Verkehr:"10-Minuten-Takt der S-Bahn kommt"

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Interview mit Bayerns Verkehrsminister Otto Wiesheu

Interview: Ekkehard Müller-Jentsch

(SZ vom 09.12.1997) - Wird die von den meisten MVV-Fahrgästen und vor allem den Berufspendlern sehnlich erwartete Einführung des Zehn-Minuten-Taktes bei der S-Bahn nun doch wieder auf die lange Bank geschoben? Otto, Goedecke, Chef des Regionalen Planungsverbandes, äußerte dieser Tage Befürchtungen, daß die schon lange geplante Taktverkürzung wegen Geldmangels um weitere zwei bis drei Jahre hinausgeschoben werden könnte. Ob die Fahrgäste wirklich noch länger auf Verbesserungen im Schnellbahnnetz warten müssen - oder ob gar Gerüchte stimmen, daß die "Operation Stammstrecke" ganz gestrichen werden soll - wollten wir gestern von Bayerns Verkehrsminister Otto Wiesheu wissen.

SZ: Ist der schon oft angekündigte und auch von Ihnen stets für dringend notwendig erklärte Zehn-Minuten-Takt im S-Bahn-Bereich durch die immer leerer werdenden Staatskassen zum leeren Versprechen geworden? Auf diese klare Frage bitten wir Sie um eine unmißverständliche Antwort.

Wiesheu: Der Zehn-Minuten-Takt auf den wichtigsten Außenästen der Münchner S-Bahn kommt! Es gibt keine Veranlassung, daran zu zweifeln.

SZ: Von der Taktverdichtung wären ohnehin nur Teile des S-Bahn-Netzes, nämlich die West-Linien 2, 3, 4, 5 sowie die Ost-Linien 2, 5 und 6 betroffen. Wie wir berichtet haben, könnten zwischen Pasing und Ostbahnhof auch nach dem Ausbau der Stammstrecke bestenfalls 33 Züge pro Stunde und Richtung verkehren. Derzeit passen lediglich 27 Bahnen durch die Röhre. Die wichtigste Voraussetzung für den Zehn-Minuten-Takt wäre also, so rasch wie möglich das "Nadelöhr" zu erweitern.

Wiesheu: Das ist richtig. Unser Ziel ist es, die Ertüchtigung der Stammstrecke bis zum Jahr 2001 abzuschließen.

SZ: Die zum Ausbau notwendigen Investitionen wollte der Freistaat ursprünglich zu 100 Prozent übernehmen. Wie man hört, wollen Sie jetzt aber nur noch 85 Prozent der Kosten bezahlen.

Wiesheu: Die Finanzierungsverhandlungen mit der Bahn AG sind noch nicht abgeschlossen. Wir werden alles dafür tun, daß wir zu einem für beide Seiten vertretbaren Ergebnis kommen. Ich bin zuversichtlich, das wir bei diesen Bemühungen erfolgreich sein werden.

SZ: Solange mit den alten S-Bahn-Zügen gefahren wird, würde die elektronische Aufrüstung der Tunnelröhre ziemlich sinnlos bleiben.

Wiesheu: Es stimmt, die Vorteile der ertüchtigten Stammstrecke könnten nur mit den neuen Fahrzeugen der Baureihe ET 423 voll genutzt werden.

SZ: Und wann wird die Bahn AG endlich über diese modernen S-Bahn-Garnituren verfügen?

Wiesheu: Die Auslieferung der Fahrzeuge soll Ende 1999 beginnen.

SZ: Bringt die Fertigstellung der Neufahrner Spange nicht wenigstens den Fahrgästen von und zum Flughafen schon so eine Art Zehn-Minuten-Takt?

Wiesheu: Das stimmt. Von November 1998 an werden die S 1 und die S 8 gemeinsam die Zielpunkte Flughafen und Hauptbahnhof im Zehn-Minuten-Takt verbinden.

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