sei richtig viel los, weil die Leute in den umliegenden Supermärkten noch einkaufen und sich dann stärken müssen. So am Nachmittag komme ein "kleines Loch", und dann kommen die, die allein sind. Um in kein großes Loch zu fallen am Heiligen Abend, wenn alle anderen Menschen auf der Welt zusammenrücken, nehmen sie eben einen Burger oder Kuchen im Mc Café.

An der Kaffeetheke hat am Vierundzwanzigsten Anita Sacirovic Dienst. Sie ist aus Serbien und keine Christin, was an ihrer Weihnachtsbegeisterung überhaupt nichts ändert. Am ersten Feiertag geht es zu den Eltern ihres Freunds zum Plätzchenessen, und Geschenke gibt es auch. Anitas Wohnung muss man sich als eine Art Adventlandschaft vorstellen. "Alles voller Kerzchen, Duftlampen, ich liebe das", sagt sie. Und ihr Tannenbaum steht schon seit dem 30. November.

© SZ vom 23.12.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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