Transrapid:Planer mit "Titanic-Syndrom"

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Der geplante Münchner Transrapid wird von allen Seiten kritisiert. Nun beklagen die Grünen die laxen Sicherheitskonzepte.

Bernd Kastner

Die Grünen im Landtag haben massive Zweifel am Sicherheitskonzept für die geplante Transrapid-Strecke zwischen Hauptbahnhof und Flughafen. Wie der Bund Naturschutz wiederholte der grüne Abgeordnete Martin Runge die Forderung nach einem Stopp des Projekts.

Die Grünen fordern den Stopp des Münchner Transrapid-Projekts (Foto: Foto: dpa)

Der von den Grünen beauftragte Verkehrsberater Martin Vieregg bezweifelte die Aussagen der Industrie und der Politik, wonach der Transrapid das mit Abstand sicherste Verkehrsmittel sei. Diese - aus Sicht von Vieregg durch die Unfälle in Shanghai und Lathen widerlegte - Annahme habe zu einer zu laxen Sicherheitsphilosophie geführt. So gehe man davon aus, dass die Züge im Notfall die nächstgelegene Station anfahren könnten, dass eine Begleitstraße nicht nötig sei, und der Magnetzug keinen Fahrer brauche.

Als "sehr bedenklich" bezeichnet Vieregg das Konzept, immer eine der Evakuierungsstationen anfahren zu können. Vielmehr müsse man auch auf freier Strecke viel mehr Notabstiege planen als bislang. Die aufgeständerte Trasse erschwere den Rettungskräften die Arbeit, wie der Brand in Shanghai gezeigt habe.

Hohe Brandgefahr

Überhaupt geht Vieregg von einer wesentlich höheren Brandgefahr als bei der herkömmlichen Bahn aus, da der Transrapid mit wesentlich höheren Strömen betrieben werde. Wegen dieser Feuergefahr sei es bei den geplanten Tunneln, sofern sie tiefer als 20 Meter liegen, nötig, einen zusätzlichen Servicetunnel zu bauen. In diesen könnten sich die Fahrgäste sofort flüchten, während die Evakuierung aus einer Tiefe von 40 Meter sehr lange dauere.

Wo die Trasse auf Stelzen verläuft, reiche der bislang geplante Rettungssteg zwischen den beiden Fahrbahnen mit einer Breite von 80 Zentimetern nicht aus, bemängelt Vieregg. Dieser Weg könne zum Beispiel dann nicht betreten werden, wenn auf der Gegentrasse noch ein Zug unterwegs sei.

Er fordert breitere Fluchtwege auf beiden Seiten der Trasse und eine Begleitstraße, die mindestens so breit sein müsse, dass sich zwei Rettungsfahrzeuge begegnen können.Rudi Remm vom Bund Naturschutz spricht von einem "Titanic-Syndrom": Wer an die absolute Sicherheit glaube, werde nachlässig.

Transrapid nicht zu Lasten des Nahverkehrs

Bayerns Verkehrsminister Erwin Huber (CSU) betonte unterdessen, dass der Transrapid nicht zu Lasten des Nahverkehrs gehe. Die Staatsregierung wolle die Magnetbahn im Rahmen des "Zukunftsprogramms Bayern 2020" finanzieren. Dagegen würde die von Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) geforderte Express-S-Bahn "zu großen Teilen" aus dem Nahverkehrsetat des Freistaats finanziert werden.

Huber: "Neben der zweiten Stammstrecke auch noch eine Express-S-Bahn in München zu fordern, ist in Wahrheit rücksichtsloser Zentralismus zu Lasten der übrigen Regionen des Freistaates." Die Transrapid-Verbindung zwischen Hauptbahnhof und Flughafen käme dagegen allen Fahrgästen aus Bayern zugute.

© SZ vom 30.09.06 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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