Transrapidpläne sind gescheitert:Wenig Hoffnung für die Express-S-Bahn

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Der Freistaat will das Geld nur für die Hochtechnologie ausgeben - es gibt eine Diskussion um Zubringer-Varianten.

Dominik Hutter und Berthold Neff

Nach dem in Berlin verkündeten Aus für den Transrapid ist in München erneut der Streit um die beste Anbindung an den Flughafen entbrannt. Während die SPD wieder die Express-S-Bahn ins Spiel brachte, will Wirtschaftsministerin Emilia Müller (CSU) erst einmal per Gutachten klären lassen, welche Möglichkeiten es überhaupt gibt. Dabei stehe man wieder ganz am Anfang, "eine rasche Lösung wird es leider nicht geben".

Unklar blieb zunächst, ob der Bürgerentscheid zum Transrapid am 13. April noch stattfindet. OB Christian Ude (SPD) will daran festhalten, falls das Planfeststellungsverfahren bis dahin nicht offiziell beendet wird.

Es gibt "keinen Plan B" für die Münchner Flughafenanbindung, verkündete Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) nach seiner Rückkehr vom Krisengipfel in Berlin. Soll heißen: Die Münchner müssen nun lange warten, bis sich auf der Airport-Trasse etwas tut. Zunächst einmal soll Ministerin Müller ein Gutachten in Auftrag geben, dessen Ergebnis dann in den kommenden Wochen oder Monaten vorliegt.

Wenig Hoffnung können sich die Münchner wohl auch auf das für den Transrapid reservierte Geld machen. Beckstein erklärte am Donnerstag, er wolle die aus Bayern zugesagten 490Millionen Euro für Hochtechnologieprojekte, also nicht für eine Express-S-Bahn, verwenden. Und das Geld aus Berlin sei wohl "weg" - sprich: Es wird bundesweit verteilt.

Verkehrsministerin Müller machte aus ihrer Antipathie für die bisherigen Express-S-Bahn-Lösungen keinen Hehl. Die Aussage, alle bislang geprüften Rad-Schiene-Alternativen seien deutlich schlechter als der Transrapid, gelte weiterhin. In dem Gutachten sollen nun neue Varianten zur Flughafenanbindung, vielleicht auch über eine Fernbahn-Spange, untersucht werden.

Eine Realisierung vor 2015 sei aber "unrealistisch", für eine Express-S-Bahn gebe es noch nicht einmal eine Vorentwurfsplanung. Müller schließt eine Express-S-Bahn dennoch nicht gänzlich aus. Sie erwartet aber, dass sich die Stadt dann zur Hälfte daran beteiligt.

Die SPD fordert weiterhin den Bau des "M-Express", also einer Express-S-Bahn auf der Trasse der S8 über Ismaning. "Wir davon aus, dass nun mit Hochdruck an der von uns immer präferierten Alternative gearbeitet wird", erklärte der Fraktionsvorsitzende im Rathaus, Helmut Schmid. Diese Variante, bei der die Anlieger durch einen mehrere Kilometer langen Tunnel zwischen Daglfing und Johanneskirchen entlastet würden, soll nach Schätzungen der Stadt zwischen 625 und 860 Millionen Euro kosten - je nach Berechnungsvariante.

Der grüne Landtagsabgeordnete Martin Runge mahnte jedoch, nicht schon wieder ein Finanzabenteuer einzugehen. Zudem müssten die Investitionen in erheblichem Maße auch anderen Fahrgästen als nur denen zum Airport zugute kommen. Runge zufolge gibt es ein gutes Dutzend Varianten, den Flughafen anzubinden, etwa eine Trassenführung über die S1.

Ob der für den 13. April geplante Bürgerentscheid stattfindet, hängt nun von der Staatsregierung ab - die Initiatoren des Plebiszits wollen erst dann einen Rückzieher machen, wenn das derzeit noch laufende Genehmigungsverfahren für die Magnetschwebebahn definitiv beendet ist. Dies kann nach Auskunft des zuständigen Eisenbahn-Bundesamtes sehr rasch geschehen, es bedürfe lediglich der Rücknahme des Antrags.

Für den Münchner CSU-Bundestagsabgeordneten Johannes Singhammer, durch dessen Wahlkreis der Transrapid geschwebt wäre, war schon Stunden vor Beginn der Berliner Runde klar: "Ein Transrapid, der statt 1,85 Milliarden Euro mehr als drei Milliarden Euro kostet, fährt nirgendwo in München hin." Der örtliche CSU-Landtagsabgeordnete Joachim Unterländer begrüßte den Ausstieg, da die Planungen "die berechtigten Lärmschutzbedenken der Bevölkerung" nicht berücksichtigt hätten.

Der Münchner CSU-Vorsitzende Otmar Bernhard hingegen sieht in dem Aus für den Transrapid "keinen Grund zur Freude", da sich der "Verkehrs-Kater spätestens dann einstellen wird, wenn die Suche nach einer Alternative begonnen hat". Die CSU sei nun gespannt, wie OB Christian Ude die schnelle Flughafenanbindung im Zuge der Olympia-Bewerbung 2018 realisieren will. Auch die FDP versuchte, den Schwarzen Peter nun Ude zuzuschieben.

Der Münchner FDP-Chef Rainer Stinner erklärte, Udes Freude zeige, "dass ihm die Lösung dieses sachlichen Problems völlig gleichgültig ist". Stinner: "Der Transrapid wäre auf Jahre hinaus die einzige Lösung gewesen."

Im Gloria-Kino ist nun wohl am kommenden Mittwoch um 15.30Uhr ein Termin frei. Um diese Zeit wollte die Initiative "Bayern pro Rapid" ihren neuen Werbespot für den Transrapid vorstellen.

© SZ vom 28.03.2008/ngh - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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