Vorläufiges Endergebnis:München wählt schwarz-gelb

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Der CSU-Bundestagsabgeordnete Johannes Singhammer muss wegen der CSU-Wahlschlappe um seinen Wiedereinzug ins Parlament bangen. Falls Edmund Stoiber und Günther Beckstein, die ohne eigenen Wahlkreis auf der CSU-Liste standen, nach Berlin wechseln, verpasst Singhammer den Wiedereinzug in den Bundestag.

Berthold Neff

Der frühere Münchner CSU-Chef, der dem Bundestag seit 1994 angehört, hatte das Rennen um das Direktmandat im Münchner Norden auch diesmal gegen seinen SPD-Konkurrenten Axel Berg verloren. Er aber war auf der CSU-Liste auf Platz 7 abgesichert.

Die Wahlergebnisse in München seit 1990. Die dünneren Linien zeigen die Ergebnisse auf Bundesebene. (Foto: Grafik: SZ)

Weil die CSU diesmal jedoch um 9 Prozentpunkte abrutschte und unter die 50-Prozent-Marke fiel, dürfen außer ihren 44 direkt gewählten Kandidaten nur zwei Listen-Bewerber aus Bayern nach Berlin.

Da Ministerpräsident Edmund Stoiber und Innenminister Günther Beckstein auf der Liste vor ihm liegen, muss Singhammer hoffen, dass zumindest einer der beiden weiter im Freistaat Politik macht. Er selbst wollte über seine Aussichten "nicht weiter spekulieren", zeigte sich aber hörbar geschockt: "Das hätte ich nicht für möglich gehalten."

Keine Chance für SPD-Frauen

Sicher ist bereits jetzt, dass die beiden anderen Münchner Bewerber auf der CSU-Liste, Hannelore Roedel und Matthias Sehling, nicht gewählt wurden. Für die SPD war schon früh klar, dass es ihr Frauen-Trio Claudia Tausend, Brigitte Meier und Stephanie Jung wegen der aussichtslosen Platzierung auf der Liste ohne Direktsieg nicht in den Bundestag schaffen würde. Damit ist Axel Berg der einzige Münchner SPD-Abgeordnete. Bisher hatte auch Bayerns DGB-Chef Fritz Schösser Münchner Interessen im Bundestag vertreten.

Die Grünen freuten sich gestern über ihr zweitbestes Bundestags-Ergebnis in München. Sie werden, wie bisher schon, im Reichstag durch Jerzy Montag vertreten, der auf Platz 4 der Landesliste stand und sicher gewählt wurde. Für die FDP, die mit 12,3 Prozent an ihr gutes Ergebnis von 1990 (12,7 Prozent) anknüpfte, hat es ihr Stadt-Chef Rainer Stinner wieder geschafft. Auf Platz 4 der Landesliste gesetzt, hätte ihm diesmal, da die FDP bayernweit ihr bestes Ergebnis überhaupt einfuhr, sogar Platz 9 zum Einzug in den Bundestag gereicht.

Wie bereits bei der Bundestagswahl 2002 hätte es in München zu einer absoluten schwarz-gelben Mehrheit gereicht. CSU und FDP erreichten zusammen 49,8 Prozent der Münchner Stimmen. Am stärksten waren sie im Osten, wo sie auf 51,7 Prozent kamen, und im Süden, wo sie 50,2 Prozent erhielten. Rot-Grün schnitt am besten in West-Mitte ab, wo es SPD und Grüne gemeinsam auf 48,6 Prozent der Stimmen schafften.

Alle "Großen" verlieren

Während FDP und die mit Verstärkung von der Wahlalternative Soziale Gerechtigkeit (WASG) neu formierte Linkspartei mit PDS-Kern stark zulegten, verloren die drei Münchner "Großen" insgesamt 9,3 Prozentpunkte. Die SPD büßte am wenigsten ein, gab auf - allerdings recht niedrigem Niveau - nur 0,7 Punkte ab, währen die CSU um 7,1 Punkte absackte. Ihre 37,5 Prozent sind das drittschlechteste Ergebnis seit ihrer Gründung, nur 1949 (17,5 Prozent) und 1969 (37,2 Prozent) war die Ausbeute noch magerer.

Die kleinen Parteien blieben zwar allesamt unter der Ein-Prozent-Marke, legten aber (im kleinen Maßstab zwar) dennoch zum Teil deutlich zu. Die rechtsextreme NPD fuhr viermal mehr Stimmen ein als vor drei Jahren, die Bayern-Partei verdreifachte ihr Ergebnis.

© SZ vom 20.09.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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