Überwachungsvideo veröffentlicht:Video-Fahndung nach U-Bahn-Schlägern

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Auch vier Tage nach der jüngsten U-Bahn-Schlägerei am Innsbrucker Ring ist der genaue Ablauf der Tat noch unklar. Es fehlen Zeugen.

Bernd Kastner

Vier Tage nach der jüngsten U-Bahn-Schlägerei am Innsbrucker Ring am Sonntagmorgen haben Polizei und Staatsanwaltschaft ein Überwachungsvideo veröffentlicht. Auf ihm sind die drei mutmaßlichen Täter gut zu sehen. Nach ihnen wird noch gefahndet. Der genaue Ablauf der Auseinandersetzung ist noch unklar, es fehlen Zeugen.

(Foto: Foto: ddp)

Die späte Veröffentlichung des Videos erklärt die Polizei mit dem Jahreswechsel: Erst am Mittwoch, dem ersten Arbeitstag im neuen Jahr, sei der Fall zu den zuständigen Ermittlern gekommen. Dann habe die Staatsanwaltschaft sofort einen richterlichen Beschluss beantragt, um die Aufnahmen veröffentlichen zu dürfen.

Mordermittler Josef Wilfling verteidigte seine Kollegen aus dem Kommissariat für Jugendgewalt (K 124): Es handle es sich lediglich um eine gefährliche, aber alltägliche Körperverletzung. "Es war keine Schlamperei, es ist seinen ganz normalen Gang gegangen", sagte Wilfling zu den Ermittlungen.

Nach dem Angriff auf den Rentner am U-Bahnhof Arabellapark am 20. Dezember waren acht Tage später am U-Bahnhof Fraunhoferstraße zwei Männer von drei Jugendlichen verletzt worden. Die Vorfälle haben eine bundesweite Diskussion um Jugendkriminalität und junge Ausländer ausgelöst sowie Fragen nach der Sicherheit in der Münchner U-Bahn.

Was genau geschah beim dritten Fall innerhalb von nur zehn Tagen? Das Video liefert keine Erkenntnisse, von wem die Agression ausging. Die Schilderungen der Geschehnisse am Innsbrucker Ring beruhen bislang allein auf den Angaben der beiden 45-jährigen Haupt-Opfer.

Demnach saßen sie und ein junges Pärchen am Sonntag gegen 4.45 Uhr in der U 5 in Richtung Neuperlach-Süd. Sie fühlten sich offenbar durch mehrere, etwa 20 Jahre alte Männer gestört, die mit einem MP3-Player sehr laut Musik gehört haben sollen.

Ob es drei oder vier waren, ist noch nicht geklärt.

Angeblich hörten sie türkische Lieder, weshalb die Ermittler vermuten, dass es sich um Türken handet. Auf die Aufforderung, die Musik leiser zu drehen, sei einer aus der Tätergruppe aggressiv geworden und habe einen der 45-Jährigen und den jungen Mann, der mit seiner Partnerin unterwegs war, mehrmals mit der Faust ins Gesicht geschlagen.

Einer der Angegriffenen habe eine blutige Nase davongetragen. Mit im Abteil hätten sich laut Polizei rund 15 weitere Fahrgäste befunden, keiner habe aber offenbar eingegriffen oder sich bislang als Zeuge gemeldet.

Am Innsbrucker Ring verließen die mutmaßlichen Täter die Bahn. Auf dem Video sind drei Männer zu erkennen, wie sie auf dem Bahnsteig direkt hinter der Fahrerkabine durch die offene Tür mit den Opfern, die noch im Zug sind, aufgebracht reden.

Die Personen im Zug treten mit den Füßen nach denen auf dem Bahnsteig, es kommt zu einer kurzen Rangelei in der Tür. Einer der Täter versucht, Kontakt mit der Fahrerin aufzunehmen. Diese habe laut MVG einen Notruf abgesetzt, die Leitstelle habe dann die Polizei alarmiert.

Obwohl die 45-Jährigen eigentlich hätten weiterfahren wollen, stiegen auch sie am Innsbrucker Ring aus und folgten dem Trio. Sie hätten die Angreifer "zur Rede stellen wollen", so August Resch, Leiter des K124. Das Paar sei sitzen geblieben.

Im Zwischengeschoss schlug einer aus dem Täter-Trio einem der 45-Jährigen erneut die Faust ins Gesicht. Trotz dieser zweiten Attacke folgten die Opfer den Jüngeren auch noch an die Oberfläche. Dort wurden die beiden 45-Jährigen dann nach eigenen Aussagen mit Steinen attackiert.

Polizeisprecher Wolfgang Wenger sagte, man rate in solchen Situationen Opfern davon ab, in der Nähe der Täter zu bleiben. Wenn, solle man sie allenfalls aus sicherer Distanz verfolgen.

Mittlerweile habe sich das Pärchen gemeldet: Zwei 20-jährige Studenten, er Türke, sie Deutsche. Bislang seien sie noch nicht vernommen worden. Auch die beiden Haupt-Opfer habe man noch nicht intensiv befragt. Die Frage, ob sie alkoholisiert waren, kann die Polizei nicht beantworten: Sie hätten etwas getrunken, die Menge aber sei unbekannt.

(Zeugenhinweise unter Telefon 2910-0.)

© SZ vom 04.01.2008/berr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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